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Bekanntes Model als Opfer

„Blade Runner“ Oscar Pistorius steht nach dem Tod seiner Freundin Reeva Steenkamp unter Mordverdacht. Gegen den 26-jährigen Prothesensprinter aus Südafrika wurde laut Polizeiangaben Mordanklage erhoben. Das berichtete die Nachrichtenagentur AP. Pistorius hatte Steenkamp in seinem Haus erschossen. Es könnte sich laut Medien aber um eine tödliche Verwechslung gehandelt haben.

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Die Polizei in Pretoria hatte Donnerstagfrüh bestätigt, dass einer 30-jährigen Frau in Pistorius’ Haus in der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria am frühen Morgen insgesamt viermal in den Kopf und in den Arm geschossen worden war. Ihr Agent bestätigte später, dass es sich um Steenkamp, ein südafrikanisches Model, gehandelt hat. Steenkamp ist noch am Tatort ihren schweren Verletzungen erlegen.

Reeva Steenkamp, Oscar Pistorius

APA/AP/Lucky Nxumalo-Citypress

Steenkamp und Pistorius 2012 bei einer Gala in Johannesburg

Mit Einbrecher verwechselt?

Nach Informationen der Zeitung „Beeld“, die sich auf eine Polizeiquelle beruft, sollen die tödlichen Schüsse versehentlich abgegeben worden sein. Der Schütze habe die Frau für einen Einbrecher gehalten. Südafrika gilt als Land mit einer der höchsten Kriminalitätsraten der Welt. Die Polizei fand nach eigenen Angaben eine Neunmillimeterpistole und nahm Pistorius in Gewahrsam.

Pistorius soll unmittelbar danach geschossen haben, als ihn seine Freundin aufweckte. Laut „Beeld“ könnte Steenkamp eine geplante Überraschung zum Verhängnis geworden sein. Das Model, das mit dem Paralympics-Star seit vergangenem November zusammen war, hatte am Vorabend noch via Twitter eine Valentinsüberraschung durchblicken lassen. „Und was habt ihr für euren Liebsten morgen im Ärmel?“, fragte das Model. Die Polizei wollte die Vermutung der Zeitung nicht bestätigen.

Zeugen berichten von Streit

Der Version der tödlichen Verwechslung widersprechen Polizeiangaben und Zeugenaussagen von Nachbarn. Laut Auskunft der südafrikanischen Behörden sollen in der Vergangenheit bereits mehrfach Vorfälle häuslicher Gewalt in Pistorius’ Haus gemeldet worden sein. Britische Medien wie „Sky News“ und „Guardian“ berichten von Zeugen, die am Vorabend der Tat Geschrei und auffällige Geräusche aus dem Haus gehört haben wollen. Berichte über einen Akt der Notwehr „kamen nicht von uns“, hob Polizeisprecherin Denise Beukes hervor.

Oscar Pistorius beim Verlassen der Polizeistation

APA/AP/Chris Collingridge

Pistorius wird nach seiner Einvernahme durch die Polizei abgeführt

Beukes gab bekannt, dass die Behörden ein Ansuchen auf Kaution des verdächtigen Sportlers ablehnen würden. „Er wird behandelt wie jede andere normale Person“, wird Beukes im „Guardian“ zitiert. Am Freitag soll der Athlet einem Richter vorgeführt werden. Dann wird auch über eine mögliche Kaution für den 26-Jährigen entschieden. Laut Polizei gibt es keine weiteren Verdächtigen.

Diskussion über Waffen

Henke Pistorius, Vater des Athleten, drückte der Familie von Steenkamp sein Mitgefühl aus und sagte: „Falls jemand ein Statement abgeben wird, wird es Oscar sein. Er ist traurig im Moment.“ Das Nationale Olympische Komitee Südafrikas wollte keine Details über den Vorfall kommentieren. Man könne nicht mehr sagen, als öffentlich geworden ist - und zwar, „dass es tödliche Schüsse wegen einer Verwechslung und eines vermeintlichen Einbruchs gab“. Pistorius hatte 2012 Sportgeschichte geschrieben, als er als erster beinamputierter Athlet in London bei Olympischen Spielen starten durfte.

Der Fall löste in Südafrika eine Diskussion über die Waffengesetze des Landes aus. Die Angst vor Verbrechen ist in Südafrika wegen seiner hohen Kriminalität sehr hoch. Insbesondere gelten die Kriminellen hier als besonders gewaltbereit. Oft werden bei Einbrüchen nicht nur Wertgegenstände gestohlen, sondern auch die Bewohner schwer misshandelt und zuweilen getötet.

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