Im Clinch mit Polizei bzw. Teamchef
Marko Arnautovic und Paul Scharner sind im Jahr 2012 nicht nur durch ihre Leistungen als Fußballer in die Schlagzeilen geraten. Der 23-jährige Wiener geriet bei einer Verkehrskontrolle in Konflikt mit der Exekutive, der 32-jährige Niederösterreicher beendete nach einem lautstarken Konflikt mit ÖFB-Teamchef Marcel Koller seine Karriere in der Nationalmannschaft.
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Arnautovic hat ein Jahr mit Höhen und Tiefen hinter sich. Positiv fiel der ÖFB-Teamstürmer etwa Anfang Juni durch zwei Tore beim freundschaftlichen 3:2-Sieg Österreichs gegen EM-Gastgeber Ukraine auf. Anfang Dezember glänzte der Werder-Bremen-Legionär mit einem Triplepack in der deutschen Bundesliga gegen 1899 Hoffenheim, nur wenige Wochen nachdem er gegen Fortuna Düsseldorf mit einem Kopfstoß gegen Jens Langeneke für Aufregung gesorgt hatte. Dieser hatte ihn zuvor mit einer Beleidigung über sein Körpergewicht provoziert.
„Ich kann dein Leben kaufen!“
Negativer Höhepunkt war aber wohl ein Zwischenfall im Juni mit der Wiener Polizei. Bei einer Verkehrskontrolle in seinem Heimatbezirk Floridsdorf beschimpfte Arnautovic einen Polizisten. Der Fußballer, in seinem Porsche Cayenne unterwegs, wies demnach bei einer Kontrolle seinen in Italien - offenbar aus seiner Zeit bei Inter Mailand - ausgestellten Führerschein vor, was den Beamten stutzig machte.
Dann soll Arnautovic dem Polizisten gesagt haben: „Du hast mir gar nichts zu sagen. Ich verdiene so viel, ich kann dein Leben kaufen!“ Außerdem soll er dem Kontrollierenden gedroht haben: „Wenn du mich anzeigst, dann wirst du schon sehen. Ich bin etwas Höheres als du.“ Arnautovic wurde wegen eines Verkehrsdelikts sowie wegen aggressiven Verhaltens nach dem Sicherheitspolizeigesetz angezeigt.
Der „Bad Boy“ entschuldigte sich später für sein Verhalten. Er sei gestresst gewesen, weil er schnell zu seiner schwangeren Frau wollte, die Schmerzen hatte, sagte Arnautovic dem Radiosender Ö3. „Wenn sich der Polizist angegriffen gefühlt hat, dann kann ich nur sagen, dass es mir leid tut.“
Lautstarker Abgang von Scharner
Während Arnautovic nach einer Aussprache mit Teamchef Koller mit der ÖFB-Nationalmannschaft 2013 weiter um die Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien spielen darf, endete die Teamkarriere für Scharner unrühmlich. Nur wenige Stunden vor dem Anpfiff des Testspiels am 15. August gegen die Türkei (2:0) in Wien verließ der nur eine Woche zuvor von West Bromwich Albion zum Hamburger SV gewechselte Routinier wegen Differenzen mit Koller das Teamcamp.

GEPA/Andreas Pranter
Paul Scharner muss wohl nie mehr die Anweisungen von Marcel Koller befolgen
Der Verteidiger hatte für sich eine „Schlüsselrolle“ in der WM-Qualifikation gefordert und konnte nicht hinnehmen, dass er gegen die Türken nicht in der Startaufstellung Kollers stand. Das „Enfant terrible“ nutzte die Gelegenheit natürlich zu einer Abrechnung mit dem Schweizer: „Mit Koller werden wir sicherlich nie zur WM 2014 fahren.“ Man habe ihn „weichgeklopft wie ein Schnitzel. Jetzt müssen sie ihn nur noch panieren, dann passt es, dann ist er ein richtiger Österreicher.“
ÖFB schließt Rückkehr aus
Es war übrigens nicht der erste Abgang Scharners aus dem Nationalteam. Bereits sechs Jahre zuvor hatte er nach einem Länderspiel gegen Ungarn seinen Rücktritt erklärt. „Und zwar für immer“, wie Scharner damals betonte. Gegenüber Teamchef Josef Hickersberger nannte er als Grund die „unprofessionellen Strukturen beim ÖFB“. Unter Hickersbergers Nachfolger Karel Brückner gab er dann nach der Heim-EM 2008 doch ein Teamcomeback.
Ein weiteres wird es nicht geben, der ÖFB zog nämlich zwei Tage nach dem Vorfall einen Schlussstrich unter Scharners Teamkarriere. Das Verbandspräsidium beschloss einstimmig, dass der 40-fache Internationale „unabhängig von der Person des Teamchefs künftig in keine österreichische Nationalmannschaft mehr einberufen wird“. Koller erhielt für seine Vorgehensweise in der Causa volle Rückendeckung.
Verletzung und Ausschluss bei Comeback
Auch bei seinem neuen Club in Hamburg hatte Scharner heuer einiges zu verdauen. Nur weniger Tage nach dem Team-Aus zog er sich im Training einen Innenbandriss im rechten Knie zu, musste sechs Wochen pausieren und verpasste die ersten sieben Bundesliga-Runden.
Nach einigen Kurzeinsätzen erhielt Scharner dann am 10. November die langersehnte erste Chance, in der Startelf von HSV-Trainer Thorsten Fink zu überzeugen. Statt sie zu nützen flog er allerdings beim 0:0 in Freiburg bereits nach 35 Minuten mit Rot-Gelb vom Platz. „Ich bin von mir zutiefst enttäuscht“, gestand der 32-Jährige danach geknickt.
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