Kein Verständnis für Psychospielchen
Die Formel 1 befindet sich derzeit noch im Winterschlaf, das verbale Vorgeplänkel auf die kommende Saison hat aber bereits begonnen. Red-Bull-Sportdirektor Helmut Marko rechnete im konzerneigenen „Red Bulletin“-Magazin mit Vizeweltmeister Fernando Alonso ab. Der Spanier habe sich mit seinen Psychospielchen im Saisonfinish selbst ins Abseits geschossen, so Marko.
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Sebastian Vettel hätte im hitzigen Saisonfinale vorgezeigt, wie es geht. Der Deutsche, laut Marko ein Phänomen, könne sich von seinem Umfeld abschotten und daher auf Reserven zurückgreifen, die anderen Fahrern im Feld fehlen. „Zum Beispiel Alonso, der ja sehr mit Politik und komischen Sprüchen beschäftigt ist“, wird Marko zitiert, „Vettel ignoriert das alles, liest auch keine Zeitungen, kein Internet.“
Respektlose Ferrari-Äußerungen
Dem 69-Jährigen stießen vor allem die aus seiner Sicht respektlosen Äußerungen des Ferrari-Piloten in der Endphase der Saison auf. Denn nicht der Deutsche, sondern McLaren-Pilot Lewis Hamilton und „Bullen“-Chefdesigner Adrian Newey waren von Alonso zu Gegnern Nummer eins auserkoren worden. „Ich glaube, dass er gegen Saisonende Nerven gezeigt hat“, so Marko im Konzernmagazin, „Aussprüche wie ‚Ich fahre gegen Hamilton und nicht Vettel!‘ oder ‚Ich fahre gegen Newey‘ sind ein Psychoscharmützel. Aber wir haben gesagt: nicht einmal ignorieren.“

GEPA/Erwin Scheriau
Marko fand mit einigem Abstand zum WM-Finish harte Worte für Alonso
Marko gibt auch Ferraris Führungsetage Schuld am aus seiner Sicht schmutzig geführten WM-Kampf. Unter dem 1988 verstorbenen Teamgründer Enzo Ferrari hätte es das nicht gegeben, so der 69-Jährige. „Ich glaube, der alte Enzo würde solche Niederlagen in keinster Weise goutieren, aber die Leistung des Gegners anerkennen. Und dass er seine Burschen entsprechend herbeuteln würde, damit sie alles machen, um uns zu schlagen. Aber nicht mit solchen Aktionen, wie wir sie zuletzt erlebt haben“, wird Marko zitiert.
Dass das Nervenkostüm Alonsos im Finish angekratzt war, verwundert angesichts der Aufholjagd Vettels nicht. 42 Punkte hatte der Spanier zur Halbzeit der Saison auf den Deutschen Vorsprung. Am Ende lag Vettel drei Zähler vor dem Ferrari-Piloten. „Nach der Sommerpause geht seine Leistung steil nach oben. Das war auch in den Vorjahren schon so“, sagte Marko, der sich auch über die Kritik an Vettels Fahrstil ärgerte: „Da ist einiger Schrott im Umlauf. Vettel könne nicht überholen - lächerlich, man sehe sich bloß Abu Dhabi und Brasilien an.“
Alonso freut sich
Bei Alonso verhallte die verspätete Kritik des Red-Bull-Sportdirektors jedenfalls nicht unkommentiert. Der Spanier nutzte das Marko-Interview gleich für eine verbale Spitze in die Gegenrichtung - wenig überraschend via Internetdienst „Twitter“, der schon im Saisonfinish zu Alonsos Sprachrohr mutiert war. „Es freut mich zu lesen, dass Red Bull denkt, wir sind der stärkste Gegner im kommenden Jahr. Und das noch vor dem ersten Test! Ich bin geschmeichelt“, so der 31-Jährige.
Denn der Ferrari-Bolide war schon in der vergangenen Saison nicht auf einer Stufe mit den „roten Bullen“. Nur dem fahrerischen Können Alonsos war es zu verdanken, dass die „Scuderia“ bis zum Schluss um den WM-Titel in der Fahrerwertung mitkämpfte. Für seine Leistung wurde der Spanier auch zum Fahrer des Jahres gekürt. Von Helmut Marko dürfte Alonso nach seiner psychologischen Kriegsführung jedoch keine Stimme erhalten haben.
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