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„Wir wissen, wie’s geht“

Ernst Vettori, der Sportliche Leiter der ÖSV-Skispringer, hat vor der am Sonntag in Oberstdorf beginnenden 61. Vierschanzen-Tournee (16.00 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) das Besondere an seinem Team herausgestrichen. „Das war noch nie da, dass man mit vier Tourneesiegern anreist. Das zeigt, dass wir wissen, wie’s geht“, erklärte der Tiroler, der die Tournee selbst zweimal gewonnen hat.

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Cheftrainer Alexander Pointner hatte vor vier Jahren an der Stimmung im Team gemerkt, dass sich da etwas anbahnt. „Jetzt spüre ich, dass eine neue Qualität vorhanden ist“, bekräftigte der 41-Jährige in Oberstdorf. Es sei kein verbissenes Nachlaufen mehr, das unbedingte Gewinnen-Müssen sei passe, betonte der Coach. „Jetzt ist es ein lustvolles, kreatives Wettkämpfen, man kann den Wettkampf so besser steuern und genießen.“ Die Vorarbeit für einen neuerlichen Erfolg ist jedenfalls geleistet, nach den jüngsten Erfolgen in Engelberg reisten die Springer voller Selbstvertrauen in den Allgäu.

Neben dem österreichischen Sieger-Quartett Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern, Andreas Kofler und Wolfgang Loitzl hat auch der Norweger Anders Jacobsen (2006/07) die Traditionsveranstaltung schon gewonnen. Der als einziger weiterer ehemaliger Gesamtsieger noch aktive Tscheche Jakub Janda (2005/06 ex aequo mit Janne Ahonen) hat auf eigenen Wunsch auf den Start verzichtet und will über den Kontinentalcup wieder in Form kommen.

Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern, Wolfgang Loitzl und Andreas Kofler

GEPA/Oliver Lerch

Die vier Herren kennen das Gefühl des Siegers

Schlierenzauer will wieder Gas geben

Titelverteidiger Schlierenzauer spürt nach der Erfüllung seines Kindheitstraumes überhaupt keinen Druck. „Das größte Ziel ist über die Saison gesehen die Konstanz. Mein Fokus liegt auf guten Sprüngen“, sagte der Gewinner von 43 Weltcup-Bewerben. Mit der Bestmarke in der Oberstdorf-Qualifikation machte er deutlich, dass ihm die Wiederholung des Gesamtsieges zuzutrauen ist.

„Aber zählen tut es morgen, ich werde versuchen, Gas zu geben“, erklärte er am Samstagabend. Seinen Fahrplan kennt er jedenfalls schon genau: „Ein guter Start in Oberstdorf, Raketen steigen lassen in Garmisch, Atmosphäre genießen in Innsbruck und in Bischofshofen die Sektkorken knallen lassen.“ Pointner gefiel die Leichtigkeit, mit der sein Schützling die Sache anging. „Gregor hat einen Sprung gezeigt, der sehr locker war“, lobte der Coach.

Gregor Schlierenzauer jubelt

GEPA/Thomas Bachun

Der Titelverteidiger will auch heuer wieder im Rampenlicht stehen

Kofler und Morgenstern haben noch Luft nach oben

Kofler hat den schwierigen Auftakt mit der Disqualifikation in Lillehammer hinter sich gelassen und mit zwei Siegen wieder an frühere Spitzenleistungen angeschlossen. „Ich komme mit breiter Brust zur Tournee, es könnte nicht besser sein“, erklärte der Tiroler. Auf ein Ergebnis wollte sich der 28-Jährige im Vorfeld nicht festlegen. „Ich schaue auf meine Leistung, ich will so viele Granaten wie möglich zeigen. Ich will es wissen.“ Im Qualifying musste er sich mit Rang 20 begnügen, gab sich aber weiter zuversichtlich: „Ich werde das analysieren und das Setup neu einrichten.“

Etwas später als seine Kollegen traf Morgenstern ein. Der junge Vater wollte so lange wie möglich bei seiner Familie sein. Wenige Tage nach der Geburt von Tochter Lilly gelang es dem Kärntner am Samstag noch nicht perfekt, sich auf die Schanze einzustellen. „Ich bin nicht ganz zufrieden, der Sprung hat sich nicht so sicher angefühlt. Da ist noch mehr drinnen“, betonte er.

Loitzl auf dem richtigen Weg

Loitzl hatte die Tournee 2008/09 als erster aus dem Quartett gewonnen. Sein bestes Saisonresultat ist ein vierter Platz, angesichts der ähnlichen Vorbereitung drängt sich aber aktuell ein Vergleich mit damals auf. „Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich gut genug bin, um zu gewinnen“, erklärt der Steirer. „Da gehört ein Quäntchen dazu, das ich bisher nicht abrufen konnte, aber hoffentlich kommt es bei der Tournee“, sagte der 32-Jährige. „Es ist viel möglich, ich kann wieder positiv überraschen.“

Seinen dritten Rang in der Qualifikation und damit den Start in der drittletzten Paarung nahm er als zusätzliches gutes Omen auf: „Damit habe ich 2009 in Garmisch (auf dem Weg zum Tourneesieg, Anm.) gewonnen.“

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