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Prock und Coach Friedl geben Gas

Schon mit der Vorbereitung auf die Weltcup-Saison hat der „Mann für alles“ im Österreichischen Rodelverband (ÖRV) ein klares Statement abgegeben. Sportdirektor Markus Prock sorgte dafür, dass die ÖRV-Asse den letzten Winter vor Olympia 2014 in Sotschi optimal vorbereitet in Angriff nahmen. Obwohl es zum Auftakt in Innsbruck-Igls noch nicht wirklich nach Wunsch lief, verfolgt das rot-weiß-rote Team weiter hohe Ziele.

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„Der Verband hat alles in die Waagschale geworfen“, sagte der deutsche Cheftrainer der Österreicher, Rene Friedl. Vor allem der Trainingslehrgang auf der Olympiabahn von Sotschi in Krasnaja Poljana lieferte äußerst wertvolle Erkenntnisse. Bei den zu erwartenden extremen Wetterbedingungen an der Ostküste des Schwarzen Meeres sollen diese im Kampf um Medaillen den entscheidenden Unterschied ausmachen. Auch im Frühjahr beim Weltcup in Sotschi und damit bei der Olympiageneralprobe wollen die Österreicher der internationalen Konkurrenz zeigen, dass mit ihnen 2014 schwer zu rechnen ist.

Manuel Pfister im Eiskanal

GEPA/Andreas Pranter

Manuel Pfister war in Igls zum Weltcup-Auftakt als Sechster bester Österreicher

„Eine sehr gute und schwierige Bahn, auf der die Chancengleichheit gegeben sein sollte“, charakterisierte der 45-jährige Friedl den Eiskanal in Russland. Innerhalb weniger Tage habe man außerdem sämtliche Varianten des in 14 Monaten möglichen Olympiawetters kennengelernt. Temperaturen von null bis 20 Grad plus, starker Wind, Regen und Nebel wechselten sich ab. Insgesamt 280 Abfahrten, im Schnitt 28 pro ÖRV-Athlet, konnten absolviert werden. Selektive Bergauf-Streckenteile hat die „anspruchsvolle, aber nicht gefährliche“ Bahn ebenfalls zu bieten.

Wertvolle Erfahrungen

Nachdem man den Fokus im Sommer neben der Materialentwicklung vor allem auf intensives Krafttraining und damit auf den Startsektor gelegt hatte, will man auch auf dem Weg zu Olympia nichts dem Zufall überlassen. „Wenn wir um die Medaillen mitreden wollen, muss 2014 in Sotschi einfach alles passen“, betonte der ehemalige Weltklasserodler Friedl, der das Amt des Cheftrainers im Juni 2005 übernahm und seither viel organisatorische Entwicklungsarbeit leistete. „Wir müssen als eingespieltes Team funktionieren, uns darf dort nichts überraschen.“

Seine Rodler würden mit der Olympiabahn jedenfalls sehr gut zurechtkommen, betonte Friedl, der in Russland von nicht weniger als acht Betreuern des Verbandes unterstützt wurde. Der Mann hinter diesen finanziellen wie logistischen Anstrengungen ist die lebende österreichische Rodellegende Markus Prock. Der zweifache Olympia-Silbermedaillengewinner (1992 in Albertville und 1994 in Lillehammer) - 2002 in Salt Lake City holte der heute 48-jährige Innsbrucker noch Bronze - nutzt seine ungebrochene Popularität perfekt aus.

Stetige Weiterentwicklung

„Im Verband geht mit Markus Prock extrem viel weiter - schon seit 2002“, betonte auch Andreas Linger, der mit seinem Bruder Wolfgang in Sotschi auf die dritte Doppelsitzer-Goldmedaille in Serie losgeht. Der ÖRV steht finanziell auf gesunden Füßen, eröffnete kürzlich direkt neben dem Tivoli-Stadion eine neue Geschäftsstelle und engagierte mit dem Wiener Duo Dominic Marsano/Klaus Rieder außerdem zwei PR- und Presseprofis. „Die Grundlage dafür waren natürlich auch unsere Erfolge“, weiß Linger um die öffentliche Wahrnehmung einer Wintersportart im Schatten der Alpinen und Nordischen.

ÖRV-Präsident Markus Prock

GEPA/Amir Beganovic

Markus Prock weiß auch als Sportdirektor, worauf es ankommt

„Die Entwicklung geht stetig nach vorne“, strahlte Prock im Rahmen des Weltcup-Auftakts in der Heimat Zuversicht aus. Zusätzliche Trainer für Kraft und Kondition, neue Leute im Materialbereich wie etwa Ex-Weltklassedoppelsitzer Tobias Schiegl und einige treue Sponsoren stellte der zehnmalige Gesamtweltcup-Champion auf die Beine. Zudem bestätigte Prock, dass man sich nach den Heimweltmeisterschaften 1987, 1997 und 2007 auch für die Titelkämpfe 2017 bewerben will. Da Prock mit seiner Sportagentur u. a. auch seinen Neffen Gregor Schlierenzauer betreut, wird ihm bis dahin wohl kaum langweilig werden.

Mit dem Saisonstart am vergangenen Wochenende in Igls konnte man jedenfalls nicht restlos glücklich sein. Platz drei im Doppelsitzer durch Peter Penz und Georg Fischler war in Ordnung. Auch der zweite Lauf von Manuel Pfister im Einsitzer, der ihm nach einem verpatzten ersten Durchgang noch Rang sechs hinter fünf Deutschen brachte, stimmte Prock positiv. Die materialtechnischen Probleme bei wärmeren Temperaturen bereiteten den Österreichern aber Kopfzerbrechen. Friedl war dennoch nicht unzufrieden: „Wir haben die Feuertaufe mit dem neuen Team bestanden“, bilanzierte der ÖRV-Headcoach.

Harald Hofstetter, ORF.at

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