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Teamverteidiger droht Sperre

Dass er um schlagfertige Antworten bei Interviews nicht verlegen ist, hat Aleksandar Dragovic schon des Öfteren bewiesen - siehe seine Sticheleien gegen Mario Gomez vor dem Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Bayern München. Nun droht dem 21-Jährigen vom FC Basel wegen einer echten „Watschen“ nach dem Sieg im Schweizer Cup am Mittwoch über Luzern Ungemach.

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Der ÖFB-Teamspieler hatte bei der Siegerehrung dem Schweizer Verteidigungs- und Sportminister Ueli Maurer zum Spaß hinterrücks dreimal einen leichten Schlag auf den Hinterkopf versetzt. Die Aktion, die von den TV-Kameras (Video auf YouTube) eingefangen wurde, sorgte für einen Sturm der Entrüstung in der Schweizer Medienlandschaft. Das Boulevardblatt „Blick“ berichtete über eine „bundesrätliche Watschn-Affäre“ - und die könnte schwerwiegende Konsequenzen für den Übeltäter nach sich ziehen.

Ueli Maurer, Verteidigungsminister der Schweiz

Reuters/Ruben Sprich

Maurers Hinterkopf wurde zur Zielscheibe von Dragovic

Zwei Spiele Sperre?

Laut „Blick“ droht dem „übermütigen FCB-Flegel“ ein Disziplinarverfahren wegen seiner respektlosen Aktion gegen den Politiker. Eine Sperre von zwei Spielen steht im Raum. Gestützt ist diese Maßnahme von Artikel 13 der Rechtspflegeordnung (RPO) des Schweizer Fußballverbandes (SFV). „Gegen diese Grundsätze verstößt, wer sich beleidigend verhält oder in anderer Weise elementare Anstandsregeln verletzt“ bzw. „wer vorsätzlich in die körperliche Integrität einer anderen Person eingreift.“

Dragovic hatte sich erst vor kurzem Ärger mit den Behörden eingehandelt, als er bei einer spontanen Meisterfeier der Basler einen Feuerwerkskörper abgebrannt hatte. Damals setzte es für den Wiener und bekennenden Pyrotechnikfreund eine Anzeige. Zahlreiche Schweizer Politiker fordern nun ein hartes Vorgehen gegen den österreichischen Übel- und Wiederholungstäter.

„Unterste Schublade“

„Obwohl Ueli Maurer ein volksnaher Bundesrat ‚zum Anfassen‘ ist und auch in Sportlerkreisen große Sympathien genießt, geht Dragovic eindeutig zu weit. Seine (wenn auch leichten) Schläge sind alles andere als lustig, sondern frech, respektlos und nicht akzeptabel“, wird etwa der Schweizer Nationalrat Hans Fehr im „Blick“ zitiert. Für den Fall einer Wiederholung fordert Fehr sogar den Teamausschluss des Wieners.

Für den ehemaligen Journalisten und jetzigen Abgeordneten Matthias Aebischer ist die Aktion von Dragovic „unterste Schublade. Es soll keine Entschuldigung sein, aber vielleicht fehlt ihm als Österreicher etwas der Bezug, um einem Schweizer Regierungsmitglied mit der angemessenen Wertschätzung gegenüberzutreten.“ Zumindest die von der Öffentlichkeit geforderte Entschuldigung beim Minister ist laut FC Basel schon geschehen.

Geschlagener bleibt gelassen

Maurer selbst nahm die ganze Affäre nicht so wild. „Das war eine Bagatelle im jugendlichen Übermut“, wurde der 61-jährige Bundesrat zitiert. Auch vonseiten des FC Basel wurde Dragovic in Schutz genommen. „Dragovic hat in seiner Euphorie eine Unbedarftheit gemacht. Er hatte keine Ahnung, wer Ueli Maurer ist“, so Medienchef Josef Zindel im „Blick“ über den Österreicher, der heuer mit Basel sowohl Meisterschaft als auch Cup gewinnen konnte.

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