Unvergessliche 1:52,72 Minuten
Sein Auftritt über 100 m Kraul war einer der Höhepunkte der Olympischen Spiele 2000 in Sydney: Der aus Äquatorialguinea kommende Eric Moussambani bewältigte die Distanz nur unter Aufbietung seiner letzten Kräfte, sein Einsatz machte ihn aber zum Liebling der Fans und zum Medienstar. Bei den Sommerspielen heuer in London will „Eric, the Eel“ (der Aal) nun sein Wissen als Trainer weitergeben.
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Der mittlerweile 33-jährige Moussambani, der einem Job in der Ölindustrie nachgeht, wurde als Coach des Schwimmteams von Äquatorialguinea nominiert und kommt damit zu seinem Olympiacomeback. Wie viele Schwimmer er bei den am 27. Juli beginnenden Spielen in London betreuen wird, ist vorerst allerdings noch nicht klar.
Solo für Eric
Berühmt wurde Moussambani zum Auftakt der Schwimmbewerbe von Sydney, als er gemeinsam mit zwei weiteren Schwimmern zu seinem Vorlauf über 100 m Kraul antrat. Da seine Konkurrenten flott, allerdings deutlich vor dem Startschuss loslegten, war der Weg frei für den jungen Mann aus Äquatorialguinea. Nach der Disqualifikation seiner Gegner stand ihm das Olympiabecken alleine zur Verfügung.

AP/Photo/Rusty Kennedy
Am Ende der Kräfte, aber auch am Ziel
Und er nützte die Gelegenheit vor 17.000 zuerst lachenden, dann aber begeistert mitgehenden Zuschauern recht lange: Seine Zeit von 1:52,72 Minuten lag „Welten“ über der der Besten. Pieter van den Hoogenband holte sich wenige Tage später Gold in 48,30 Sekunden - Video zu Moussambanis Auftritt auf YouTube.
Training im Hotelpool
Doch die Sympathie der Zuschauer war Moussambani sicher. Und sie erhöhte sich noch deutlich, als die Hintergründe seiner Karriere zum Vorschein kamen. Die Grundlagen im Schwimmen hatte er sich erst einige Monate vor den Olympischen Spielen angeeignet, da es in Äquatorialguinea kein Becken mit den Olympiamaßen (50 m Länge, 25 m Breite) gab, trainierte er alleine und ohne Coach in einem 20-m-Hotelpool.
Nach Sydney kam er nur dank einer Wildcard für kleine nationale Verbände, dort durfte er aber immerhin bei der Eröffnung der Spiele die Fahne seines Landes tragen. Einen Rückschlag gab es dann allerdings doch, denn Moussambani erfuhr, dass er über 100 m starten sollte. Vorbereitet hatte er sich aber auf die 50-m-Distanz. Was folgte, ist in die Olympiageschichte eingegangen.
„Die ersten 50 Meter waren okay, aber auf den zweiten 50 war ich etwas besorgt und habe gefürchtet, dass ich es nicht schaffen werde“, erklärte Moussambani nach seinem Olympiaauftritt, bei dem man sich teilweise wirklich Sorgen um ihn machen musste. „Aber dann ist etwas passiert. Ich glaube, es waren all die Leute, die hinter mir gestanden sind. Ich war wirklich stolz. Es war ein tolles Gefühl, und ich habe den Applaus geliebt. Ich hatte das Gefühl, als ob ich eine Medaille gewonnen hätte.“
Bestzeit um fast eine Minute gedrückt
Dass er mittlerweile auch durchaus Erfahrung hat, die er als Trainer weitergeben kann, zeigte sich bereits in den Jahren nach dem legendären Auftritt. Moussambani verbesserte seine persönliche Bestzeit auf unter 57 Sekunden und verpasste die Olympischen Spiele 2004 in Athen nur wegen Problemen mit dem Visum. Nun will er in London auch seine Fähigkeiten als Trainer unter Beweis stellen.
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