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Zahlreiche prominente Ausfälle

Die am Freitag beginnende Europameisterschaft in Polen und der Ukraine wird wieder zum Schaulaufen der Stars. Einige prominente Gesichter der internationalen Szene werden den Kampf um die EM-Krone aber nur zu Hause verfolgen können. Eine lange Saison forderte wieder ihren Tribut. Wie bei jedem Großereignis liest sich die Liste der Abwesenden wieder wie ein „Who is who“ der Fußballwelt.

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Vor allem Englands Kader hatte im Vorfeld der EM einen großen Aderlass zu verzeichnen. Schwer wiegt der Ausfall von Frank Lampard. Der Mittelfeldmotor von Champions-League-Sieger Chelsea kann aufgrund einer Muskelverletzung nicht am Turnier teilnehmen. Auch die Ausfälle von Gareth Barry (Leistenverletzung) von Meister Manchester City und Darren Bent (Bänderriss) sorgen für Sorgenfalten bei Teamchef Roy Hodgson. Zu allem Überdruss brach sich Chelsea-Verteidiger Gary Cahill im Test gegen Belgien den Kiefer und muss für die EM passen.

Frank Lampard während eines Trainings

Reuters/Stefan Wermuth

Lampard „beleidigte“ im Training seinen Oberschenkel und muss passen

Streitfall Ferdinand

Die Nichtberücksichtigung von Rio Ferdinand fällt damit doppelt ins Gewicht. Der routinierte Verteidiger von Manchester United, bei vergangenen Turnieren Stammgast in der englischen Defensive wurde ohne ersichtlichen Grund aus dem EM-Kader eliminiert. Obwohl Hodgson sein Vorgehen mit „fußballerischen Gründen“ verteidigte, dürfte der persönliche Konflikt zwischen Ferdinand und Chelsea-Kapitän John Terry ausschlaggebend für die Nichtnominierung sein.

Terry soll Ferdinands Bruder Anton im Oktober rassistisch beschimpft haben. Ferdinand reagierte empört auf seine Aussortierung. „Aus welchen Gründen?“, fragte sich der Verteidiger via Onlineplattform Twitter. Sein Manager, Jamie Moralee, bezeichnete die Nicht-Nominierung als „Schande“ und „ohne Respekt“ vonseiten des Verbandes und des Teamchefs gegenüber eines Spielers, der in 81 Spielen sein Land vertreten hatte. Stattdessen wurde Liverpools Martin Kelly nach nur zwölf Spielen in der Premier League nominiert.

Villas Leidensweg

Prominente Ausfälle hat auch Titelverteidiger Spanien zu verkraften. Allen voran David Villa. Der Stürmer, 2008 bei der EM in Österreich und der Schweiz mit vier Toren noch bester Torschütze, ist nach einem Schien- und Wadenbeinbruch noch nicht fit genug für die EM. In der Defensive fehlt Teamchef Vicente del Bosque mit Carles Puyol eine wichtige Säule. Eine Knieoperation macht die Teilnahme des Barcelona-Urgesteins in Polen und der Ukraine unmöglich.

Carles Puyol hält sich eine Hand ins Gesicht

Reuters/Albert Gea

Carles Puyol wird höchstens als Privatmann zur EM reisen

„Mit Villa fehlt unser bester Torjäger und mit Puyol mehr als ein Spieler. Er ist ein wahrer Kapitän, ein Leader“, sagte Del Bosque, „uns fehlen Tore und Sicherheit.“ Immerhin dürften die beiden Pechvögel „La Roja“ als Edelfans unterstützen. Der spanische Verband lud Villa und Puyol zur EM ein. Ob das Duo die Einladung zu den Spielen in Danzig annimmt, ist noch offen. Villa ist aber zumindest als Kommentator eines spanischen Medienkonzerns bei der EM vor Ort.

Alte werden ausgemustert

Prominente Ausfälle hat auch Frankreich zu verzeichnen. Das Arsenal-Duo Bacary Sagna (Wadenbeinbruch) und Abou Diaby fehlen ebenso wie Barcelona-Verteidiger Eric Abidal. Letztgenannter hat überhaupt größere Probleme als die EM-Teilnahme. Der Franzose kämpft nach überstandener Krebserkrankung und Lebertransplantation um seine Karriere. Yoann Gourcuff, bei der WM 2010 in Südafrika noch mit dabei, wurde von Teamchef Laurent Blanc erst überhaupt nicht in den Kader einberufen.

Auch der Zahn der Zeit nagte an einigen EM-Kadern. Bei Italien wird man Spieler wie Alessandro del Piero, Gennaro Gattuso und Francesco Totti ebenso vergeblich im Aufgebot suchen, wie bei Frankreich Thierry Henry. Bei der „Squadra Azzurra“ stehen aber immerhin noch vier Akteure (Buffon, Pirlo, De Rossi, Barzagli) aus dem Weltmeisterteam 2006 im Aufgebot. Bei Deutschland ist Michael Ballack schon lange kein Thema mehr, der niederländische Teamchef Bert van Marwijk hatte für den ehemaligen Torjäger Ruud van Nistelrooy keine Verwendung mehr.

Kroatien ohne Olic

Einen Tag vor dem Abflug ins EM-Quartier müssen auch die Kroaten einen schweren Rückschlag verkraften: Bayern-Stürmer Ivica Olic fällt aus. Der 32-jährige Stürmer müsse wegen einer hartnäckigen Oberschenkelverletzung rund vier bis sechs Wochen pausieren, teilte der kroatische Verband am Montagnachmittag mit. Olic hatte sich am Samstag beim 1:1 im Testspiel in Norwegen verletzt. Die Schwere der Blessur war aber erst am Montag bei Untersuchungen in der Münchner Praxis von Bayern-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt festgestellt worden.

Für den ehemaligen Bayern- und künftigen Wolfsburg-Spieler nominierte Nationaltrainer Slaven Bilic Nikola Kalinic von Dnjepr Dnjepropetrowsk nach. Der 24-Jährige sollte noch am Montag zum kroatischen Team stoßen, das sich in Zagreb versammelt hatte.

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