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Düdelingen als Stolperstein

Für Red Bull Salzburg hat die erhoffte erstmalige Qualifikation für die Champions League in einem Fiasko geendet. Österreichs Meister scheiterte bereits in der zweiten von vier Qualifikationsrunden an F91 Düdelingen. Nach der blamablen 0:1-Pleite im Hinspiel kamen die „Bullen“ gegen den luxemburgischen Meister im Heimspiel zwar zu einem 4:3-Sieg, schieden aber aufgrund der Auswärtstorregel aus.

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Zur Pause führte Salzburg noch dank Treffern von Jakob Jantscher (28.) und Martin Hinteregger (37.) nach Rückstand 2:1, geriet nach 57 Minuten aber neuerlich mit 2:3 ins Hintertreffen. Ein Elfer von Cristiano (81.) und ein Tor von Gonzalo Zarate (82.) zum 4:3 ließen den österreichischen Meister in der Schlussphase gegen zehn Gegner noch einmal kurz hoffen - vergeblich. Während Düdelingen damit sensationell in die dritte Qualirunde einzog (wo dann das Aus gegen NK Maribor kam), war für die Salzburger die Europacup-Saison bereits am 24. Juli beendet.

Sportlicher Bankrott des Millionenclubs

Nach Valencia (2006), Schachtjor Donezk (2007), Maccabi Haifa (2009) und Hapoel Tel Aviv (2010) schwangen sich die Amateure aus Düdelingen zum fünften Team auf, das den „Bullen“ den ewigen Traum von der Champions League zerstörte. Für den dank Dietrich Mateschitz mit Abstand reichsten Club Österreichs bedeutete das Aus in der zweiten Qualirunde den sportlichen Bankrott.

„Wir haben es nicht verdient“, brachte es der neue Trainer Roger Schmidt im Anschluss an das Aus auf den Punkt. „Wir können das nicht gutmachen“, gab sich der Nachfolger des im Sommer zurückgetretenen Ricardo Moniz unmittelbar nach der Blamage keinen Illusionen hin. „Wir können jetzt nur versuchen, in der Meisterschaft und im Cup Charakter zu zeigen und guten Fußball abzuliefern.“ „Das wird noch lange an der Mannschaft nagen“, vermutete Verteidiger Hinteregger.

Auch Mateschitz erhob sich mit ungläubigem Blick aus dem VIP-Sitz, nachdem er sich das Trauerspiel tapfer in voller Länge zugemutet hatte. Dass die Salzburger Fans die jubelnden Gäste mit Standing Ovations verabschiedeten, machte die Demütigung für die Profis vollkommen. An die vergebene Riesenchance, als bis in die letzte Qualirunde gesetzte Mannschaft endlich in die „Königsklasse“ einzuziehen, wollten die Zuschauer in Wals-Siezenheim in diesem Moment gar nicht denken.

Zweiten CL-Qualiplatz für Österreich verspielt

Im Gegensatz zu den Vorjahren blieb den Salzburgern diesmal nicht einmal das Trostpflaster Europa League. Bitter war die Blamage auch für die österreichischen Ambitionen, in der UEFA-Fünfjahreswertung das gerade erst errungene fünfte Europacup-Ticket zu verteidigen.

Da Ried und die Admira in der Europa-League-Quali auf der Strecke blieben und Rapid nach dem geschafften Einzug in die EL-Gruppenphase bei fünf Niederlagen nur einen Sieg schaffte, büßte Österreich den notwendigen 15. Platz im Ranking und damit auch den zusätzlichen zweiten Startplatz in der CL-Qualifikation gleich wieder ein. Somit darf nur in der Saison 2013/14 neben dem Meister auch der Vizemeister Anlauf auf die Eliteliga nehmen.

Luxemburg feiert seine Helden

Ganz Luxemburg freute sich mit Düdelingen über den größten Erfolg seiner Europacup-Geschichte. Der Sensationscoup machte die Truppe von Trainer Didier Philippe zu Helden im nur 2.600 Quadratkilometer großen und 512.000 Einwohner zählenden Großherzogtum.

Spieler des F91 Dudelange jubeln vor einer Fernsehkamera

GEPA/Felix Roittner

Verdienter Jubel der siegreichen Amateure von F91 Düdelingen

„Die Spieler von Düdelingen machten das Match ihres Lebens“, titelte die Zeitung „Le Quotidien“ nach dem Aufstieg. Man befinde sich nun „irgendwo zwischen siebentem und achtem Himmel“. Das Blatt spottete auch in Richtung Red-Bull-Boss: „Mateschitz muss nach einem neuen Zaubertrank suchen, um seinen Spielern Flügel zu verleihen.“

Nicht nur „Le Quotidien“ fiel auf, dass Düdelingen „wie eine Profimannschaft“ agierte. Körperlich robust und eiskalt im Abschluss wurden die Düdelinger zum Salzburger Alptraum. Dabei besteht F91 keinesfalls aus Profis. Torjäger Aurelien Joachim, mit zwei Treffern maßgeblich an der Sensation beteiligt, ist Sportlehrer. „Ich hoffe, dass wir alle von unseren Chefs frei bekommen“, hoffte Joachim nach dem unerwarteten Weiterkommen auf Sonderurlaub für die folgenden Partien.

Der Aufstieg bedeutete für den Luxemburger Fußball übrigens die größte Sensation seit 10. September 2008. Damals hatte das Nationalteam in der WM-Qualifikation in Zürich gegen die Schweiz 2:1 gewonnen.

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