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Japan statt Four Nations
Obwohl Rugby in Neuseeland seit 1995 als Profisport gespielt wird, sind die Grundzüge noch stark vom Amateurethos geprägt. So haben Spieler in der Vergangenheit oft auf gut dotierte Verträge im Ausland verzichtet und sind dem heimischen Verband treu geblieben, um sich das begehrte schwarze Dress zu sichern.

AP/Dianne Manson
Auf dieses Bild werden die Fans der „All Blacks“ in Zukunft verzichten müssen
Williams geht einen anderen Weg und ist stets für ein neues Abenteuer bereit. Das hat er schon in der Vergangenheit gezeigt. In Australien spielte er zwischen 2004 und 2008 sehr erfolgreich bei den Bulldogs, mit seinem plötzlichen Wechsel nach Frankreich zu Toulon handelte er sich aber eine fünfjährige Sperre der NRL ein. Da diese kommendes Jahr ausläuft, steht einer Rückkehr nach Australien - laut Medienberichten zu den Sydney Roosters - nichts mehr im Wege. Zuvor wird der 1,91 m große Modellathlet aus Auckland aber noch die Super-15-Saison mit den Waikato Chiefs zu Ende spielen.
Eine Einberufung ins Team der „All Blacks“, die bei dem heuer dank Neueinsteiger Argentinien erstmals als „Four Nations“ ausgetragenen Turnier der besten Teams der Südhalbkugel mit Australien und Südafrika um den Titel kämpfen, ist aber kein Thema mehr.
Lukrativer Abstecher nach Japan
Wie Williams am Montag auf einer Pressekonferenz erklärte, hat er ab 2013 einen „per Handschlag“ fixierten Vertrag in Australien, über den Club wollte er keine näheren Angaben machen. Davor steht aber noch der Abstecher nach Japan auf dem Programm. Für die Serie von zwölf Spielen für die Panasonic Wild Knights soll er pro Partie geschätzte 100.000 US-Dollar kassieren, die Rückkehr in die NRL soll ihm weitere 800.000 Dollar bringen.
„Es ist schade, einen Spieler wie ihn zu verlieren“, erklärte „All Blacks“-Coach Steve Hansen. „Ich habe mit ihm gesprochen und weiß, dass die Entscheidung schwer war. Wir respektieren seine Entscheidung. Er ist ein außergewöhnlicher Athlet und hat dem Spiel seinen Stempel aufgedrückt.“ Hansen wollte eine Rückkehr Williams’ zur New Zealand Rugby Union und damit zu den „All Blacks“ nicht ausschließen. „Ich hoffe, es war nicht das letzte Mal, dass wir ihn im neuseeländischen Rugby gesehen haben.“
„Schäferstündchen“ am WC
Williams, der von seinen Fans ehrfurchtsvoll nur „SBW“ und „Superman“ genannt wird, hat aber auch abseits des Spielfelds vor allem in Jugendjahren für einige Schlagzeilen gesorgt. Mehrmals wurde er wegen Trunkenheit am Steuer abgestraft. 2007 wurde er zu einer Strafe von umgerechnet 500 Euro verurteilt, weil er seinem Drang zum Wasserlassen an der Mauer eines Nachtclubs in Sydney nachgegeben hatte.
Im selben Jahr sorgte er für einen mittleren Skandal, als er von einem Fotografen in einer „kompromittierenden Situation“ mit der australischen Triathletin Candice Falzon in der Toilette eines Lokals erwischt wurde. Er hatte damals auch eine Freundin. Er „schäme sich“, sagte Williams und gab Alkoholprobleme zu. Eine Therapie folgte, außerdem konvertierte der damals 23-Jährige zum Islam.
Perfekte Boxbilanz
Nach der Überwindung seiner Probleme fand Williams auch einen neuen Weg, seine nicht auf dem Rugby-Feld verbrauchte Energie loszuwerden. Lokalrunden tauschte der aufstrebende Rugby-Star mit Runden im Boxring. Der 26-Jährige ist seit 2009 auch als Profiboxer erfolgreich, er hält immer noch bei einer makellosen Bilanz. Drei seiner fünf Kämpfe gewann er durch technisches K. o., dabei sicherte er sich im Februar auch den neuseeländischen Titel im Schwergewicht.