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„Seelenstrip“ vor laufender Kamera?

Die offensichtlich bevorstehende Dopingbeichte von Lance Armstrong wird inszeniert wie ein Showdown. Oprah Winfrey, die amerikanische Talkshow-Ikone, hat angekündigt, den überführten Radsport-Doper in ihrer Show am 17. Januar exklusiv zu interviewen.

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Das 90-minütige Gespräch finde werde ab 21.00 Uhr Ortszeit ausgestrahlt (Livestream unter Oprah.com). In der Mitteilung von Winfreys Kabelkanal OWN hieß es, er werde sich zum Thema äußern. Kurz zuvor hatte die „New York Times“ berichtet, Armstrong, der bisher alle Dopingvorwürfe bestritten hatte, denke über ein Geständnis nach. Sein Auftritt bei Winfrey könnte bedeuten: Der auf Lebenszeit gesperrte Armstrong packt aus.

US-Talkmasterin Oprah Winfrey

Reuters/Chris Bergin

Talkshow-Legende Oprah Winfrey

Großen Neuigkeitswert hätte eine Beichte aber nur, wenn der 41-Jährige auch seine Verbindungen zum angeblich korrupten Rad-Weltverband (UCI) preisgibt. Beendet der einstige Tour-Dominator sein hartnäckiges Leugnen und sagt umfassend aus, könnte dem Profiradsport in der jetzigen Form sogar das Aus drohen. Der deutsche Dopingkronzeuge Jörg Jaksche erklärte kürzlich, es stünde dem Radsport ein „Sabbatjahr“ bevor, wenn „er zu 100 Prozent gesteht“.

Spendenversuch an USADA

Auch ein weiteres Detail würde über Armstrongs frühere Praktiken bekannt. 2004 soll er versucht haben, die US-Antidoping-Agentur (USADA) zu bestechen - in Form einer Spende von 250.000 Dollar. Das geht aus einem Bericht der TV-Sendung „60 Minutes Sport“ hervor. USADA-Chef Travis Tygart betonte dabei, dass Armstrong seiner Agentur die Summe offeriert habe. „Ich war perplex. Für die USADA war das ein klarer Interessenkonflikt. Wir haben nicht gezögert, das Angebot abzulehnen“, sagte Tygart.

Es wird vermutet, dass Armstrong versuchte, die USADA zur Einstellung ihrer Ermittlungen zu bewegen. Diese Form von Spenden ist von Armstrong bekannt. So geriet die UCI unter ihrem damaligen Präsidenten Hein Verbruggen wegen einer Geldzuwendung unter Verdacht, eine auffällige Dopinganalyse Armstrongs von der Tour de Suisse 2001 nicht veröffentlicht zu haben. Es folgten mysteriöse Spenden von Armstrong an die UCI in Gesamthöhe von 125.000 Dollar. Den Grund für die noble Gabe konnte die UCI bis heute nicht schlüssig erklären.

UCI-Präsident McQuaid zittert

Die USADA hatte seit Februar 2012 akribisch gegen Armstrong und die von ihm geschaffenen Dopingstrukturen in seinen Teams ermittelt. Es wurden 26 Zeugen befragt und Beweise gesammelt. Im Oktober war die Anklage fertig. Armstrong erhob keinen Widerspruch und äußerte sich seitdem zum Thema direkt nicht mehr. Der einstige Superstar verlor in der Folge seine sieben Tour-de-France-Siege und wurde auf Lebenszeit gesperrt. Die UCI unter ihrem Präsidenten Pat McQuaid akzeptierte auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz Ende Oktober das rigide USADA-Strafmaß.

McQuaid, der Armstrong wie auch einige Politiker jahrelang hofiert hatte, brach alle Brücken zu seinem Freund ab und erklärte: „Armstrong hat keinen Platz mehr im Radsport.“ Der Ire hatte am Dienstag seinen Sitz im Exekutivkomitee und im Gründungsrat der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) verloren. Ihm könnte nun wie Armstrong die totale Demontage drohen - sofern Armstrong umfassend auspackt.

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