Europas neue Hoffnungsträger
Ob Pele, Franz Beckenbauer, Johan Cruyff, Michele Platini und Maradona in der Vergangenheit oder Cristiano Ronaldo und Lionel Messi in der Gegenwart , Ausnahmeerscheinungen hat es im Fußball immer schon gegeben. Dank weltweit operierender Scouts tauchen immer wieder neue Namen auf, die als mögliche Nachfolger gehandelt werden.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Spieler wie Neymar oder Mario Götze haben kaum damit begonnen, die Fußballwelt zu erobern, da drängen schon die nächsten hochbegabten Kicker nach. Nicht alle schaffen dabei den großen Sprung vom Jungstar zum Superstar. ORF.at stellt sechs Toptalente vor, denen zuzutrauen ist, dass sie in Zukunft eine bestimmende Rolle auf der Fußballbühne spielen können, sorgen sie doch bereits jetzt für Furore bei ihren Clubs.
Das Juventus-Juwel Pogba
Eines dieser Talente ist Paul Pogba. Der 19-Jährige wurde 2009 von Alex Ferguson von Le Havre zu ManUnited gelotst. Als sein Vertrag auslief, zeigte sich der Franzose wenig dankbar gegenüber Sir Alex und wechselte zu Juventus. In Turin wird der Mittelfeldspieler als Nachfolger von Andrea Pirlo aufgebaut. Pogba ist kein Edeltechniker wie der alternde italienische Star, bringt aber alle Vorzüge für das zentrale Mittelfeld mit: groß, athletisch, schussgewaltig und technisch versiert.
Zu Saisonbeginn zählte Pogba noch nicht zum Stammpersonal der „Alten Dame“. Nach seiner Gala beim 4:0 gegen Udinese am Samstag könnte sich das endgültig geändert haben. Pogba verblüffte mit zwei traumhaften Weitschusstoren. „Wir hatten viele Ausfälle zu beklagen, aber das ist niemandem aufgefallen“, betonte Coach Antonio Conte - ein gut verstecktes, aber gewaltiges Lob für den Pirlo-Ersatz. Pogba gab sich bescheiden: „Ich muss noch in allen Belangen besser werden.“

AP/Massimo Pinca
Gegen Udinese schlugen Pogbas Schüsse mit 101 bzw. 97 km/h im Tor ein
Isco, der Golden Boy
War Pogba im letzten Sommer ein heiß umworbener Spieler, könnte das im nächsten August für Francisco „Isco“ Alarcon zutreffen. Der 20-Jährige gilt im spanischen Nationalteam als Nachfolger von Andres Iniesta und Xavi. Im Dezember wurde er zu Europas bestem Jungspieler gewählt und trat damit in die Fußstapfen von Lionel Messi und Wayne Rooney, die ebenfalls den Golden Boy Award gewannen.
„Das ist ein Ansporn für mich, ein wirklicher Star des internationalen Fußballs zu werden - genau wie diejenigen, die vor mir gewannen“, sagte der trickreiche, offensive Mittelfeldspieler des FC Malaga. ManCity, Real Madrid, Chelsea oder Bayern München werden als Interessenten gehandelt. Die vertraglich festgesetzte Ablösesumme für das im Nachwuchs von Valencia ausgebildete Ausnahmetalent beträgt 21 Millionen Euro. Für Isco steht aber vorerst nicht der Wechsel zu einem Topclub, sondern der Sprung in die Nationalmannschaft im Vordergrund.

Reuters/Benoit Tessier
Klein, aber oho: Verratti hat mit Ibrahimovic einen prominenten Fan
Verratti macht Ibrahimovic froh
Den Sprung ins Ausland hat indes Marco Verratti schon gewagt. Der 20-Jährige wechselte im Sommer vom Serie-A-Aufsteiger Pescara zur Paris Saint-Germain und war angesichts der Megatransfers von Zlatan Ibrahimovic und Thiago Silva nur eine Randnotiz. Mittlerweile hat sich Verratti aber zu einem Protagonisten im PSG-Spiel hochgearbeitet. Der Italiener beeindruckt im defensiven Mittelfeld trotz seiner Jugend als Stratege mit hervorragender Übersicht, Passgenauigkeit und Technik.
Ungeachtet seiner 1,65 Meter überzeugt Verratti auch mit aggressiver Defensive. Dieses Gesamtpaket macht ihn zum potenziellen Erben von Pirlo im italienischen Team. „Er ist ein Regisseur. Wie Pirlo kann er das Spiel schneller als alle anderen lesen“, lobte PSG-Coach Carlo Ancelotti. Auch von Ibrahimovic wurde Verratti geadelt. Der Superstar sieht die zwölf Millionen Euro als „exzellente Investition. Der Bursche hat mich von allen am meisten überrascht.“
Fischer netzt für Ajax
Bei Ajax gelang indes einem blutjungen Stürmer etwas, was nicht einmal Ibrahimovic zu Beginn seiner Karriere schaffte. Viktor Fischer verbuchte in seinen ersten zehn Spielen für den Traditionsclub aus Amsterdam fünf Tore und drei Assists. Am Wochenende erzielte der 18-Jährige einen Doppelpack beim 3:0-Erfolg über Feyenoord Rotterdam. Vor allem die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und technische Versiertheit machen den Dänen zum begehrten Spieler auf dem Transfermarkt.
United-Coach Ferguson soll bereit sein, sechs Millionen Euro zu bieten. Dabei stand der Stürmer, der im November auch sein Teamdebüt für Dänemark gab, vor dem Sprung auf die Insel, entschied sich dann aber für einen Wechsel vom FC Midtjylland zur Ajax-Talenteschmiede. „Er ist speziell und hat einen unglaublichen Torhunger“, sagte Dänemarks U19-Coach Thomas Frank. Und Fischer unterstrich nach der Feyenoord-Partie diese Einschätzung: „Ich habe nicht so gut gespielt. Zwar habe ich zwei Tore geschossen, es hätten aber drei sein müssen.“

AP/Clint Hughes
Tore in der Champions League sind bei Fischer nur eine Frage der Zeit
Das „fantastische Talent“ Sterling
Ebenfalls erst 18 Jahre und raketenartig auf dem Weg nach oben ist der pfeilschnelle Raheem Sterling. Der Flügelspieler mit der perfekten Ballbehandlung gilt beim FC Liverpool als größtes Offensivtalent seit Michael Owen und ist in der Premier League der Aufsteiger des Jahres. Der gebürtige Jamaikaner wuchs in London auf und wechselte vor zwei Jahren um 700.000 Euro von den Queens Park Rangers zu den „Reds“ an die Anfield Road, wo er in diesem Jahr zum Stammspieler avancierte.
Im September wurde das 1,70 Meter große Talent von Roy Hodgson erstmals in den Kader der „Three Lions“ nominiert, kam aber nicht zum Einsatz. In der Premier League konnte er bisher zwei Tore und sechs Assists verbuchen. „Er ist ein fantastisches Talent, eines unserer Glanzlichter in diesem Jahr“, sagte Liverpool-Urgestein Steven Gerrard über Sterling im „Guardian“. Sterling selbst will sich seinen Aufstieg nicht zu Kopf steigen lassen: „Die Erwartungen werden von Woche zu Woche höher, aber ich versuche einfach, mein Ding durchzuziehen.“

AP/Tom Hevezi
Wenn Sterling zum Sprint ansetzt, hilft nur der Griff in unerlaubte Gegenden
Courtois und seine Glanzparaden
Die Aufgabe von Thibaut Courtois ist hingegen, Tore zu verhindern. Und darin ist der 20-Jährige trotz seiner Jugend bereits ein echter Könner. Der Belgier wechselte im Sommer 2011 um fast neun Millionen Euro von Genk zu Chelsea, von wo er unmittelbar zu Atletico Madrid verliehen wurde. In der Primera Division machte sich der reaktionsschnelle Goalie mit sensationellen Paraden schnell einen Namen.
An Selbstvertrauen mangelt es dem belgischen Teamgoalie ebenfalls nicht: „Ich fürchte keinen Gegner, auch nicht Messi.“ Vielleicht darf Courtois die Tore des Weltfußballer in der nächsten Saison nicht mehr verhindern, sondern bejubeln. Nach dem angekündigten Abgang von Stammgoalie Victor Valdes im Sommer ist Barcelona auf der Suche nach Ersatz, und Courtois scheint ein heißer Kandidat. Eine Rückkehr zu Chelsea ist angesichts des Status von Petr Cech ausgeschlossen.
Christian Wagner, ORF.at
Link: