Ohrfeige, Prügelei und „Freak-Show“
Dereck Chisora hat 2012 gleich mehrmals für Skandale gesorgt. Zunächst ohrfeigte der britische Boxer WBC-Weltmeister Witali Klitschko und bespuckte dessen Bruder. Es folgten eine Prügelei mit dem ehemaligen Weltmeister David Haye, Geldstrafen, eine Sperre durch den britischen Verband und ein von Klitschko als „Freak-Show“ bezeichneter Kampf zwischen Chisora und Haye unter luxemburgischer Lizenz.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Begonnen hatte aber alles mit der Ohrfeige. Der 28-jährige Herausforderer schlug einen Tag vor dem WM-Kampf in München gegen Titelverteidiger Witali Klitschko dem Ukrainer bei der Abwaage mit der flachen Hand ins Gesicht. Klitschko flog von der Wucht des Schlages der Kopf zur Seite. Der WBC-Weltmeister im Schwergewicht hatte sich jedoch im Griff und schlug nicht zurück. Betreuer der Teams sprangen sofort dazwischen.

APA/EPA/dpa/Marc Müller
Auftakt mehrerer Skandale - Chisora ohrfeigt Klitschko
Klitschko gab im Ring die Antwort
„Er hat mich überrascht“, sagte Klitschko. Der mit einer britischen Flagge vermummte Chisora zog sich nach dem Angriff sofort zurück. „Chisora zeigt Nerven. Ich werde ihm meine Antwort im Ring geben“, sagte Klitschko - und tat das vor 12.500 Zuschauern in der ausverkauften Münchner Olympiahalle auch in der Nacht auf 19. Februar. Der 40-jährige Ukrainer besiegte Chisora nach zwölf Runden einstimmig nach Punkten. Unmittelbar vor Kampfbeginn hatte Chsora noch Klitschkos jüngerem Bruder Wladimir ins Gesicht gespuckt.
Auf der Pressekonferenz nach dem Kampf folgte der nächste Eklat. Chisora und sein Landsmann David Haye waren plötzlich wie Kampfhunde übereinander hergefallen und hatten sich quer durch den vollbesetzten Raum in der Münchner Olympiahalle geprügelt. Als die Briten die Fäuste fliegen ließen und Flaschen flogen, räumte Champion Klitschko entsetzt das Podium. Bruder Wladimir stand kopfschüttelnd da. „Blutige Gesichter bei einer Pressekonferenz? Das ist eine Schande für das Boxen“, schimpfte der jüngere Klitschko über die unrühmlichen Briten.
Morddrohungen gegen Haye
Die Bilanz nach der unübersichtlichen Schlägerei: Chisora war an der Lippe verletzt, weil ihn Haye mit einer Flasche attackiert hatte. Hayes Trainer Adam Booth trug eine blutende Platzwunde auf dem Kopf davon. Chisora krönte den Auftritt mit der Drohung: „David, ich erschieße dich. Ich meine das ernst. Ich erschieße dich.“ Haye und Chisora pflegten eine gegenseitige abgrundtiefe Abneigung. Ex-Weltmeister Haye war als Co-Kommentator für einen britischen Fernsehsender in München im Einsatz.

APA/dpa/Claus Hergot
Haye-Trainer Adam Booth trug eine blutende Wunde am Kopf davon
Chisora musste danach nicht nur 100.000 Dollar (75.188 Euro) Geldstrafe bezahlen, er wurde auch vom britischen Boxverband auf unbestimmte Zeit gesperrt. Im Mai kündigte der Brite an, am 14. Juli mit luxemburgischer Lizenz gegen seinen Landsmann Haye in den Ring zu steigen. Wladimir Klitschko hatte gleich nach der Ankündigung des Fights harsche Kritik daran geübt. „Das ist eine Freak-Show mit Freak-Regeln“, sagte der Schwergewichtler aus der Ukraine.
K.-o.-Sieg und neu gefundene Harmonie
Der Kampf sei „ein Schlag ins Gesicht des British Boxing Board of Control. So einem Mann (Chisora, Anm.) eine Lizenz zu geben, ist eine Schande für den Sport“, meinte der WBO-, IBF- und WBA-Champion. Haye, der seine Boxlizenz im Herbst 2011 freiwillig abgegeben hatte, erhielt ebenfalls eine Erlaubnis vom luxemburgischen Verband. Haye gewann den umstrittenen Kampf schließlich in der fünften Runde durch K. o. - danach zeigten die Kontrahenten harmonisch wie nie zuvor. Als alles vorbei war, lagen sie sich in den Armen und plauderten einträchtig miteinander.

AP/Tom Hevezi
Nach dem Sieg gegen Chisora (li.) forderte Haye (re.) die Klitschkos heraus
„Es gab vorher viel böses Blut. Aber wir beide sind in den Ring gestiegen und haben unser Leben riskiert, um die Leute zu unterhalten“, meinte Haye nach seinem Erfolg. Am Samstag gab es rund um den Kampf keine besonderen Vorkommnisse. „Sagt den Klitschkos, David Haye ist die Nummer eins. Wenn er der Welt einen großen Kampf liefern will - ich bin hier“, posaunte der Ex-Weltmeister im Cruiser- und Schwergewicht, der seinen ersten Kampf seit Juli 2011 bestritt und den 26. Sieg im 28. Profikampf feierte.
Links: