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Ein perfektes Wochenende

Der Sieg von Pastor Maldonado am Sonntag beim Grand Prix von Spanien war eine echte Überraschung. Nicht weniger erstaunlich war aber auch die Art und Weise, wie sich der 27-Jährige seinen ersten Erfolg in der Königsklasse sicherte.

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Der Williams-Pilot hielt dem Druck stand und ließ sich in seinem 24. Grand Prix weder durch die großen Erwartungen in der Heimat noch durch die „geerbte“ Poleposition aus der Ruhe bringen. Die Tatsache, dass er gleich beim Start von Ferrari-Star Fernando Alonso überholt wurde, kommentierte er nach dem Rennen trocken: „Als ich gesehen habe, dass ich in der ersten Kurve Zweiter bin, habe ich mir gesagt: ‚Okay, das Rennen dauert noch lange. Wir müssen Druck machen, unsere Strategie ändern und Ferrari attackieren.‘ Und das haben wir gemacht.“

Pastor Maldonado (Williams) mit Siegerpokal

APA/EPA/Srdjan Suki

Ein neues Gesicht auf dem Siegerpodest

Ein ganz spezieller Moment

Der Plan ging perfekt auf, nach einer fehlerlosen Fahrt trug sich Maldonado als erster Grand-Prix-Sieger Venezuelas in die Geschichtsbücher seines Landes ein. „Das ist ein wundervoller Tag. Nicht nur für mich und mein Team, sondern auch für ganz Venezuela. Das ist ein ganz spezieller Moment für mein Land. Wir haben so hart gearbeitet. Schon mein zweiter Platz in der Qualifikation (Pole-Mann Lewis Hamilton wurde nachträglich ans Ende des Feldes gereiht, Anm.) war eine schöne Bestmarke. Es ist ein unglaubliches Wochenende.“

Unmittelbar nach dem Rennen hatte er sich noch betont zurückhaltend gegeben: „Ein sehr guter Job, Jungs“, richtete er der Boxencrew über Funk aus. Dabei ist Maldonado als GP2-Meister von 2010 erst im Vorjahr in die Königsklasse eingestiegen - dank einer Reihe von staatlichen Sponsoren, die ihm Venezuelas Präsident Hugo Chavez mit auf den Weg gegeben hat.

Die Investition hat sich ausgezahlt

Maldonado ist ein großer Bewunderer von Chavez, der ihn in der Heimat zu einer Art Galionsfigur aufbauen will. Sport und Politik ließen sich wunderbar verbinden, so der neue Sieger. „Für den Sport ist es sehr wichtig, dass er vom Staat unterstützt wird“, sagte Maldonado einmal. Kolportierte 45 Millionen US-Dollar (34,8 Mio. Euro) lässt sich die staatliche Erdölgesellschaft PDVSA sein Cockpit bei Williams kosten. Südamerikas größter Erdölkonzern ist Hauptgeldgeber des Hoffnungsträgers. Dazu wird Maldonado aber auch vom verstaatlichten Telekomkonzern CANTV und weiteren staatsnahen Betrieben unterstützt.

Spätstarter mit starkem Aufwärtstrend

Maldonado stammt aus der Millionenstadt Maracay im Norden Venezuelas, nahe der karibischen Küste. Zu den Rennen wird er von seiner halben Familie begleitet. Für einen Formel-1-Einsteiger war er mit 26 bereits relativ alt, seinen ein Jahr älteren Teamkollegen Bruno Senna hat er aber bereits im Griff. Als Fahrercoach haben die beiden Williams-Piloten in dieser Saison den Österreicher Alexander Wurz zur Seite gestellt bekommen.

Wurz bezeichnet Maldonado als „sehr intuitiven Fahrer. Er ist extrem gut, mein Anteil daran ist aber minimal“, betonte der ehemalige Formel-1-Pilot. Lediglich etwas weniger aggressiv solle er am Lenkrad drehen, habe er ihm geraten - mit Erfolg: Mit den sensiblen Pirelli-Reifen kommt Maldonado sehr gut zurecht.

Ein Mann für alle Fälle

Zudem zeigte sich der Sensationsmann im Duell mit dem zweitplatzierten Lokalmatador Alonso völlig unerschrocken. Diesen Mut ließ er auch nach dem Rennen nicht vermissen, als in der Williams-Box ein Brand ausbrach, bei dem mehrere Personen verletzt wurden. Der neue Grand-Prix-Sieger brachte seinen zwölfjährigen Cousin ebenso in Sicherheit wie den Siegespokal.

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