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Schumacher hüllt sich in Schweigen

Nach der Ausbootung durch Mercedes rätselt der Formel-1-Zirkus über die Zukunft von Michael Schumacher. Welche Option zieht der Rekordweltmeister? Ruhestand, Karriere als Funktionär oder doch ein Wechsel zu einem anderen Team?

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Der 43-Jährige und sein Management schweigen vorerst dazu - und lassen Raum für viele Interpretationen. Sogar ein Sensationscomeback bei Ferrari, wo Felipe Massas Vertrag ebenfalls am Saisonende ausläuft, erscheint für manchen Branchenkenner nicht ausgeschlossen.

Michael Schumacher beim GP von Singapur

dapd/AP/Wong Maye-E

Bis November gibt „Schumi“ noch für Mercedes Gas

Bei Mercedes muss Schumacher am Jahresende sein Cockpit für den Briten Lewis Hamilton räumen. „Ein Kapitel für Schumacher geht zu Ende, aber vielleicht noch nicht die Ära. Von ihm kommt jedenfalls keine Ankündigung eines Abschieds“, stellte die Ferrari-nahe „Gazzetta dello Sport“ am Samstag fest. Die Scuderia hatte zuvor erklärt, sich nicht zu Gerüchten äußern zu wollen. Von 1996 bis 2006 hatte Schumacher im Ferrari eine beispiellose Erfolgsstory geschrieben.

Schwierige Entscheidung

Der britische „Daily Mirror“ urteilte: „Der unermüdliche Deutsche wird nach einem neuen Team suchen, um seine Karriere fortzusetzen.“ Die französische „L’Equipe“ brachte einen Neuanfang beim Schweizer Sauber-Team ins Gespräch. Dafür müsste der siebenfache Champion aber wohl größere Abstriche bei Gehalt und Ansprüchen machen. Es erscheint fraglich, ob Schumacher bereit ist, schon wieder in ein Auto zu steigen, das nicht dauerhaft höchsten Ansprüchen genügt.

Gerade die unklaren Erfolgsaussichten hatten dazu geführt, dass der Altmeister bis zuletzt in den Vertragsgesprächen mit Mercedes zögerte. „Michael war immer unsicher, was er machen will“, wurde Teamchef Ross Brawn am Samstag von der BBC zitiert. Schumacher habe dem Team nie ein klares Signal gegeben, ob er über das Saisonende hinaus bleiben wolle. Dagegen habe Hamiltons Management Verhandlungen über einen Wechsel des Briten zu Mercedes forciert.

„Wusste von den Gesprächen“

„Michael wusste immer von den Gesprächen. Er ist froh, dass sich das Team so eine gute Alternative für die Zukunft gesichert hat“, versicherte Brawn. Am Freitag hatte der Rennstall bekanntgegeben, dass Schumachers am Saisonende auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. Hamilton erhielt einen Kontrakt bis 2016 und wird neuer Teamkollege von Nico Rosberg.

Brawn betonte, dass der Neuzugang keinen Nummer-1-Status erhalten wird. „Lewis hat das in keinem Gespräch erwähnt. Er wollte sicher sein, dass er gleich behandelt wird, aber hat nie einen Nummer-1-Status verlangt“, sagte Brawn.

„Sportlicher Selbstmord“?

In der Bewertung des spektakulären Transfers waren sich die Beobachter keineswegs einig. Vom „Schritt in die Geschichte“, den der britische „Guardian“ sieht bis hin zum „sportlichen Selbstmord“, wie es der „Independent“ beurteilt, reichte am Samstag die Skala. Klar ist: Hamilton verlässt ein über Jahrzehnte erprobtes Siegerteam und kommt zu einem Rennstall, der drei Jahre mit vielen Tiefs und wenigen Höhen hinter sich hat.

Dazu muss der Weltmeister von 2008 die Sport- und Werbe-Ikone Schumacher ersetzen, der bei aller Kritik an seinen Leistungen auf der Strecke hinter den Kulissen wichtige Aufbauarbeit für Mercedes leistete. Vorher treten beide aber noch sechs Rennen lang im Saisonendspurt gegeneinander an - für ihre alten Arbeitgeber.

Eine skurrile Situation: Hamilton braucht im Titelrennen die Unterstützung des Teams, für das er nicht mehr fahren will. Schumacher braucht für einen ordentlichen Abschied die Hilfe des Teams, das ihn nicht mehr haben will.

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