Themenüberblick

Fanansturm auf den „Bunker“

Der Superstar ist gelandet, der Wahnsinn kann beginnen. Seit Donnerstag weilt Österreichs erfolgreichster Eishockeyspieler in Graz. Dank „Lock-out“ in der National Hockey League (NHL) dürfen sich die Fans über das Gastspiel des 28-jährigen Torjägers freuen. Am Freitag steigt Vanek gegen Medvescak Zagreb erstmals in den Eisring. 30 Tage steht Graz im Bann des „Vanek-Wahnsinns“.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Als „Sternstunde für das Eishockey in Graz und in ganz Österreich“ bezeichnete der Präsident der Moser Medical Graz 99ers, Jochen Pildner-Steinburg, die kurzfristige Verpflichtung des berühmtesten Eishockey-Exports in rot-weiß-rot bei dessen Präsentation am Donnerstag in Gleisdorf. Sieben Kamerateams, zahlreiche Fotografen und Journalisten machten dem NHL-Star die Aufwartung - und das, nachdem Vanek erst wenige Stunden zuvor aus dem Flugzeug gestiegen war und bereits sein erstes Training absolviert hatte.

Bernd Vollmann (99ers-Geschäftsführer), Jochen Pildner-Steinburg (99ers-Präsident), Thomas Vanek (99ers) und Herbert Jerich Jun. (CEO Jerich Logistics USA)

GEPA/Erwin Scheriau

Vanek flankiert von Präsident Pildner-Steinburg (2.l.) und Sponsor Jerich (r.)

Eisfläche als Herausforderung

Dank eines international tätigen Logistikunternehmens, das die Versicherungssumme des 28-Jährigen - kolportiert werden 19.000 Euro pro Monat - übernahm, jagt Vanek vorerst bis 4. November in der Erste Bank Eishockey Liga (EBEL) den Puck. „Aber er wäre die gesamte Saison gesichert“, so Sponsor Herbert Jerich jun., der den Deal mit Vanek einfädeln konnte - inklusive Ausstiegsklausel. Freuen darf sich jetzt schon der Kassierer der 99ers. Denn die nächsten drei Heimspiele der Grazer sind bis auf wenige Restkarten an der Abendkassa bereits ausverkauft.

Am Freitag wird das in die Jahre gekommene Eisstadion in Liebenau (Vanek: „Die Halle hat sich in 14 Jahren kaum verändert“) zum ersten Mal bis zum Bersten gefüllt sein. Dass die Fans im „Bunker“ vor allem ihm besonders auf die Schlittschuhe schauen werden, ist dem NHL-Spieler der Buffalo Sabres klar. „Die Fans erwarten sich natürlich, dass ich sieben Tore pro Spiel schieße, aber das ist nicht logisch“, so Vanek. Vielmehr geht es für den 28-Jährigen darum, sich ins Team einzuleben.

„Die größere Eisfläche wird sicher die größte Umstellung“, sagte Vanek, „wichtig wird es auch sein, einen gemeinsamen Rhythmus im Team zu finden.“ Persönliche Statistiken stellt der in Baden bei Wien geborene Wahlsteirer hinten an. „Ich möchte ein echter Profi sein und den jüngeren Spielern zeigen, wie es geht“, so Vanek. Denn der Fortschritt des österreichischen Eishockeys ist der Hauptgrund, warum der Stürmer Angebote aus der Schweiz, Russland und Deutschland ausschlug, um in der rot-weiß-roten Provinz zu spielen.

„Liga ist stark“

„Ich möchte dem Eishockey in Österreich Auftritt geben“, so Vanek, „ich hoffe, das Interesse am Eishockey bleibt auch hoch, wenn ich wieder weg bin.“ Einen bleibenden Eindruck wird Vanek so oder so hinterlassen. Das 99ers-Trikot des 28-Jährigen mit der Nummer 20 ist bereits jetzt der Verkaufsschlager im Fanshop der Grazer. Präsident Pildner-Steinburg erhofft sich zudem nicht nur einen sportlichen Rückenwind, sondern auch Schub für das Projekt der neuen Eishalle im Süden von Graz ab der Saison 2016/17.

Seit 14 Jahren sind die USA nun Vaneks sportliche Heimat, ganz aus seinem Blickfeld ist der österreichische Ligabetrieb jedoch nicht - Internet sei Dank. „Ich verfolge die Liga seit ich weg bin“, so Vanek, der der EBEL ein gutes Zeugnis ausstellt: „Die Liga ist stark, das Tempo ist hoch, man darf es nicht unterschätzen.“ Die 99ers haben zudem bereits bewiesen, dass sie auch ohne Vanek vorne mitspielen können. Platz vier nach acht Spieltagen, nur vier Punkte hinter Spitzenreiter VSV, kann sich sehen lassen.

Wohnen im „Hotel Mama“

Dass sich die Gegenspieler nun vermehrt auf seine Person konzentrieren, ist Vanek nur recht. „Umso besser, denn dann sind zwei andere Spieler frei“, sagte der Stürmer. Den Superstar will Vanek in seinen 30 Tagen als 99er nicht heraushängen lassen. „Der Rummel ist nicht so meins“, so der 28-Jährige, der auch darauf verzichtet, in einem teuren Hotel zu nächtigen. Frei nach dem Motto „Zu Hause ist es doch am schönsten“ quartiert sich der Superstar bei seinen Eltern ein.

„Jetzt bin ich 28 Jahre alt, verheiratet, habe drei Kinder und verdiene auch mein eigenes Geld und trotzdem wohne in meinem Kinderzimmer“, war Vanek angesichts seiner Wohnsituation im „Hotel Mama“ zum Scherzen zumute. Spätestens am Freitag hat der Spaß jedoch ein Ende, wenn der NHL-Star zum ersten Mal im Dress der Graz 99ers das Eis betritt. Und der Vanek-Wahnsinn auch sportlich offiziell beginnt.

Karl Huber, ORF.at aus Graz

Links: