„Die Schande währt ewig“
Die Einfädleraffäre rund um Marcel Hirscher hat die Tonart im Weltcup deutlich verschärft. Vor allem Ivica Kostelic nahm Hirscher am Sonntag nach Abschluss der Hahnenkammrennen in Kitzbühel ins Visier. Der Kroate fühlte sich u. a. um seinen Zagreb-Heimsieg betrogen, sah aber auch die Grundregeln der Fairness verletzt.
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„Wer weiß, vielleicht hat Hirscher ja öfters und auch in anderen Rennen eingefädelt. Das ist kein sauberes Bild“, stichelte der amtierende Gesamtweltcup-Sieger. Die Serie von verbalen Giftpfeilen Richtung Hirscher hatte der begeisterte Hobbyhistoriker Kostelic mit einem abgeänderten geschichtsträchtigen Zitat aus dem Jahr 1415 anlässlich der von den Engländern gegen die Franzosen gewonnen Schlacht von Agincourt gestartet.
Weltcup-Sieger will Entschuldigung von Hirscher
„Es ist nur ein Rennen, aber die Schande währt ewig“, ließ Kostelic Hirscher und Felix Neureuther wissen, dass sie auf ihre ersten beiden Plätze am 5. Jänner in Zagreb nicht stolz zu sein brauchen. Die Diskussion, wonach der Österreicher und der Deutsche in der kroatischen Hauptstadt nicht regelkonform unterwegs waren, erboste Kostelic extrem. „Das ist eine Sache, die mich sehr tief getroffen, aber auch sehr motiviert hat.“ Der 32-Jährige glaubt Hirscher ganz offensichtlich nicht, dass er einen Einfädler nicht spürt.

Reuters/Michael Buholzer
Zum Shakehands wird es am Dienstag in Schladming wohl nicht kommen
„Im Sport gibt es Basiswerte, die mir sehr wichtig sind. Wenn jemand diese Werte verletzt, vergesse ich das ganz sicher nicht.“ Die Tatsache, dass FIS-Renndirektor Günter Hujara nach genauem Studium der Bilder von Zagreb Hirscher und Neureuther vom Einfädlerverdacht freisprach, interessierte Kostelic nur wenig. „Okay“, lautete der erste kurze Kommentar, ehe er hinzufügte: „Wenn mich meine Augen nicht täuschen, dann muss ich sagen, dass er eingefädelt hat. Für mich ist das keine Frage.“
Kostelic forderte, dass sich „dieser Mann wenigstens entschuldigen sollte“. „Auch wenn es keine Beweise gibt, man kann auch aufgrund von Indizien vor Gericht gehen“, sagte Kostelic, der sich bei seinem Sturz im Abfahrtstraining in Kitzbühel eine leichte Knöchelblessur zugezogen hat, aber mit Platz eins in der Kombination und Rang drei im Slalom am Sonntag 160 Punkte für den Gesamtweltcup sammelte. Kostelic kommt es sehr komisch vor, dass sich der Einfädlerverdacht nach Zagreb und Adelboden nun am Sonntag im ersten Kitz-Durchgang neuerlich wiederholt habe.
Hirscher will Kostelic zur Rede stellen
Hirscher kündigte daraufhin in der ORF-Sendung „Sport am Sonntag“ an, gemeinsam mit Neureuther mit Kostelic sprechen zu wollen. „Wir haben uns geeinigt, dass wir mit ihm reden wollen. Irgendwie ist das eine Beleidigung, das vorzuwerfen, ohne Beweise zu haben“, sagte Hirscher. „Die Vorwürfe finde ich sehr gravierend und nicht nachvollziehbar. Das soll auch nicht sein Job sein, das zu entscheiden“, so Hirscher.
Er berief sich auf Jury und Renndirektor, die die Entscheidungen zu treffen haben. Der 22-Jährige will aber auch künftig nicht abschwingen, sollte er sich selbst nicht sicher sein, ob er die Tore korrekt passiert hat. „Den Fehler werde ich nicht machen, auf Verdacht stehen zu bleiben“, betonte Hirscher.
Auch Deville würde Einfädler „spüren“
Vedran Pavlek vom kroatischen Verband meinte über den Ärger seines Schützlings: „Ivica ist ein echter Sportler, der für einen fairen Wettkampf ist. Wenn er verliert, dann soll es fair zugehen.“ Auch der Verbandsdirektor glaubt, dass ein Torfehler spürbar ist. „Ich war selbst Rennläufer. Ich denke, dass das ein Athlet fühlen sollte. Marcel ist so ein guter Fahrer, der braucht doch so etwas nicht.“
Kitzbühel-Sieger Cristian Deville bezeichnete Hirscher als „guten Kerl“. „Deshalb will ich ihm glauben, ich habe Respekt vor Marcel“, sagte der Italiener. Ganz persönlich kann er sich aber kaum vorstellen, einen Torfehler nicht mitzubekommen. „Ich würde sagen, dass ich es bei 1.000 Einfädlern zweimal nicht spüre. Ich habe beim Sommertraining in Argentinien eingefädelt, da habe ich jetzt noch Schmerzen.“ Deville merkte aber auch an, dass Hirscher eben ganz besonders nahe an die Kippstangen heranfahre.
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