Showdown im Bestechungsprozess
Für Formel-1-Bosss Bernie Ecclestone wird es im Fall des Bestechungsvorwurfs des ehemaligen Vorstandes der deutschen Bank BayernLB, Gerhard Gribkowsky, ernst. Der Staatsanwalt hielt im Prozess gegen Gribkowsky am Mittwoch vor dem Münchner Landesgericht sein Schlussplädoyer, danach folgte ein schnelles Urteil. Wird nun gegen Ecclestone Anklage erhoben, bringt das auch Mercedes in die Bredouille.
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Das Landgericht München I verurteilte Gribkowsky zu achteinhalb Jahren Haft, der ehemalige Spitzenbanker habe beim Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB von Ecclestone 44 Mio. Dollar (aktuell 35,3 Mio. Euro) Schmiergeld kassiert und nicht versteuert, urteilte das Gericht. Gribkowsky wurde deshalb wegen Bestechlichkeit in Tateinheit mit Untreue und Tatmehrheit der Steuerhinterziehung verurteilt.
Der Rennstall Mercedes könnte im Fall, dass der 81-jährige Engländer Ecclestone angeklagt oder in weiterer Folge sogar wegen Bestechung verurteilt wird, von der Formel-1-Bühne verschwinden. Die Regeln des Daimler-Konzerns wollen es so. „Daimler duldet keine unmoralischen oder korrupten Praktiken durch Mitarbeiter oder seitens der Geschäftspartner“, zitiert das deutsche „Handelsblatt“ die Statuten des in Stuttgart beheimateten Konzerns.
Konzern ist gespannt
Laut Rechtsexperten müsste sich Mercedes aufgrund der Konzernstatuten daher bei einer Anklage gegen Ecclestone aus dem Vertrag mit dem Formel-1-Boss zurückziehen. In der Firmenzentrale wurde der Ausgang des Prozesses gegen Gribkowsky mit Spannung verfolgt. „Wir gehen Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten in unserem Verantwortungsbereich umgehend nach“, wird eine Daimler-Sprecherin im „Handelsblatt“ zitiert.

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Das Theater um Ecclestone bringt auch Mercedes ins Schleudern
Eine Anklage oder Verurteilung könnte das über Jahre aufgebaute Imperium Ecclestones mit einem Schlag zerstören. Auch andere große Partner des Briten (u. a. Santander und Vodafone) haben ähnliche strenge Richtlinien wie der deutsche Automobilhersteller. Ein möglicher Rettungsanker wäre die Entlassung von Ecclestone als Geschäftsführer von Formel-1-Besitzer CVC. Der 81-Jährige hält jedoch selbst Anteile von 13,5 Prozent an der Formel 1.
Angst vor Steuerbehörden
Ecclestone hat den Vorwurf der Bestechung bisher stets zurückgewiesen. Die Zahlung von 44 Mio. Dollar an den deutschen Banker im Jahr 2006 gab der 81-Jährige zwar zu, fühlte sich von Gribkowsky jedoch erpresst. Der ehemalige Vorstand der BayernLB soll Ecclestone mit einer Anzeige bei den britischen Steuerbehörden gedroht haben. Ihm sei es darum gegangen, Gribkowsky „friedlich, freundlich und ruhig“ zu halten, „damit er nicht auf dumme Gedanken kommt“, sagte Ecclestone.
Der F1-Boss hatte nach eigener Aussage befürchtet, der Banker hätte den britischen Steuerbehörden Gerüchte über die Bambino-Familienstiftung seiner Frau mitteilen können, die ihn teuer zu stehen hätten kommen können - von möglichen Steuernachzahlungen in Höhe von zwei Mrd. Pfund (2,5 Mrd. Euro) war die Rede. Gribkowsky widerspricht dieser Aussage. Der Deutsche hatte als Vorstand der BayernLB im Jahr 2006 die Aufgabe, die Beteiligung der Bank an der Formel 1 zu verkaufen.
„Tell me numbers“
„Sie kommen an gar nichts ran, wenn er nicht will“, sagte Gribkowsky über Ecclestone. Eins wollte der Engländer aber unbedingt: die Bank am Steuer der Formel 1 loswerden. Deshalb habe er Gribkowsky gedrängt, die Anteile der BayernLB an den britischen Investor CVC zu verkaufen. Dafür habe er Gribkowsky nach dessen Angabe einen Posten in der Glamourwelt der Formel 1 versprochen. „Wenn Du mir hilfst, die Formel 1 zu verkaufen, dann beschäftige ich Dich als Berater“, habe Ecclestone gesagt und darauf nach den finanziellen Vorstellungen gefragt.
„‚Tell me numbers‘ (Nenne mir Zahlen) - das weiß ich bis heute“, sagte Gribkowsky vor Gericht. Der Banker nannte 50 Millionen Dollar - und bekam auch fast so viel. Die Anklage wirft Gribkwosky deshalb Bestechlichkeit vor - und zudem Steuerhinterziehung und Untreue.
Auch eine Mitschuld von Ecclestone sieht die Staatsanwaltschaft. Der Brite sei nicht Opfer einer Erpressung, sondern Mittäter einer Bestechung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen dieses Verdachts auch gegen Ecclestone, hat aber noch keine Entscheidung über eine Anklage getroffen.
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