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„Die ganze Welt sieht zu“

Jahrelang haben Felix Baumgartner und sein Team darauf hingearbeitet - nach der Überwindung zahlreicher Hindernisse und einer wetterbedingten Verschiebung in letzter Sekunde war es am Sonntag endlich so weit: Der Salzburger hat seinen spektakulären Sprung aus der Stratosphäre gut hinter sich gebracht und sich damit einen Lebenstraum erfüllt.

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Auf den Tag genau 65 Jahre nachdem der US-Amerikaner Chuck Yeager als erster Mensch mit einem Raketenflugzeug die Schallmauer durchbrochen hatte, gelang das Baumgartner im freien Fall aus 39.045 Meter Höhe. Der 43-Jährige kam auf 1.342,8 km/h, was bei den herrschenden Bedingungen über der Wüste New Mexicos Mach 1,24 ergab.

„Ich weiß, die ganze Welt sieht zu. Ich hoffe, dass die ganze Welt auch sieht, was ich sehe. Manchmal musst du weit hinaufgehen, um zu sehen, wie klein du eigentlich bist. Jetzt komme ich nach Hause“, hatte Baumgartner schwer atmend noch auf Englisch gesagt, ehe er sich um exakt 20:06:57 Uhr MESZ von seiner Kapsel abstieß und der Erde entgegenfiel - mehr dazu in iptv.ORF.at

Bange Momente

Doch ganz ohne Probleme lief der Rekordsprung über Roswell nicht ab. Schon vor dem Start, der wegen zu starken Windes um dreieinhalb Stunden verschoben werden musste, gab es Schwierigkeiten mit der Visierbeheizung, die ein Anlaufen nicht ganz verhindern konnte. "Wir haben alle möglichen Dinge versucht, es ist nicht besser geworden, da haben wir uns für den Sprung entschieden, erzählte Baumgartner später.

Felix Baumgartner kurz vor seinem Sprung in der Raumkapsel

Jay Nemeth/Red Bull Content Pool

Die letzten Sekunden vor dem Sprung

Nachdem die Entscheidung zum Aufstieg gefallen war und er die Kapseltür in fast 40 km Höhe geöffnet hatte, klappte auch vorerst alles nach Plan. „Der Ausstieg war perfekt, ich habe gespürt, ich komme sehr gut weg“, schilderte Baumgartner die ersten Sekunden seines Rekordsprungs. Dann kam er jedoch ins Trudeln, „für ein paar Sekunden habe ich gedacht, ich verliere das Bewusstsein“. Hätte sich der Salzburger sechs Sekunden durchgehend gedreht, hätte sich automatisch ein Stabilisierungsschirm gelöst, der den Sprung verlangsamt hätte. Überschall hätte er dann nicht mehr erreicht. „Ich löse sicher nicht aus“, schilderte der 43-Jährige die dramatischen Sekunden. „Du versuchst immer auszugleichen und bist um eine halbe Sekunde zu spät dran.“

„Ein Kampf den ganzen Weg nach unten“

„Ich war bei vollem Bewusstsein, habe jede Sekunde gewusst, was passiert.“ Er habe sehr viel ausprobiert, um in eine stabile Flugposition zu gelangen und war schließlich auch nach rund 90 Sekunden damit erfolgreich. „Sobald ich die Luft gespürt habe, hatte ich den Flug wieder unter Kontrolle.“ Es sei aber „ein Kampf den ganzen Weg nach unten“ gewesen, so Baumgartner im ORF-Interview.

Felix Baumgartner posiert mit seiner Familie

Jörg Mitter/Red Bull Content Pool

Ende gut, alles gut: Der Rekordmann im Kreis seiner Familie

Nach 4:20 Minuten Flugzeit öffnete er den Fallschirm und landete rund fünf Minuten später sicher und unverletzt. Um 20.58 Uhr MESZ war Baumgartner dann per Hubschrauber wieder beim Mission Control Center, wo er unter großem Applaus seine Familie in die Arme schließen konnte - knapp 14 Stunden, nachdem das große Abenteuer mit dem Einsteigen in die Kapsel begonnen hatte.

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