Albrechts Karriere dürfte zu Ende sein
Daniel Albrecht ist unter Druck gestanden und hat sein Glück erzwingen wollen. Die Rechnung bekam der 29-Jährige Schweizer in Lake Louise präsentiert, wo er im zweiten Training so schwer stürzte, dass er mit Knie- und Gesichtsverletzungen per Helikopter ins Spital gebracht werden musste. Die genaue Kniediagnose ist noch ausständig.
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Vier Jahre nach dem Horrorsturz in Kitzbühel (Schädel-Hirn-Trauma), von dem er sich nur langsam erholte und verzweifelt den Anschluss an die Weltspitze suchte, könnte die Karriere des Schweizers endgültig vorbei sein. Albrecht zog sich bei seinem Sturz an einer vermeintlich anspruchslosen Stelle im oberen Streckenabschnitt eine komplexe Knieverletzung zu. Die Befürchtung einer weiteren Kopfverletzung bewahrheitete sich derweil nicht.
„War jederzeit ansprechbar“
Albrecht habe Prellungen im Gesicht erlitten, teilte der Schweizer Skiverband (Swiss-Ski) Freitagvormittag mit. „Aber ansonsten ist alles in Ordnung im Kopfbereich. Albrecht geht es den Umständen entsprechend gut. Er ist gut ansprechbar. Der genaue Kniebefund steht noch aus. Dani Albrecht wird in den nächsten Tagen in die Schweiz zurücktransportiert.“ Dort wird sich die sportliche Zukunft entscheiden.
„Er hat keine Kopfverletzungen, er war jederzeit ansprechbar und man konnte mit ihm kommunizieren. Aktuell wurden keine gravierenden Verletzungen festgestellt außer jene am Knie“, sagte der Schweizer Cheftrainer Osi Inglin nach der Erstuntersuchung in der Foothills Klinik in Calgary. Ob dies das Endes einer Karriere bedeuten könnte, darüber wollte Inglin nicht spekulieren. „Ich kann keine Prognose abgeben. Ich wünsche ihm die notwendige Kraft, diesen weiteren Schicksalsschlag zu verkraften, und dann werden wir sehen.“

GEPA/Mario Kneisl
Albrecht vor dem Sturz in Lake Louise
Verband setzte Ultimatum
Albrecht ist nach der Schockmeldung über Beat Feuz, der die Saison wegen seiner Knieprobleme für beendet erklärte, der zweite Totalausfall der Schweizer in der WM-Saison binnen weniger Tage. Albrecht stand unter Druck. Nach seiner langen Pause, dem Rückfall in der Weltrangliste und in der Folge ausbleibenden Resultaten hatte ihm der Verband ein Ultimatum gesetzt. Er wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit für Spitzenergebnisse bleiben würde.
„Zwei Jahre nach der Rückkehr in den Weltcup ist der Tag gekommen, wo wir bei Dani denselben Maßstab anwenden müssen wie bei den anderen. Das sind wir auch Dani schuldig. Denn auf seinem Weg hilft es nicht, wenn man ihm zu lange Mitleid entgegenbringt“, wurde Verbandspräsident Urs Lehmann im Schweizer „Blick“ zitiert. Die Schonfrist für Albrecht wäre am 2. Dezember beim Riesentorlauf in Beaver Creek abgelaufen, sein Startplatz verloren gewesen.
Trainer warnten vor Abfahrt
Weil seine hohe Startnummer für Beaver Creek aber nichts Gutes verhieß, setzte Albrecht alles auf die Karte Lake Louise - und mit seinem vermeintlichen Weltcup-Comeback in der Abfahrt auch seine Karriere aufs Spiel. „Plötzlich hat es Dani den einen Ski weggezogen und er flog mit einem doppelten Salto von der Piste“, schilderte Augenzeuge Ivica Kostelic die dramatischen Sekunden des Sturzes, die den endgültigen Abschied Albrechts aus dem alpinen Weltcup besiegelt haben könnten.
Dabei hatten ihn die Trainer vor der Rückkehr in die Abfahrt gewarnt. Ein Start in Lake Louise war nach deren Ansicht zu gefährlich für den auf den langen Latten noch unsicheren Albrecht. Doch er setzte seinen Kopf durch. Nach wenigen Fahrsekunden wurde er eines Besseren belehrt. „Es ist schlimm, wenn das Bett des Zimmerkollegen am Abend noch leer ist“, twitterte später sein Landsmann Carlo Janka. „Du hast schon Schlimmeres bewältigt“, machte die Liechtensteinerin Tina Weirather Mut.
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