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Schlierenzauer auf kreativen Abwegen

Im ersten Leica-Store Österreichs ist noch bis Februar die zweite Fotoausstellung von Gregor Schlierenzauer zu sehen. Der Überflieger der Nation begibt sich seit etwa drei Jahren nämlich nicht nur auf die Jagd nach Weiten, sondern auch nach geeigneten Motiven für seine kreativen Schnappschüsse. „Stille Momente“ heißt diesmal der Leitfaden - 60 Bilder dazu hängen in der Walfischgasse 1 im ersten Bezirk Wiens.

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Durch die Aufnahme in das Mentoring-Programm der Leica Camera AG und die Unterstützung von „Red Bull Creative“ findet der Weltklasseskispringer auch in diesem Bereich perfekte Voraussetzungen vor. 6.500 Euro kostet eine Kamera, wie sie Schlierenzauer derzeit verwendet - für ihn der „Rolls-Royce“ der Fotoapparate. „Zufriedenheit und Stolz“ verspürt der 22-Jährige, wenn er inmitten seiner Aufnahmen über deren Entstehen und die Ausstellung als solche spricht.

Gregor Schlierenzauer steht neben seinen Fotos während der Eröffnung der Ausstellung "Stille Momente"

APA/Herbert Neubauer

Schnappschüsse eines Weitenjägers

„Es taugt mir, mit etwas anderem als Skispringen konfrontiert zu werden“, betont Schlierenzauer im Gespräch mit ORF.at. „Das Fotografieren ist für mich ein unglaublich wichtiges Ventil. Ich kann mich auf kreative Art und Weise mit der jeweiligen Umgebung auseinandersetzen und dabei völlig abschalten.“ Wenn andere Springer sich in Teamquartieren verbarrikadieren, lässt sich der Stubaier durch die unzähligen Städte und Orte treiben, in die es ihn während einer langen Saison verschlägt.

Die eigene Sicht der Dinge

„Wenn die Zeit da ist, genieße ich es, Eindrücke zu sammeln“, beschreibt Schlierenzauer seine Suche nach Motiven. „Ansonsten sieht man ja hauptsächlich Sportstätten - und das sind meistens die gleichen. Ich finde es für mich wichtig, zu den verschiedenen Ländern einen echten, individuellen Bezug aufzubauen. So vermeide ich es außerdem, in einen Trott zu fallen - dauernd von einem zum nächsten Springen.“ Wo und wann er im konkreten Fall abdrückt, sei in erster Linie von seiner jeweiligen Stimmung abhängig.

So offenbart die Ausstellung die unterschiedlichen Gemütszustände eines Spitzensportlers vor, während und nach Wettkämpfen. Wie beim Skispringen zeigt Schlierenzauer auch auf den Fotos seine eigene Sicht der Dinge. „Am liebsten fotografiere ich in Norwegen - wahrscheinlich weil es mit Lillehammer Liebe auf den ersten Blick war“, bezieht er sich auf seinen ersten von mittlerweile 40 Weltcup-Siegen im Alter von 16 Jahren im Dezember 2006. „Das Land gefällt mir irrsinnig.“

Obwohl er sich selbst als „Naturmenschen“ beschreibt und auch „auf dem Land“ lebt, fasziniert Schlierenzauer in Großstädten wie Sapporo oder Oslo der Kontrast dazu. Wenn die Saison vorbei ist, will er von Urlaubsreisen aber zunächst einmal nichts wissen. „Ich genieße es, daheim zu sein - weil diese Zeit sehr rar ist. Erst nach einer gewissen Zeit werde ich unruhig. Dann will ich wieder etwas erleben.“

Harald Hofstetter, ORF.at

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