Mildes Urteil gegen Dopingmediziner
Der spanische Dopingarzt Eufemiano Fuentes ist zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt worden. Im größten spanischen Dopingprozess um die „Operacion Puerto“ sah es das Madrider Gericht in seinem am Dienstag verkündeten Urteil als erwiesen an, dass der Mediziner die Gesundheit seiner Kunden gefährdet hat.
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Die Staatsanwaltschaft hatte das doppelte Strafmaß gefordert. Fuentes wird aber wohl nicht ins Gefängnis müssen, denn Haftstrafen von bis zu zwei Jahren werden in Spanien in der Regel zur Bewährung ausgesetzt. Der Gynäkologe Fuentes hatte Dutzenden Sportlern, vor allem Radprofis, beim Doping mit Eigenblut geholfen. Drei weitere Angeklagte wurden am Dienstag freigesprochen.
Zugleich entschied die Richterin Julia Patricia Santamaria, die bei der Anti-Doping-Razzia 2006 sichergestellten Blutbeutel nicht freizugeben. Internationale Verbände und Behörden wie die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hatten gehofft, dadurch Dopingsünder nachträglich überführen zu können. Die Richterin ordnete zudem an, die bei Fuentes gefundenen Computerdaten zu vernichten.

Reuters/Sergio Perez
Fuentes (l.) vor dem Gericht in Madrid
Namensliste nicht erwünscht
Durch eine Kooperation mit der spanischen Anti-Doping-Agentur (AEA) hatte Fuentes zuletzt noch versucht, die Einstellung des Verfahrens zu erwirken. Fuentes war deshalb vor wenigen Wochen zusammen mit seinem Anwalt sowie dem früheren Vereinspräsidenten des Fußball-Erstligisten Real Sociedad San Sebastian, Inaki Badiola, bei der AEA-Direktorin Ana Munoz vorstellig. Mit einem Deal wollte er einen möglichen Schuldspruch abwenden. Munoz lehnte das Angebot allerdings ab.
Fuentes hatte im Büro von Munoz seine Expertise rund ums Doping angeboten. Im Gegenzug sollte sich die Anti-Doping-Agentur für ihn einsetzen und die Einstellung des Verfahrens ermöglichen. „Wenn sie meinen, ich sei nützlich und mich darum bitten, würde ich darüber nachdenken und stünde bereit. Wenn sie die Liste der Kunden haben wollten, würden sie die bekommen“, sagte Fuentes später auch im Gerichtsgebäude. Davon wollte Richterin Santamaria aber ebenso nichts wissen wie davor Munoz.
Kunden aus mehreren Sparten
Der Prozess hatte deutlich gemacht, dass Fuentes ein lukratives Unternehmen betrieb, das Dutzenden von Sportlern Transfusionen mit Eigenblut anbot. Einige Kunden sind namentlich bekannt, von anderen kennt man nur die von Fuentes verwendeten Pseudonyme und Kürzel.
Die WADA und der Radweltverband (UCI) waren in dem Prozess als Nebenkläger vertreten. Sie hofften wohl vergeblich darauf, die Kunden von Fuentes namhaft zu machen und wegen Dopings zur Rechenschaft zu ziehen. Spanien musste sich während der siebenjährigen Ermittlungen zu dem Skandal vorhalten lassen, nicht energisch genug gegen Doping vorzugehen.
Fuentes hatte bei seiner Vernehmung vor dem Gericht ausgesagt, dass er neben Radsportlern auch Fußballer, Tennisspieler und Boxer behandelte. Zehn Radprofis sagten als Zeugen aus, nur drei berichteten offen über ihre Erfahrungen als Kunden von Fuentes. Das waren der Spanier Jesus Manzano, der Amerikaner Tyler Hamilton und der Deutsche Jörg Jaksche.
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