Themenüberblick

Schottischer Abwehrbeton

Den 7. November 2012 wird man in Glasgow nicht so schnell vergessen. Zum 125. Jubiläum des Clubs beschenkte Celtic Glasgow sich und seine Fans mit einem 2:1-Sieg über den großen FC Barcelona. Sogar Rockstar Rod Stewart konnte auf der Tribüne die Tränen über den unerwarteten Erfolg über den haushohen Favoriten nicht unterdrücken. „Diese Spieler sind Helden“, sagte Celtic-Trainer Neil Lennon.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Victor Wanyama (21.) und der 18-jährige Teenager Tony Watt (83.) schossen die Hausherren im ausverkauften Celtic-Park in den siebten Himmel. Der Anschlusstreffer von Superstar Lionel Messi in der Nachspielzeit machte die Partie zwar noch einmal kurz spannend, die Party der Schotten war da aber schon voll im Gange. Zwölf Spiele in Folge war Barcelona ungeschlagen, an Celtics Abwehrbeton bissen sich die Offensivkünstler aus Katalonien jedoch die Zähne aus.

Tony Watt schießt ein Tor

Reuters/David Moir

Die Entscheidung: Watt (r.) zieht ab, Goalie Victor Valdes hat keine Chance

Sieg für die Geschichtsbücher

„Es ist ein ergreifender Moment zu unserem Geburtstag“, sagte Lennon, „erstens, weil es so ein prestigeträchtiges Spiel war und zweitens, weil wir die Partie in einer so schwierigen Situation gewonnen haben.“ Am 6. November 1887 war Celtic von dem irischen Mönch Andrew Kerins, bekannt als Bruder Walfrid, als katholischer Gegenpol zu den protestantischen Rangers gegründet worden. Genau einen Tag und 125 Jahre später schrieb der Club eine neues, sportliches Heldenepos.

Lennon lobte seine Mannschaft, die zahlreiche verletzungsbedingte Ausfälle gegen die Spanier kompensieren musste. Für den früheren nordirischen Teamspieler haben seine Mannen ihren Platz in der schottischen Fußballgeschichte sicher. „Sie werden immer die sein, die das wahrscheinlich beste Team der Welt geschlagen haben“, sagte Lennon, der so wie viele der knapp 61.000 Zuschauer in Parkhead, darunter auch Edelfan Rod Stewart, mit den Tränen zu kämpfen hatte. Die Pubs in Glasgow durften sich über Rekordumsätze freuen.

Celtic-Trainer Neil Lennon

APA/EPA/Brian Stewart

Lennon fand gegen Barcelona die richtige Strategie zum Sieg

Celtic auf Tuchfühlung

Der Sieg über Barcelona war Balsam für die gesamte schottische Fußballseele. Im Sommer hatte der Konkurs und der Zwangsabstieg von Celtics Stadtrivalen und Rekordmeister Rangers FC in die vierte Liga den stolzen „Bravehearts“ einen schweren Schlag in die Magengrube versetzt.

Nach einem schwachen Start in die WM-Qualifikation wurde vor kurzem auch Teamchef Craig Levein vor die Tür gesetzt. „Dieses Land hat eine großartige Fußballgeschichte“, sagte Lennon, „ich hoffe unser Sieg hat dem Spiel hier wieder einen Schub gegeben.“

Celtic, das 1967 im Meistercup seinen bisher einzigen internationalen Titel feiern konnte, liegt in der Tabelle der Gruppe G nun zwei Punkte hinter Barcelona. Die Katalanen mussten den vorzeitigen Aufstieg ins Achtelfinale zumindest um ein weiteres Spiel verschieben. 2007/08 hatte es Celtic zuletzt in die K.-o.-Phase der Champions League geschafft. Damals war man im Achtelfinale am FC Barcelona gescheitert.

Barca-Verteidigung patzt

Barca-Trainer Tito Vilanova musste sich nach der Niederlage Fragen nach seiner Transferpolitik gefallen lassen. Nach den Ausfällen von Carles Puyol und Eric Abidal fehlten Vilanova in der Abwehr die Alternativen. Beim Führungstreffer von Wanyama nach einem Eckball wurde der Mangel an großen Abwehrspielern im Kader der Katalanen deutlich. „Sicher hätten wir größere Spieler holen können“, verteidigte sich Vilanova, „aber ich möchte Spaß daran haben, einem Spiel zuzusehen - und genau so spielen wir.“

Die Partie im Celtic-Park gab dem Trainer zumindest optisch recht. Barcelona dominierte die Gastgeber nach Belieben, einzig im Abschluss wollte es bis zur Nachspielzeit nicht klappen. Entweder verhinderte der überragende Celtic-Torhüter Fraser Forster einen Treffer, war der Schlussmann geschlagen, rettete auch schon mal Metall die Sensation für die Schotten. Detail am Rande: Forster leitete mit einem weiten Abschlag auf Teenager Watt den Siegestreffer ein. Die Barcelona-Abwehr sah auch bei dieser Aktion alles andere als gut aus.

Link: