„So nahe am Maximum wie nur möglich“
„Wer ein Großer sein will, muss einmal in Kitzbühel gewonnen haben“, hat sich Marcel Hirscher gefreut, als er sich diesen Lebenstraum erfüllt hat. Abgebrüht wie ein Routinier carvte der 23-Jährige mit Laufbestzeit in der Entscheidung zu seinem ersten Triumph auf dem Ganslernhang und riss damit sogar Arnold Schwarzenegger vom Hocker.
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Der Finalkrimi am Sonntag war nichts für schwache Nerven - den nach dem ersten Durchgang führenden Italienern Stefano Gross und Olympiasieger Giuliano Razzoli versagten sie. Razzoli wurde Vierter, Gross fiel auf Rang elf zurück - und beide räumten so für Hirscher den Weg zu seinem wohl emotionalsten Sieg nach jenen im Vorjahr in Schladming. Dort hatte Hirscher beim Weltcup-Finale und beim Nachtslalom, als er unbeeindruckt von der „Einfädler-Affäre“ zum Gegenschlag ausgeholt hatte, triumphiert, nachdem er in Kitzbühel davor gescheitert war. Nun stand Hirscher auch in Kitzbühel ganz oben.

GEPA/Christian Walgram
Neureuther und Hirscher waren im Zielraum zu Scherzen aufgelegt
Alles riskiert und alles gewonnen
Als Dritter nach dem ersten Lauf hatte er im zweiten mit Laufbestzeit den Deutschen Felix Neureuther und den Kroaten Ivica Kostelic klar auf die Ränge zwei und drei verwiesen. "Marcel fuhr einfach aggressiver, so kam dann auch der Rückstand zustande, zollte Neureuther dem fünffachen Saisonsieger nach dem ersten ÖSV-Erfolg auf dem Ganslernhang nach Manfred Pranger vor acht Jahren größten Respekt, auch Kostelic gratulierte. Dass auf der Ehrentribüne zuvor auch Schwarzenegger klatschend aufgesprungen war, freute Hirscher ganz besonders.
„Dabei habe ich wie immer nur versucht, mein Bestes zu geben“, sagte der Salzburger. Er wusste, er würde alles riskieren müssen, um den führenden Neureuther abzufangen. Alles gegeben, alles gewonnen, die Tausenden Fans lagen ihrem Skihelden am Fuße des Hahnenkamms zu Füßen. Größeren Druck als sonst habe Hirscher aber auch vor dem Kitzbühel-Finale nicht verspürt. „Ich konnte nicht mehr machen, als so gut wie möglich Ski zu fahren, so schnell es nur geht und so nahe an meinem persönlichen Maximum wie möglich.“
Cool im entscheidenden Moment
Dass Neureuther vorgelegt hatte, wusste er. „In diesem Moment war für mich klar - alles oder gar nichts, ich habe den Schalter wieder umgelegt“, erklärte Hirscher, der sich der Gefahr seiner risikofreudigen Fahrweise sehr wohl bewusst ist, auch daran arbeiten will, nicht immer alles zu geben, wenn manchmal vielleicht weniger reichen könnte. „Ich muss erst lernen, ein bisschen zurückhaltender zu fahren, so viel Risiko kann nicht immer gutgehen“, grübelte Hirscher.
Coolness im entscheidenden Moment ist ihm nach diesem neuerlichen Husarenritt wahrlich nicht abzusprechen, wenngleich er selbst keine Erklärung dafür finde, wie er sagte. „Das kann man von außen sicher besser beurteilen“, sagte der Salzburger, „ich bin einfach der Marcel und versuche nicht extra cool zu sein, vielleicht ist es gerade das, was mich dann auf der Piste cool macht. Aber es war diesmal nicht einfach“, ergänzte Hirscher, „weil die Chance zum Greifen nahe war, weil ich schon zum fünften Mal in Kitzbühel und auch bisher immer gut gefahren bin, die Kiste bisher aber immer rausgehaut habe.“
„Dieser Sieg ist einfach nur geil“
Beweisen müsse sich Hirscher nun nichts mehr. Dazu hatte er bei den vergangenen sieben Weltcup-Slaloms mit vier Siegen, zwei zweiten und einem dritten Platz ausreichend Gelegenheit. „Ich habe mein Können wohl nachdrücklich unter Beweis gestellt.“ Kitzbühel war der vorläufige Höhepunkt, darum machte Hirscher erst gar kein Geheimnis. „Die Bedeutung des Rennens habe ich zwar immer zur Seite geschoben, weil ich den Druck von mir nehmen wollte. Jetzt muss ich aber sagen. Das Gefühl, hier zu gewinnen, ist einfach geil.“
Zeit zum Verschnaufen gibt es für Hirscher dennoch erst nach dem Parallelevent in Moskau am Dienstag - nicht allzu lange, danach gilt die Konzentration schon wieder Schladming. „G’scheit vorbereiten“, so lautet Hirschers Devise für die Heim-WM. Zugleich warnte er vor zu hohen Erwartungen. „Ich bin leider kein Schweizer Uhrwerk und kein Computerprogramm. Dass auch ich Fehler machen kann, ist nur menschlich. Falls die Fehler dann genau bei der WM passieren, sollte niemand enttäuscht sein oder auf mir herumhacken. Im Skisport ist der Erfolg nicht planbar.“
Michael Fruhmann, ORF.at aus Kitzbühel
Herren-Slalom in Kitzbühel
1. |
Marcel Hirscher |
AUT |
1:44,34 |
2. |
Felix Neureuther |
GER |
1:45,11 |
3. |
Ivica Kostelic |
CRO |
1:45,27 |
4. |
Giuliano Razzoli |
ITA |
1:45,35 |
5. |
Benjamin Raich |
AUT |
1:45,63 |
6. |
Patrick Thaler |
ITA |
1:45,76 |
7. |
Fritz Dopfer |
GER |
1:45,80 |
8. |
Andre Myhrer |
SWE |
1:45,91 |
9. |
Manfred Pranger |
AUT |
1:45,92 |
10. |
Jens Byggmark |
SWE |
1:45,95 |
11. |
Stefano Gross |
ITA |
1:45,98 |
12. |
Mattias Hargin |
SWE |
1:46,00 |
13. |
Markus Larsson |
SWE |
1:46,02 |
14. |
Michael Janyk |
CAN |
1:46,15 |
15. |
Alexis Pinturault |
FRA |
1:46,27 |
16. |
Akira Sasaki |
JPN |
1:46,50 |
17. |
Henrik Kristoffersen |
NOR |
1:46,52 |
18. |
Alexander Choroschilow |
RUS |
1:46,61 |
19. |
Victor Muffat Jeandet |
FRA |
1:46,80 |
20. |
Thomas Mermillod Blondin |
FRA |
1:47,23 |
21. |
David Chodounsky |
USA |
1:47,28 |
22. |
Steven Theolier |
FRA |
1:47,49 |
23. |
Marc Gini |
SUI |
1:47,66 |
24. |
Santeri Paloniemi |
FIN |
1:48,14 |
25. |
Axel Baeck |
SWE |
1:48,63 |
26. |
Markus Vogel * |
SUI |
1:55,56 |
Erster Lauf: |
1. |
Stefano Gross |
ITA |
50,65 |
2. |
Giuliano Razzoli |
ITA |
50,72 |
3. |
Marcel Hirscher |
AUT |
50,83 |
4. |
Steve Missillier |
FRA |
50,96 |
5. |
Jens Byggmark |
SWE |
50,96 |
6. |
Patrick Thaler |
ITA |
51,03 |
7. |
Felix Neureuther |
GER |
51,21 |
8. |
Fritz Dopfer |
GER |
51,22 |
9. |
Markus Vogel |
SUI |
51,24 |
10. |
Axel Baeck |
SWE |
51,25 |
11. |
Ivica Kostelic |
CRO |
51,26 |
14. |
Andre Myhrer |
SWE |
51,60 |
15. |
Manfred Pranger |
AUT |
51,63 |
17. |
Reinfried Herbst |
AUT |
51,73 |
25. |
Benjamin Raich |
AUT |
52,02 |
28. |
Manuel Feller |
AUT |
52,30 |
32. |
Rainer Schönfelder |
AUT |
52,50 |
39. |
Aksel Lund Svindal |
NOR |
54,06 |
40. |
Romed Baumann |
AUT |
54,23 |
42. |
Hannes Reichelt |
AUT |
54,90 |
44. |
Matthias Mayer |
AUT |
55,20 |
Zweiter Lauf: |
1. |
Marcel Hirscher |
AUT |
53,51 |
2. |
Benjamin Raich |
AUT |
53,61 |
3. |
Felix Neureuther |
GER |
53,90 |
4. |
Ivica Kostelic |
CRO |
54,01 |
5. |
Mattias Hargin |
SWE |
54,05 |
6. |
Henrik Kristoffersen |
NOR |
54,19 |
7. |
Akira Sasaki |
JPN |
54,21 |
8. |
Manfred Pranger |
AUT |
54,29 |
9. |
Andre Myhrer |
SWE |
54,31 |
10. |
Michael Janyk |
CAN |
54,44 |
12. |
Fritz Dopfer |
GER |
54,58 |
13. |
Giuliano Razzoli |
ITA |
54,63 |
14. |
Patrick Thaler |
ITA |
54,73 |
19. |
Jens Byggmark |
SWE |
54,99 |
20. |
Stefano Gross |
ITA |
55,33 |
Kombination in Kitzbühel
1. |
Ivica Kostelic |
CRO |
3:45,80 |
2. |
Alexis Pinturault |
FRA |
3:47,06 |
3. |
Thomas Mermillod Blondin |
FRA |
3:48,36 |
4. |
Romed Baumann |
AUT |
3:51,33 |
5. |
Aksel Lund Svindal |
NOR |
3:51,55 |
6. |
Kjetil Jansrud |
NOR |
3:51,63 |
7. |
Matthias Mayer |
AUT |
3:54,34 |
8. |
Andreas Romar |
FIN |
3:54,74 |
9. |
Maciej Bydlinski |
GER |
3:55,99 |
10. |
Carlo Janka |
SUI |
3:57,23 |
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