Von A wie Altstars bis Z wie Zukunft
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A wie Altstars: Im Alter von fast 36 Jahren wurde Andrej Schewtschenko zum temporären EM-Helden der Ukraine. Mit zwei Toren schoss er den Kogastgeber zum Auftaktsieg gegen Schweden. Auch Andrea Pirlo (33), Gianluigi Buffon (34) und Xavi Hernandez (32) zeigten ihre große Klasse.
B wie Ballbube: Joachim Löws Ballbubenscherz löste eine TV-Posse aus. Die UEFA-Regie verkaufte die Aufzeichnung als Livebild. Auch beim Halbfinale zwischen Deutschland und Italien wurde eine weinende deutsche Zuschauerin gezeigt. Das Bild suggerierte Trauer und Enttäuschung nach einem italienischen Tor - die Szene war aber bereits beim Spielen der Nationalhymne aufgezeichnet worden.
C wie Countdown: Die letzten zehn Sekunden bis Spielbeginn wurden diesmal von den Fans heruntergebrüllt. Der Anpfiff? Fast überflüssig. Eine fixe Verankerung im Regelwerk ist aber nicht zu erwarten. Viel eher sollten sich FIFA und UEFA bezüglich Torlinientechnologie einigen.
D wie Donnerwetter: Ein extremes Gewitter in Donezk vertrieb die Ukrainer und Franzosen für 57 Minuten vom Platz - ein EM-Novum. Dass der Rasen trotz der Sintflut danach bespielbar war, war vor allem österreichischer Qualitätsarbeit zu verdanken.

Reuters/Yves Herman
Nach der Sintflut stand die Ukraine durch die 0:2-Pleite auch sportlich im Regen
E wie Euro-Krise: Kein Geld, aber glücklich. Spanier, Portugiesen, Italiener und Griechen brachten die Heimat mit ihren Erfolgen auf andere Gedanken. Wie lange das Glücksgefühl ob der prekären Situation andauert, ist eine andere Frage.
F wie Fliegende Holländer: „Welche Tiere schießen keine Tore? Robben!“ Den punktlosen Niederländern blieb nur Spott. Coach Bert van Marwijk erklärte nach der EM trotzdem etwas überraschend seinen Rücktritt. Seine Schwarze Liste auszusortierender Spieler wird wohl vorerst nicht umgesetzt.
G wie Gel: Keiner bringt die Haare mit Gel so schön in Form wie Cristiano Ronaldo. Bei der EM wechselte er bisweilen sogar in der Halbzeit die Frisur. Auch der erste Griff von Mario Gomez galt nach einer Aktion in erster Linie seiner Haarpracht.
H wie Heimvorteil: Gab es in Polen und der Ukraine schon wieder nicht. Wie 2008 in Österreich und der Schweiz scheiterten beide Gastgeber in der Gruppenphase. Diesmal allerdings wesentlich knapper als noch vor vier Jahren, waren doch die Chancen bis zum letzten Gruppenspielen mehr als nur intakt.
I wie Irland-Fans: Die irischen Fans bekamen nur Niederlagen ihres Teams zu sehen, sorgten aber mit ihrem Lieblingslied „Fields of Athenry“ trotzdem für tolle Stimmung im Stadion. Als Anerkennung wird UEFA-Präsident Michel Platini nach Irland reisen und einen „Special Award“ überreichen. Über die genaue Art der Auszeichnung ist aber noch nichts bekannt.
J wie Janukowitsch: Neben dem Ukraine-Diktator wollte keiner sitzen. Das Aus der DFB-Elf ersparte der deutschen Kanzlerin Angela Merkel die Reise zum Finale nach Kiew. Insgesamt gelang der UEFA, was sie sich vorgenommen hatte: Politische Akzente blieben weitgehend aus, die Boykottdebatte verstummte schon vor dem Eröffnungsspiel.
K wie Kopfballtore: Nie zuvor gab es so viele Kopfballtreffer bei einer EM. 22 der insgesamt 76 Treffer bei der Endrunde fielen im oberen Stock, was knapp 29 Prozent entsprach. Platini hält die Einführung der Torrichter für maßgeblich an diesem Trend: „Die Angst der Verteidiger ist größer geworden, bei einem Foul erwischt zu werden.“
L wie Lupfer: Andrea Pirlos Penalty im Elferschießen gegen England ließ Fans mit der Zunge schnalzen. Sein seelenruhiger Lupfer im Viertelfinale gegen Goalie Joe Hart erinnerte an den legendären Antonin Panenka, der 1976 der Tschechoslowakei im Finale gegen Deutschland den Titel brachte.

AP/Matthias Schrader
Englands Goalie Hart fühlte sich nach Pirlos Elfer wohl etwas verschaukelt
M wie Maulwurf: Ein Geheimnisverräter ärgerte DFB-Teamchef Joachim Löw. Bereits Stunden vor dem Viertelfinale gegen Griechenland wurde die Aufstellungsvariante mit der nahezu komplett ausgetauschten Offensivabteilung publik. War die Maulwurfjagd gar der Grund für die falsche Halbfinal-Taktik?
N wie Nadelstich: Das lustigste Spielertattoo hat Italiens Defensivmann Daniele de Rossi: Er trägt auf der Wade ein Warnschild mit einem grätschenden Kicker. Auch ansonsten war die EM bezüglich des Körperschmucks sehr farbenfroh. Praktisch in jeder Mannschaft waren ein, zwei, drei voll tätowierte Arme zu sehen.
O wie Orakel: Krake Paul wird posthum Filmstar. Seine Nachfolger sind Elefanten, Otter, Kühe - und als Hellseher untauglich, lagen sie doch mit ihren Prophezeiungen mehrmals falsch. Besonders peinlich: Elefanten-Dame Citta sollte im Zoo in Krakau eigentlich den Sieger der Auftaktpartie Polen - Griechenland tippen, fraß aber stattdessen den EM-Ball „Tango 12“ sogar auf.
P wie Pirlo: Vor der EM hatten viele Experten den 33-Jährigen nicht auf ihrer Rechnung. Der Spielmacher war das Um und Auf bei der „Azzurri“, bestach durch präzise Pässe, Ruhe am Ball und erzielte auch gegen Kroatien den einzigen Freistoßtreffer des gesamten Turniers.
Q wie Querkopf: Mario Balotelli läuft nicht im Training, verweigert Liegestütze, macht anzügliche Gesten - und ist doch ein EM-Star. Mit seinem beiden Toren im Semifinale gegen Deutschland schoss er sich nicht nur in die Herzen der italienischen Fans. Ob er damit endgültig auf dem rechten Weg ist, wird sich allerdings erst herausstellen.
R wie Religion: Italien-Coach Cesare Prandelli pilgerte zum Dank für EM-Siege nachts elf Kilometer ins Kloster. Was er sich nach der 0:4-Pleite im Finale gegen Spanien diesbezüglich überlegte, ist nicht bekannt. Vielleicht absolvierte er die Strecke im Büßerhemd.
S wie Striptease: Ein englischer Millionär zog die Hose runter, um Italiens Elfmeterschützen abzulenken. England schied trotzdem zum bereits sechsten Mal seit 1990 in der Entscheidung von Elferpunkt aus. Das Mutterland des Fußballs habe ein „Penalty-Trauma“ stöhnte Coach Roy Hodgson.
T wie „Tiqui-taca“: Das spanische Kurzpassspiel wurde im Viertel- und Semifinale schwer kritisiert, nachdem vor allem die Effizienz zu wünschen übrig ließ. Das System wurde schon als „Tiqui-tacanaccio“ bezeichnet. Im Finale bewiesen dann die Spanier, dass ihr Spielstil sehr wohl noch die ultimative Herausforderung für die Gegner darstellt.
U wie Unterhose: Der Däne Nicklas Bendtner entblößte beim Torjubel einen Werbeaufdruck auf seiner Unterhose. Der UEFA war das ein Dorn im Auge, sah darin einen Verstoß gegen das Werbeverbot bei der EM und verdonnerte Bendtner zu eine Geldstrafe von 100.000 Euro und einem Spiel Sperre. Dass damit die Wettfirma noch bekannter wurde, war egal.
V wie Valentinstag: Ein kroatischer Fan zeigte Teamchef Slaven Bilic seine Liebe. Er stürmte auf den Platz und küsste den Coach nach dem 3:1-Auftaktsieg über Irland. Bilic zeigte sich davon allerdings unbeeindruckt und nahm die Aktion relativ emotionslos zur Kenntnis.

AP/Owen Humphreys,pa
Fanliebe auf Kroatisch: Für den Auftaktsieg gegen Irland wurde Bilic abgebusselt
W wie Wundgelegen: Mehmet Scholls Kritik an Mario Gomez beim Auftaktspiel gegen Portugal sorgte in Deutschland tagelang für Aufregung. „Ich hatte zwischendrin Angst, dass er sich wundgelegen hat, dass man ihn wenden muss“, erklärte der ehemalige Bayern-Spieler über die Laufbereitschaft des Stürmers.
X wie Xavi: Der Maestro des „Tiqui-taca“. Ohne Xavi funktioniert weder das Spiel des FC Barcelona noch des Nationalteams von Spanien, 85 Prozent seiner 533 Pässe bis zum Finale kamen an. Im Viertel- und Halbfinale schien der 32-Jährige ein wenig seine Form zu verlieren, im Endspiel zeigte er dann aber wieder seine Extraklasse.
Y wie Yoga: Auch ein Yoga-Coach konnte den deutschen Spielern den Italien-Fluch nicht austreiben. Auch im achten Duell bei einer Welt- oder Europameisterschaft zog die DFB-Elf gegen die „Squadra Azzurra“ den Kürzeren. Immerhin hilft Entspannung auch nach der EM.
Z wie Zukunft: Die EM 2012 war die letzte mit 16 Teams. 2016 in Frankreich nehmen erstmals 24 Nationen an der EM-Endrunde teil, womit sich die Chancen von Österreich, erstmals über die Qualifikation eine Endrunde zu erreichen, natürlich erhöht haben.
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