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Ligety gibt Rätsel auf

Der Rückstand gibt Rätsel auf: 3,12 Sekunden waren es in Sölden, immerhin noch 2,04 Sekunden am Sonntag in Alta Badia. Ted Ligety fährt im Riesentorlauf in dieser Saison in einer eigenen Klasse und gibt damit auch Marcel Hirscher sehr zu denken. Dass er dazwischen einen Riesentorlauf gewann und sogar in jedem Riesentorlauf des laufenden Jahres auf dem Podium stand, war ihm nur wenig Trost.

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Die Überlegenheit Ligetys manifestierte sich in Alta Badia vor allem im ersten Durchgang, den er 2,40 Sekunden vor Hirscher gewann und damit sogar auf Rekordkurs lag. Die 4,06 Sekunden des Schweden Ingemar Stenmark 1979 in Jasna blieben später jedoch unangetastet. Ein paar Fehler im zweiten Lauf und eine veränderte Skitaillierung Hirschers ließen Ligetys Vorsprung noch um 36 Hundertstelsekunden schrumpfen, bedenklich groß war er aber geblieben.

Deshalb konnte sich Hirscher auch über den zweiten Rang und seinen insgesamt neunten Podestplatz im neunten Riesentorlauf des Jahres nicht richtig freuen - ein schlechter Beigeschmack blieb. Was macht Ligety derzeit so gut, was macht er besser als die Gegner und damit auch Hirscher? Seit der Einführung der zugleich längeren und schmäleren Ski zu Beginn dieser Saison ist Ligety sogar noch schneller geworden. Der 28-jährige US-Star gab Hirscher und Co. für die Weihnachtspause ein Rätsel zu lösen.

Ted Ligety

APA/EPA/Claudo Onorati

Ligety fährt mit dem Gesäß so tief unten wie kein anderer

Expertentipp von Girardelli

„Zwei Sekunden, das ist so viel, da kann ich Ted nur gratulieren und zu ihm aufschauen. Das ist perfektes Skifahren“, gab sich Hirscher am Sonntag als fairer Zweiter. Doch die Analysen haben längst begonnen. „Der beste Weg ist: Das machen, was er macht. Da müssen wir hin, wenn wir ihn schlagen wollen. Natürlich studiere ich dafür seine Läufe immer wieder auf Video. Unsere Fahrstile waren ja immer sehr ähnlich: viel Innenlage, viel Schräglage“, so Hirscher.

Darin stimmte er mit Ex-Skistar Marc Girardelli überein, der in seiner Kolumne in der Tageszeitung „Heute“ schrieb: „Ted fährt die brutalste Schräglage im Weltcup. Das hat Vor- und Nachteile. Im Rücken- und Hüftbereich ist er dadurch weniger stabil und eigentlich fehleranfälliger. Mit dem neuen Material überwiegen aber klar die Vorteile. Die weniger taillierten Ski sind weniger biegsam. Ligety schafft es, mit seiner extremen Technik das zu kompensieren. Dabei dreht er den Ski am Schwungansatz. Er carvt engere Bögen, sein Hintern berührt dabei sogar den Schnee. So ist er schneller.“

Zeitverlust durch Rutschen

Hirscher war aber noch etwas aufgefallen. „Ligety ist der Einzige, der den Hang von oben bis unten ohne Rutschen bewältigen kann. Alle anderen rutschen, und Rutschen bedeutet Zeitverlust. Das summiert sich. Bei einem geringeren Torabstand wie in Val d’Isere (Hirscher gewann, Ligety wurde Dritter, Anm.) schaut es aber gleich anders aus. Da rutscht auch er. Und zwei, drei Meter machen da viel aus“, sagte Hirscher, was Ligety indirekt bestätigte: „Es kommt immer auf die Bedingungen an. Ich habe in dieser Saison ja auch schon ein Rennen verloren.“

Dass Hirscher auch im zweiten Durchgang von Alta Baldia schneller als Ligety war, war schon ein kleiner Schritt in die richtige Richtung und eine Genugtuung für den Salzburger. „Das war eine super Erkenntnis. Aber trotzdem fühlt man sich im Vergleich richtig schlecht. Doch der Skisport entwickelt sich anscheinend dorthin: keine Rutschphasen, alles auf Zug. Das macht Ted perfekt. Er berührt im Vergleich zu uns fast keine Tore und hält den Ski auf der Taillierung“, sagte Hirscher. Die Hausaufgaben wolle er über Weihnachten erledigen. „Aber Vorsicht, Kopieren ist nie gut“, warnte Girardelli vorsorglich.

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