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Zukunft noch offen

Vier Weltcup-Siege, zahlreiche Verletzungen, sensationelle Comebacks und ein beinahe fataler Sturz - Hans Gruggers Karriere glich einer Achterbahnfahrt. Am Dienstag zog der 30-jährige Salzburger aus gesundheitlichen Gründen einen Schlussstrich unter seine aktive Laufbahn als Skifahrer. „Dieser Schritt war absolut nicht schmerzhaft für mich“, sagte Grugger bei seinem Abschied in Innsbruck.

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Die Nachwirkungen seines schweren Sturzes am 20. Jänner 2011 im Training zur Abfahrt auf der Kitzbüheler Streif ließen den Traum vom neuerlichen Comeback im Rennzirkus platzen. Nach Knieverletzungen und zahlreichen weiteren Blessuren kämpfte sich Grugger, der seit 2003 im Weltcup fuhr, immer wieder in den ÖSV-Kader zurück. Die durch den Sturz hervorgerufenen Probleme mit dem rechten Fuß wollten jedoch nicht besser werden.

Cheftrainer Mathias Berthold, Skirennläufer Hans Grugger und Sportdirektor Hans Pum

APA/Robert Parigger

Grugger wurde von Matthias Berthold (l.) und Hans Pum (r.) unterstützt

„Kann immer noch frei Ski fahren“

„Mein rechter Fuß wurde in den letzten Monaten einfach nicht besser bzw. es hat sich nichts geändert. Die Chance auf Besserung besteht zwar, aber die Zeit ist nicht voraussehbar“, sagte Grugger. Bei seinem Unfall hatte der 30-Jährige neben einem schweren Schädelhirntrauma auch eine Gefäßverletzung an der Halsschlagader, Rippenbrüche und eine Lungenquetschung erlitten und befand sich nach einer Notoperation zehn Tage lang im künstlichen Tiefschlaf.

Am 12. Oktober 2011 stand der Abfahrer in Sölden erstmals wieder auf Skier, seit damals arbeitete er fieberhaft an seinem Comeback. Dass es mit der Fortsetzung der Karriere nun doch nichts wird, steht für Grugger an zweiter Stelle. „Ich bin heilfroh und dankbar, dass es mir so gutgeht. Dass ich in Zukunft keine Rennen mehr bestreiten kann, ist ein relativ kleines Problem“, sagte der Salzburger. Privat bleibt der Sieger von vier Weltcup-Rennen den Pisten treu. „Ich kann immer noch frei Skifahren und eigentlich wieder alles machen“, so der 30-Jährige.

Hans Grugger beim Abfahrtstraining

GEPA/US Presswire

Grugger gewann als Aktiver zwei Abfahrten und zwei Super-Gs

Ausbildung zum Skilehrer

Über seine weitere Zukunft konnte und wollte Grugger noch nicht viel verraten. „Bis zuletzt habe ich gehofft, dass das mit dem Skirennsport doch noch was wird“, sagte der nunmehrige ÖSV-Pensionist, „ich weiß nur, dass ich die Trainerprüfung und den staatlichen Skilehrer in nächster Zeit absolvieren möchte.“ An seine aktive Zeit erinnert er sich trotz der zahlreichen Verletzungen gerne zurück.

„Das waren sicher die vier Weltcup-Siege. Es war jedes Mal ein Highlight, vor allem mein erster Sieg in Bormio. Aber auch mein erstes Mal Skifahren nach meinem Sturz. Zwar nicht aus sportlicher, aber aus emotionaler Sicht“, sagte Grugger. ÖSV-Cheftrainer Mathias Berthold würdigte zum Abschied seinen Schützling. „Mit Hans Grugger verliert unser Team einen super Sportler und einen ganz tollen Menschen, der nicht nur in der Öffentlichkeit ein absoluter Sympathieträger war“, sagte der Vorarlberger.

Trainer würdigt Grugger

Auch ÖSV-Sportdirektor Hans Pum pflichtete Berthold bei. „Ich weiß nicht, ob ich heute traurig oder glücklich über diese Entscheidung sein soll. Traurig, weil eines der größten Abfahrtstalente der letzten Jahre seinen Rücktritt erklärt. Glücklich, dass Hans nach seinem Horrorsturz diese Entscheidung frei treffen kann“, sagte der Oberösterreicher. „Ohne seine positive Einstellung, die er bei all seinen vielen Verletzungen an den Tag gelegt hat, wäre ein so beeindruckender Weg zurück in den Alltag auch gar nicht möglich gewesen.“

Für Pum rückt Gruggers Schicksal auch den Kampf um Weltcup-Punkte wieder in die richtige Relation. „Die Geschichte von Hans hat uns auch gezeigt, dass, obwohl es bei uns um Hundertstelsekunden geht, am Ende doch die Gesundheit das Wichtigste ist“, sagte der Sportdirektor. Pum hatte für den ehemaligen Abfahrer auch bereits eine Karriereoption im Köcher: „Wir hoffen, dass er irgendwann in der Zukunft als Trainer für den Skiverband tätig sein wird.“

„Zimmerkollegen“ hören auf

Für den Österreichischen Skiverband ist Gruggers Rückzug der zweite prominente Abgang innerhalb weniger Wochen. Am 12. März hatte Mario Scheiber seine Karriere beendet. Mit Grugger verband den Osttiroler nicht nur eine langjährige Freundschaft, sondern auch das Schicksal einer verletzungsgebeutelten Karriere. Im Spital waren die beiden sogar Zimmerkollegen. Scheiber war 2011 eine Woche nach dem Salzburger in Chamonix schwer gestürzt. Sein Comeback in der Saison darauf war allerdings nicht von Erfolg gekrönt.

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