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Ein „Denkmal“ nimmt Abschied

Nach 17 Jahren Profifußball war am Dienstagabend Schluss: Die dreifache Weltfußballerin Birgit Prinz hat in Frankfurt mit einer Fußball-Party offiziell ihre aktive Karriere beendet. Zwei Tore steuerte die erfolgreichste Spielerin der Welt bei ihrem Abschiedsspiel noch einmal bei und meinte dann: „Es war ein schöner Abend.“

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Beim 6:3 zwischen dem deutschen Damen-Nationalteam und Prinz’ Ex-Club 1. FFC Frankfurt erhoben sich um 19.45 Uhr 6.500 Fans von den Sitzen und schwenkten ein wenig wehmütig kleine Plakate: „Danke Birgit“ stand darauf. Prinz gab das Kompliment zurück. „Es hat riesig Spaß gemacht, ein gutes Spiel vor einer tollen Kulisse“, schwärmte die 34-jährige langjährige Kapitänin der deutschen Nationalelf.

Spielerinnen applaudieren Birgit Prinz

Reuters

Nach 17 Jahren trat Prinz am Dienstag in Frankfurt von der Fußballbühne ab

„Hat Frauen-Fußball salonfähig gemacht“

Prinz trug in ihrem letzten Spiel für je eine Hälfte das Trikot von Frankfurt und der DFB-Elf. Für beide Teams erzielte die mehrfache Weltfußballerin ein Tor. Sie setzte in der 85. Minute mit einem letzten Treffer den Schlusspunkt ihrer Karriere, die 1994 begonnen hat. Prinz erzielte in 214 Länderspielen 128 Tore und wurde 2003 und 2007 mit Deutschland Weltmeister. Fünfmal gewann Prinz die EM, nur eine Goldmedaille bei Olympia blieb ihr versagt.

Tränen gab es beim Abschied trotzdem keine. „Die Wehmutsphase kommt vielleicht noch. Heute habe ich den Tag einfach genossen, obwohl ich vorher ein bisschen angespannt war.“ Dafür die verdienten Lobeshymnen. „Birgit Prinz war die prägende Figur des deutschen Frauen-Fußballs in den letzten zehn, 15 Jahren. Sie hat ihn im Bewusstsein der Öffentlichkeit weit nach vorne gebracht und salonfähig gemacht“, schwärmte „Kaiser“ Franz Beckenbauer.

Birgit Prinz in ihrem Abschiedsspiel

dapd/Mario Vedder

Statt zum Triumphzug wurde die Heim-WM für Prinz zum Fiasko

Heim-WM als bitterer Schlusspunkt

Prinz sei „ein Qualitätssiegel in der ganzen Welt. Sie ist damit eine der größten Botschafterinnen, die der DFB hervorgebracht hat“, lobte auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Ihre Rekorde seien „kaum zu überbieten“, damit habe sie „sich ein Denkmal gesetzt“. Prinz hatte in ihrer Karriere viele große Momente und nur wenige Enttäuschungen, die waren dafür umso bitterer.

„Die Tiefpunkte waren sicher am Anfang und am Ende“, so Prinz und meinte damit ihre erste WM 1995, als sie im Finale gegen Norwegen (0:2) schon kurz vor der Pause ausgewechselt wurde - und die Heim-WM im Vorjahr. Da hatte Trainerin Silvia Neid sie im zweiten Gruppenspiel gegen Nigeria - ihrem letzten Länderspiel - frühzeitig vom Platz geholt. Die Bilder, als Prinz aus Wut und Enttäuschung ihre Mitspielerinnen auf der Bank „abklatschte“, gingen um die Welt.

In Zukunft wird analysiert

Doch der Zwist mit Neid, der sie nach dem deutschen Viertelfinal-Aus gegen Japan vorwarf, sie „zum Abschuss freigegeben“ zu haben, ist beigelegt. „Wir hatten im Vorjahr einen offenen Austausch. Jetzt ist alles okay. Klar hätte ich mir einen würdigeren Abschluss gewünscht“, sagte Prinz.

Prinz, die 2010 ihr Psychologiestudium abschloss, ist derzeit in der Berufsfindungsphase. Seit Februar hospitiert sie beim deutschen Bundesligisten Hoffenheim an der Seite des Sportpsychologen Jan Mayer. „Das ist eine interessante Erfahrung.“ Und eine ganz neue nach 17 Jahren auf dem Fußballfeld.

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