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Neue Ära beginnt in Südkorea

Monisha Kaltenborn ist die erste Teamchefin der Formel 1. Die Österreicherin mit indischen Wurzeln übernimmt ab sofort den Posten von Peter Sauber beim gleichnamigen Privatrennstall, der auf Rang sechs der WM-Konstrukteurswertung liegt. Diese Entscheidung verlautbarte das Schweizer Team am Donnerstag in Yeongam, wo am Sonntag (8.00 Uhr MESZ, live in ORF eins) der Große Preis von Südkorea ausgetragen wird.

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„Ich habe mir hohe Ziele gesetzt und möchte das Team im Sinne von Peter Sauber weiterentwickeln und zu Erfolgen führen“, sagte die 41-jährige Kaltenborn, die seit 2000 für Sauber arbeitet und 2010 Vorsitzende der Geschäftsführung wurde. Die in der Schweiz lebende Wienerin besitzt auch ein Drittel der Firmenanteile. „Ich bin ganz sicher, dass Monisha alles Rüstzeug hat, um eine ausgezeichnete Teamchefin zu sein“, sagte Sauber, der am Samstag 69 Jahre alt wird.

„Jetzt passt es“

Schon vor längerer Zeit hatte er angekündigt, sich nach und nach zurückziehen zu wollen. „Jetzt passt es für uns beide, und deshalb ist der Moment für die Stabübergabe richtig“, sagte Sauber, der zuletzt schon nicht mehr zum Grand Prix von Japan am vergangenen Wochenende gekommen war. In Suzuka war Sauber-Pilot Kamui Kobayashi als Dritter vor heimischen Publikum zum ersten Podiumsplatz seiner Karriere gefahren.

Peter Sauber und seine Nachfolgerin Monisha Kaltenborn

APA/EPA/Valdrin Xhemaj

Peter Sauber übergibt den Chefsessel an Monisha Kaltenborn

Sauber bleibt indes Chef des Verwaltungsrates seiner Firmengruppe. Er hatte das Formel-1-Team vor über 40 Jahren gegründet. Vor knapp 20 Jahren hatte der Rennstall erstmals an einem Formel-1-Grand-Prix teilgenommen. In der Folge fuhr unter anderen auch der Tiroler Karl Wendlinger drei Jahre für das Team. Auch Doppelweltmeister Sebastian Vettel absolvierte im Jahr 2004 seinen ersten Grand Prix im damaligen BMW Sauber.

Eindrucksvolle Karriere auf vorläufigem Höhepunkt

Kaltenborn, die als Achtjährige mit ihren Eltern von Nordindien nach Österreich emigrierte, war nach dem Jusstudium in Wien und Deutschland in Anwaltskanzleien tätig. 1998 wechselte sie zur Fritz-Kaiser-Gruppe nach Liechtenstein, wo sie erstmals mit der Formel 1 Kontakt aufnahm. Kaltenborn war als Juristin der Gruppe für das Engagement beim damaligen Red-Bull-Sauber-Team zuständig.

Anfang 2000 wechselte Kaltenborn dann zu Sauber, wo sie zunächst die Rechtsabteilung übernahm und seit 2001 Mitglied der Geschäftsführung ist. Derzeit lebt die Mutter eines Sohnes und einer Tochter mit ihrem deutschen Mann Jens in Küsnacht in der Schweiz. Nach Vijay Mallya von Force India ist sie der zweite in Indien geborene Formel-1-Teamchef.

Über ihre Sonderstellung als Frau in der Formel-1-Spitze meinte Kaltenborn: „Ich bekleide diese Aufgabe mit Leidenschaft und sehe keinen Grund, warum ich das als Frau nicht tun sollte.“ Dass „dies nicht überall so selbstverständlich angenommen wird“, reflektierte sie durchaus mit Humor. So habe sie ein Ex-Teamchef ein Jahr lang für die Übersetzerin von Peter Sauber gehalten. Kein echtes Problem für sie: „Manchmal kann es ein echter Vorteil sein, unterschätzt zu werden.“

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