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ÖSV-interne Attacke sorgt für Aufregung

Ein interner Informant sorgt im Österreichischen Skiverband (ÖSV) für Unruhe. Wer hat der „Krone“ vor dem Kitzbühel-Slalom geheime Informationen zugesteckt? In deren Visier stand Marcel Hirscher, der sich als Slalom-Seriensieger in der Auslage befand - in Zagreb soll er laut ÖSV-„Maulwurf“ eingefädelt und damit irregulär gewonnen haben. Derweil steht fest: Sein Sieg war regulär.

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Die Aufregung war groß - bei Hirscher genauso wie im ÖSV. Langsam kommt Licht in die dubiose Affäre, die tatsächlich ÖSV-intern ausgelöst worden sein dürfte. Der verantwortliche „Krone“-Redakteur selbst gab an, von einem Trainer bzw. Betreuer des ÖSV informiert worden zu sein. Der ÖSV dementierte nicht, wollte die Sache aber erst intern klären.

Erfolge bringen auch Neider

Zusätzlich dürfte es auch ein „anonymes SMS“, wie in der „Krone“ behauptet, gegeben haben. Die Untersuchungen laufen auf Hochtouren. Der Verband hat einen konkreten Verdacht. Namen wolle er jedoch erst nennen, sobald die Beweislage stichfest ist. „Wir fragen uns nur, wer im ÖSV so gut auf dem Weg sein könnte, dass ihm Marcel im Weg ist“, hieß es aus Hirschers engstem Umfeld. „Aber so ist das eben. Mit dem Erfolg kommen die Neider.“

Marcel Hirscher fährt Slalom

GEPA/M. Oberlaender

Marcel Hirscher fällt es zur Zeit nicht leicht, die Ruhe zu bewahren

Verwirrspiel um Berthold

Hirscher sagte: „Es ist eine neue Herausforderung, der ich mich stellen muss. Vielleicht meistere ich sie ja.“ Davon geht sogar ÖSV-Sportdirektor Hans Pum aus. „Für Marcel ist es eine irrsinnige Belastung. Aber ich bin überzeugt, dass er das wegsteckt.“ Verwunderung herrschte im ÖSV auch über Cheftrainer Mathias Berthold. Am Samstag hatte der 44-Jährige den kolportierten Einfädler noch bestätigt: „Beim fünften Mal Hinschauen haben wir es bei der Videoanalyse gesehen“, sagte Berthold, der diesmal nicht im Teamhotel Quartier bezogen hatte.

Am Sonntag ruderte der Vorarlberger zurück: „Es lässt sich streiten, ob es ein Einfädler war oder nicht. Manche Experten sagen ja, manche nein. Das ist nach wie vor noch nicht sicher.“ FIS-Renndirektor Günter Hujara gab endgültig Entwarnung: „Es war alles korrekt. Die Büchse der Pandora ist nun offenbar geöffnet worden. Wir aber müssen seriös bleiben.“ Hujara wunderte sich nicht über die Vernaderung Hirschers. „Wir haben das zurzeit sehr oft: Anonyme SMS und Leute, die anfangen, zu denunzieren.“ Grundsätzlich dürfe man zwar niemanden, der versucht anzuklagen, verurteilen. Gleichzeitig müsse man aber sehr vorsichtig damit umgehen und nicht jeden Fahrer gleich in Verdacht bringen.

„Müssen alles durchchecken“

„Wenn es eine Anfrage gibt, dann müssen wir aber selbstverständlich auch alles durchchecken", sagte Hujara. Als viel Lärm um nichts stellte sich das bei Hirscher heraus.“ Gegen Vernaderer ist auch er machtlos. Deshalb ist die FIS und damit auch Hujara gefordert, Unklarheiten in Zukunft Einhalt zu gebieten. Bei der rasanten Entwicklung im Slalom sei das schwer genug.

„Wir brauchen bis hin zu Fotografen, die direkt auf der Höhe sind, plus Videoauswertung plus Zoom, dass wir das noch feststellen können. Eine Sicherheit gibt es nur dann, wenn man wirklich bis zum letzten Moment mit HD-Auflösung arbeiten kann", sagte Hujara. Derzeit sei es für Torrichter, die nicht den optimalen Blickwinkel haben, in manchen Fällen nahezu unmöglich zu entscheiden, ob ein Tor richtig passiert wurde oder nicht.“

Michael Fruhmann, ORF.at aus Kitzbühel

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