„Das war die richtige Motivation“
Nach Abschluss der Bodentests und Präsentation der Kapsel hat Felix Baumgartner bei der Stratos-Mission den nächsten Schritt gewagt. Der 42-jährige Salzburger absolvierte einen Test aus 22 km Höhe. Die Mission geht in die heiße Phase. Im Sommer wird Baumgartner versuchen, als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer zu durchbrechen, mit einem Sprung aus der Stratosphäre - mehr als 36 km über der Erde.
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Der Test erfolgte aus 21.800 m Höhe über Roswell im US-Bundesstaat New Mexico. Dabei soll Baumgartner eine Geschwindigkeit von 587 km/h erreicht und sein freier Fall drei Minuten und 33 Sekunden gedauert haben. „Ich bin zurück auf der Erde und immer noch aufgeregt, ich kann es kaum in Worte fassen, was passiert ist“, teilte Baumgartner mit. Nur zwei Menschen seien jemals aus größerer Höhe mit dem Fallschirm abgesprungen: Joe Kittinger und der Russe Roger Eugene Andrejew (24.483 m, 1962). Wie der Test verlaufen sei? „Wie auch immer, ich habe viele glückliche Gesichter gesehen hier, und nichts anderes zählt.“
In der Todeszone überlebt
„Das war die richtige Motivation für das Team und die nächsten Schritte“, sagte Baumgartner, der zuvor von einem Heliumballon über die Armstrong-Linie gebracht worden war. Um 9.50 Uhr (Ortszeit) landete Baumgartner im Raumanzug mit dem Fallschirm in der Wüste von New Mexico - knapp 30 Kilometer von Roswell entfernt. Dort war der österreichische Extremsportler 1:40 Stunden zuvor gestartet und in seiner Druckkapsel vom fast 50 Meter hohen Ballon in die Todeszone getragen worden.
Als Todeszone wird laut Pressemitteilung in der Raumfahrt jener lebensfeindliche Bereich bezeichnet, in dem Flüssigkeiten wie Blut bei Temperaturen von minus 60 Grad Celsius zu verdampfen beginnen. Aufstieg und Ausstieg aus der Kapsel verliefen derweil nach Plan. Zum Problem wurde die Kälte: „Ich konnte meine Hände kaum bewegen. Daran müssen wir noch arbeiten“, so Baumgartner.

APA/EPA/Global Newsromm/Jörg Mitter
Die Freude nach dem erfolgreichen Sprung war groß
Neben Baumartner und dem Kapselsystem bestand auch der Ballon den Test einwandfrei, er riss in rund knapp 30 km Höhe. Die Druckkapsel, aus der Baumgartner abgesprungen war, landete später unbeschadet in der Wüste. Im Juni steht ein weiterer Test aus 27.000 m auf dem Programm, der eigentliche Rekordflug sei für Sommer geplant.
Ein Sprung, viele Rekorde
Der Salzburger soll als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer durchbrechen und sämtliche Rekorde mit einem Sprung an sich reißen. Mit einem Heliumballon und einer speziellen Druckkapsel wird Baumgartner zu diesem Zweck hoch über die Erde aufsteigen, um danach im freien Fall innerhalb von 30 Sekunden auf mehr als Mach 1 zu beschleunigen. Insgesamt würde er fünf Minuten und 35 Sekunden frei fallen. Baumgartner würde damit Geschichte schreiben und fünf Bestmarken löschen.
Baumgartner würde nicht nur Kittingers Rekorde aus dem Jahr 1960 für den höchsten Absprung, den längsten freien Fall und die höchste dabei erreichte Geschwindigkeit (31 km, vier Minuten und 36 Sekunden, 990 km/h) überbieten, sondern auch die Bestmarke von Victor Prather und Malcolm Ross für die höchste bemannte Ballonfahrt (34,7 km) übertreffen. Ermöglicht würde die Beschleunigung durch den geringen Luftdruck in der Stratosphäre.
Baumgartners Schlusspunkt
Warum gerade Roswell als Missionsort für Baumgartner gewählt wurde? Weil die Wettersituation dort, wie Red Bull mitteilte, optimal, die nötige Infrastruktur vorhanden und die Bevölkerungsdichte gering sei. Gleichsam kehrt Baumgartner an jenen Ort zurück, an dem Kittinger vor 52 Jahren zu seiner historischen „Excelsior“-Mission gestartet war. Der US-Amerikaner ist auch wichtiges Mitglied des Stratos-Teams. Dank seiner Erfahrung soll das Unternehmen gelingen.
Für Baumgartner bleibt die Mission gefährlich - u. a. durch abfallenden Druck, der menschliches Blut durch Dampfblasen ab circa 18 km über dem Boden zum Kochen bringen kann - bei Temperaturen von bis zu minus 56,6 Grad und niedrigem Sauerstoffgehalt. Ein Mensch würde bei diesen Bedingungen unter normalen Umständen nicht überleben. Baumgartner freut sich auf die Herausforderung. Die Stratos-Mission soll das würdige Ende seiner Karriere sein.
Michael Fruhmann, ORF.at
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