Rapid, Cordoba und „rostige Flügel“
Am 14. Februar wird Hans Krankl viele Blumen überreicht bekommen. Aber nicht, weil der Valentinstag auf dem Programm steht, sondern weil Österreichs bekanntester Stürmer ein rundes Jubiläum feiert. Der „Goleador“ der Nation wird 60. Der Jubilar blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Denn Krankl steht für die Kombination Torjäger, Trainer und Entertainer.
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Am 14. Februar 1953 erblickte Krankl als Sohn eines Straßenbahners in Wien das Licht der Welt. Aufgewachsen im sechsten Wiener Bezirk Mariahilf gehörte seine Liebe schon früh dem runden Leder. Mit elf kam Krankl zu jenem Club, mit dem sein Name dank seiner vielen Tore untrennbar verbunden ist: SK Rapid. Von den Fans wurde Krankl daher auch zum „Jahrhundert-Rapidler“ gekürt. Sein „Herzensclub“ war wohl die prägendste, aber nicht die einzige Station auf seinem erfolgreichen Weg.
Der Torjäger
Dabei hatte Krankl bei Rapid keinen leichten Start. Unter Trainer Gerd Springer hatte der Jungspund kein „Leiberl“. Erst ein Leihvertrag beim Wiener AC in der Regionalliga Ost ließ bei Krankl den Knopf aufgehen. In 26 Spielen für den WAC schoss Krankl 27 Tore und sich ins Rampenlicht. 1972 kehrte der Stürmer zu Rapid zurück und startete durch. Bis 1978 wurde Krankl dreimal Torschützenkönig der Bundesliga. Legendär sind seine sieben Tore 1977 beim 11:1 gegen den GAK. 1978 gewann er mit 41 Treffern den „Goldenen Schuh“ für den besten Torschützen Europas. Seine damalige Ligarekordmarke hat noch immer Bestand.
Das Jahr 1978 war überhaupt das vielleicht wichtigste in Krankls Karriere. Bei der Weltmeisterschaft in Argentinien war der Stürmer Teil jener Mannschaft, die Spanien und Schweden schlug und zur großen Überraschung des Turniers wurde. Am 21. Juni 1978 mutierte der Wiener zum österreichischen Volkshelden. Mit seinen zwei Treffern zum 3:2 über Deutschland in Cordoba machte Krankl Reporter Edi Finger „narrisch“ und eine ganze Nation glücklich. Insgesamt netzte der Jubilar in 69 Spielen 34-mal für das Nationalteam, nur Toni Polster erzielte mit 44 mehr.

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Krankls berühmtester Moment: Der Jubel nach dem 3:2 über Deutschland
In Argentinien wurde auch der große FC Barcelona auf den Österreicher aufmerksam, und Krankl bedankte sich auf seine Weise. In seiner ersten Saison bei den Katalanen wurde der Wiener mit 29 Treffern Torschützenkönig und erzielte auch im Finale des Europacups der Pokalsieger gegen Fortuna Düsseldorf (4:3) den entscheidenden Treffer. 1985 gelang ihm dieses Kunststück im Rapid-Dress im Pokalsieger-Finale gegen Everton erneut. Diesmal war Krankls Tor aber nur der Ehrentreffer zum 1:3. Zuvor schoss der Wiener Rapid zu zwei Meisterschaften und drei Pokalsiegen. 1989 beendete Krankl seine Spielerkarriere.
Der Trainer
Fast unmittelbar nach seiner aktiven Karriere begann Krankls Laufbahn als Trainer. Seine erste Station war gleich Rapid. Als Trainer seines „Herzensclubs“ war dem ehemaligen Torjäger jedoch nicht der gleiche Erfolg wie als Spieler beschieden. Auch beim FC Tirol, wo ein vermeintliches Dream-Team zur Verfügung stand, blieb der Erfolg aus. Auch weil die Finanzierung des teuren Kaders sich als Luftblase erwies. Seine beste Zeit als Clubtrainer hatte Krankl bei Austria Salzburg, wo er es immerhin in das Finale des UI-Cups schaffte.
TV-Hinweis
ORF eins zeigt am Donnerstag um 20.15 Uhr anlässlich des 60. Geburtstags von Hans Krankl die Dokumentation „Hansi unser“ - mehr dazu in programm.ORF.at.
Nach einem kurzen Gastspiel bei Fortuna Köln in der zweiten deutschen Bundesliga und dem erfolgreichen Klassenerhalt mit Admira/Wacker Mödling schlug seine große Trainerstunde. Im Jänner 2002 trat Krankl die Nachfolge von Otto Baric als österreichischer Teamchef an. Bis 2005 versuchte der Wiener, eine schlagkräftige Mannschaft aufzubauen. Mehr als zehn Siege, bei zehn Remis und elf Niederlagen, waren dem „Goleador“ aber nicht vergönnt.

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Als ÖFB-Teamchef war dem „Goleador“ nicht immer zum Lachen zumute
In Erinnerung blieben vor allem mutige Entscheidungen, wie den damals erst 19-jährigen Andreas Ivanschitz zum Kapitän zu küren, und legendäre Interviews. Nach dem 2:2 der ÖFB-Elf in der WM-Qualifikation für 2006 in Nordirland ließ Krankl seinem Frust über den schwachen australischen Schiedsrichter freien Lauf. Der Begriff „irreregulär“ wird noch immer gerne als Synonym für einen fragwürdigen Spielausgang benutzt. Nachdem sein Vertrag vom ÖFB nicht verlängert wurde, trat Krankl 2005 zurück. Die Hoffnung, bei der Heim-EM 2008 an der Seitenlinie zu stehen, erfüllte sich nicht.
Der Entertainer
Aber nicht nur mit seinen legendären Wortspenden untermauerte Krankl seinen Ruf als Entertainer. Seine Liebe zur Musik lebte der Wiener bereits während seiner aktiven Karriere aus. Seinen ersten großen Erfolg feierte Krankl 1984 mit dem Titel „Rostige Flügel“ als Mitglied der fiktiven Gruppe „Kottans Kapelle“ an der Seite des Kaberettisten und Schauspielers Lukas Resetarits. 1986 veröffentlichte Krankl unter dem Pseudonym „Johann K.“ das Lied „Lonely Boy“, das noch heute im Abspann der „Liebesgeschichten und Heiratssachen“ zum Fixpunkt der heimischen Fernsehkultur gehört.
1989 meldete sich Krankl mit „Der Bätman bin i“ auf der Musikbühne zurück. Seine musikalische Leidenschaft lebte der Wiener auch als Moderator auf Radio Wien als „Nachtfalke“ aus. Seine unregelmäßigen Gastspiele mit der Band „Monti Beton“ füllen noch immer die Konzertsäle. Seine Showqualitäten stellte Krankl auch in der ORF-Produktion „Das Match“ unter Beweis, als er in zwei Staffeln mehr oder weniger prominente Hobbykicker unter seine Fittiche nahm.

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Als „Nachtfalke“ lebte Krankl seine Musikleidenschaft im Radio aus
Als echten Fußballtrainer wird man Krankl nach seinem Kurzgastspiel beim LASK 2009 aber nicht mehr sehen. „Ich hatte meine Jahre. Dort, wo ich hin will, kann ich nicht hin, und dort, wo man mich haben will, will ich nicht hin“, sagte der Jubilar anlässlich seines 60. Geburtstages. Somit bleibt mehr Zeit für seine Hobbies und seine Tätigkeit als TV-Experte und Zeitungskolumnist. Am 14. Februar steht Krankl aber noch einmal im Rampenlicht. Und diesmal wird nicht er für seine Fans, sondern seine Fans werden für ihn singen: „Happy Birthday!“
Karl Huber, ORF.at
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