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„Es war ein guter Kampf“

Der Traum vom ersten Profititel ist für den Wiener Marcos Nader zwar geplatzt - die Hoffnung auf eine weitere Chance lebt aber. Ein Unentschieden des 22-jährigen Herausforderers gegen Roberto Santos war in Schwechat vorerst zu wenig: Der EU-Titel blieb im Besitz des spanischen Titelverteidigers.

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Trost für Nader: Er war auch in seinem 17. Profikampf ungeschlagen geblieben. Für Verwunderung hatte danach der Ringsprecher mit einem Irrtum gesorgt, als er den Österreicher vor Heimpublikum in Schwechat zunächst als neuen Titelträger ausgerufen hatte. Doch er erkannte seinen Ausrutscher recht schnell und korrigierte ihn unter Buhrufen der Fans. Nader war nach dem verpassten Sieg geknickt. „Es tut mir leid, dass ich nicht gewonnen habe“, sagte der Wiener.

Wilder Schlagabtausch im Finale

Gegen Routinier Santos hatte Nader, der nach 100 Amateurkämpfen zum prominenten Sauerland-Stall ins Profilager gewechselt war, als technisch versierterer Boxer stark begonnen und immer wieder schöne Kombinationen angebracht. Doch mit zunehmender Kampfdauer erwies sich Santos als sehr aktiver Titelverteidiger und machte Österreichs derzeit größtem Boxtalent das Leben schwer: Nader musste sich immer mehr mit der Verteidigung beschäftigen, der Spanier bewegte sich im Vorwärtsgang.

Roberto Santos (Spanien) boxt gegen Marcos Nader (Österreich)

APA/Andreas Pessenlehner

Bei Santos (l.) und Nader ging es im Ring zur Sache

Das Blatt hatte sich gewendet. Zudem blutete Nader im Finish nach einem Schlag auf die Nase, nach einem wilden Schlagabtausch in der letzten Runde schien der Ausgang aber für alle - Zuschauer und Sportler - völlig offen zu sein. So war es dann auch. Zwei Punkterichter hatten 114:114 gewertet, nur einer 115:114 für Nader. Mit einem Unentschieden durfte sich Santos über die erfolgreiche Titelverteidigung freuen.

„Damit muss man klarkommen“

Die folgenden Buhrufe von den Rängen brachten den Spanier nicht aus der Contenance. „Ich verstehe, dass die Fans nicht glücklich sind, aber so ist das Leben“, sagte der 31-Jährige, der den Titel am 15. September mit einem technischen K. o. gegen den Deutschen Dominik Britsch erobert hatte. Den Kampf gegen Nader betrachtete er nüchtern: „Marcos hat in den ersten Runden deutlich besser begonnen, ich habe die letzten Runden für mich entschieden. Insgesamt habe ich genug getan, um dieses Ergebnis zu erreichen.“

Nicht zufrieden war freilich Nader, der sich insgeheim schon in der Rolle des neuen EU-Titelträgers im Mittelgewicht gesehen hatte. „Ich habe mich als Sieger gefühlt, muss mir aber den Kampf nochmals auf Video anschauen“, verriet Nader, der seit Jahren als Österreichs größtes Boxtalent gilt. „Es war ein guter Kampf, die Punkterichter haben aber so entschieden - damit muss man klarkommen. Diesmal hat es nicht sein sollen. ber ich würde mich über einen Rückkampf freuen.“

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