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Weltrekordversuch endet im Krankenhaus

In 244 Meter Tiefe wollte Apnoetaucher Herbert Nitsch am Mittwoch ohne Sauerstoffgerät tauchen und für einen neuen Weltrekord im Freitauchen sorgen. Doch der Rekordversuch des Wieners vor der griechischen Insel Santorin endete tragisch. Nitsch wurde per Helikopter in ein Krankenhaus in Athen gebracht.

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Der 42-Jährige war beim Auftauchen bei Bewusstsein, fühlte sich aber unwohl. Als er sich auch nach dem Dekompressionsprozedere, bei dem er mit purem Sauerstoff in eine Tiefe von sechs bis neun Meter tauchte, nicht besser fühlte, läuteten bei den Crewmitgliedern die Alarmglocken. Die Rettungsaktion wurde eingeleitet und Nitsch nach Athen gebracht. Derzeit soll Nitsch laut Auskunft seiner Managerin ansprechbar sein. Seinen genauen Gesundheitszustand sollen weitere medizinische Untersuchungen klären.

Extrembelastung für Körper

Unklar ist derweil auch, ob Nitsch die angestrebte Tiefe von 244 Metern erreicht hat. In dieser extremen Tiefe - pro zehn Meter nimmt der Druck um ein Bar zu - wird die Lunge auf die Größe einer Orange zusammengedrückt. Der Herzschlag ist verlangsamt. Daneben geht es um Stickstoffsättigung, Tiefenrausch und Druckausgleich. Wie es in 244 Meter unter der Wasseroberfläche sein würde, wusste der Wiener freilich nicht. Die bisherige Weltbestmarke liegt bei 214 m. Aufgestellt wurde auch diese Marke im Jahr 2007 von Nitsch.

Extremtaucher Herbert Nitsch

ORF

Rekordversuch mit Folgen für Freitaucher Nitsch

Der Weltrekordversuch vor Santorin am Mittwoch war bis ins Detail geplant und dürfte bis zur Auftauchphase auch funktioniert haben. Von einem Schlitten an einem Seil wurde Nitsch in die Tiefe gezogen, mit einer Geschwindigkeit von zunächst 2,2 Metern und dann unter zwei Metern pro Sekunde. Beim Aufstieg sollte das Tempo etwas höher sein. Viereinhalb Minuten hätte der Tauchgang insgesamt dauern sollen - inklusive einer Minute Pause in zehn Metern Tiefe beim Auftauchen, damit die Lunge sich wieder entfaltet.

Tiefenrausch unvermeidbar

Ein Tiefenrausch, wusste Nitsch, sei unvermeidbar. „Er lässt sich durch Konzentration hinauszögern, aber nicht verhindern“, sagte der Weltrekordhalter vor dem Versuch. Lernen müsse man, damit umzugehen, und sich vorbereiten. „Die Denkfähigkeit ist sehr stark eingeschränkt. Deshalb muss man alle Eventualitäten vorher durchdenken und nach einfachen Lösungen suchen.“

Mit auf seinen Tauchgang nahm Nitsch auch eine - regelkonforme, wie er betont - volle Wasserflasche: In 15 bis 20 Metern Tiefe wollte er eine kurze Pause einlegen und Luft aus seiner Lunge durch einen Schlauch in das Drei-Liter-Gefäß mit Löchern im Boden pumpen, um sie dann Schluck für Schluck in den Mund zu saugen. „Ich lagere meine Luft sozusagen aus“, sagte Nitsch, der sich in Griechenland wochenlang auf den entscheidenden Tag vorbereitet hatte.

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