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Verband überlegt Regeländerung

Wladimir Klitschko hat einen Traum. 2016 möchte er bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro das wiederholen, was ihm 20 Jahre zuvor in Atlanta gelungen war: den Gewinn der Goldmedaille im Superschwergewicht. „Das wäre ein großartiger Abschluss meiner Karriere. Wenn ich noch einmal die Chance dazu bekomme, bei Olympia teilzunehmen, dann würde ich alles dafür geben.“

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Bereit, für einen Start des Ukrainers im Zeichen der fünf Ringe alles zu geben, ist scheinbar auch der Amateurweltverband AIBA. Um nicht dasselbe Schicksal zu erleiden wie der Ringsport, dem aufgrund mangelnden Zuschauerinteresses ab 2020 das Aus bei Olympischen Spielen droht, will die AIBA ihre Statuten lockern und rollt Klitschko förmlich den roten Teppich aus. „Die AIBA hat den Traum von Wladimir Klitschko vernommen“, sagte AIBA-Sprecher Sebastien Gillot dem deutschen Sport-Informations-Dienst (SID). „Die AIBA blickt nach vorne, um mit Wladimir weitere Gespräche zu führen.“

Wladimir Klitschko mit Medaille, 1996

AP/Kathy Willens

Vor 20 Jahren durfte sich Klitschko bereits mit Olympiagold schmücken

Steine werden aus dem Weg geräumt

Eigentlich darf bei Olympia 2016 nur boxen, wer maximal 15 Profikämpfe bestritten hat. Klitschko hat bereits 62 Profikämpfe absolviert. Zudem müsste er sich der Profisparte der AIBA anschließen, was für ihn angesichts der Regularien mit hohen finanziellen Aufwendungen verbunden wäre. Außerdem ist die Zahl der Startplätze für die Profis reglementiert. Klitschko müsste laut Reglement also auch noch einen Qualifikationsmodus durchlaufen, so dass er alles in allem Jahre vor den Spielen nicht mehr für seine eigene KMG-Promotion boxen dürfte.

Alles Probleme, die die AIBA scheinbar gewillt ist, aus dem Weg zu räumen. Kurz vor Klitschkos WM-Kampf am Samstag gegen den Deutsch-Italiener Francesco Pianeta in Mannheim ließ der Verband bereits mit der Lösung aufhorchen, die Altersgrenze für den 37-Jährigen aufzuweichen. Derzeit dürfen nur Profis zu Olympia, die noch nicht das 40. Lebensjahr vollendet haben. „Wenn der Boxer einige Wochen vor den Spielen 40 geworden ist, ist er dennoch für das AIBA-Programm geeignet“, teilte der Verband jetzt mit. Genau das trifft auf Klitschko zu.

Kopfschutz wird nach 30 Jahren abgeschafft

Auch an einen Kopfschutz müsste sich der Ukrainer nicht mehr gewöhnen, bei der EM von 17. bis 26. Mai in Minsk wird damit zum letzten Mal gekämpft. „Wer sich heute nicht den Erfordernissen der Zeit anpasst, ist schnell ein Verlierer“, wird Jürgen Kyas, der Präsident des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV) in der Onlineausgabe der „Welt“ zitiert. „Wir sehen es am Dilemma der Ringer: Die haben sich zu spät bewegt.“

Der Verzicht auf den Kopfschutz, der seit den 1980er Jahren vorgeschrieben war, soll allerdings auch für mehr Sicherheit sorgen. Medizinische Untersuchungen hätten ergeben, dass ohne Kopfschutz die Wahrscheinlichkeit von Gehirnerschütterungen geringer sei als mit Kopfschutz, argumentiert der Verband. Paradoxerweise, so die These, „könnten sie Sportler sogar ermutigen, höhere Risiken einzugehen“.

Klitschko verteidigt drei WM-Titel

Für Klitschko wartet an diesem Samstag allerdings zunächst einmal die Realität im Schwergewicht. In der Mannheimer SAP-Arena verteidigt der vierfache Weltmeister seine Titel nach Version der Weltverbände IBF, IBO, WBO und WBA gegen Pianeta vom Magdeburger SES-Stall. Kritiker sehen den noch unbesiegten 28-Jährigen nur als weiteren chancenlosen Klitschko-Kontrahenten an. Doch der 37-jährige Ukrainer lässt sich davon nicht beirren.

In der Ecke des 37-jährigen Titelträgers nach IBF-, WBA- und WBO-Version hat zum ersten Mal Johnathon Banks als Cheftrainer das Sagen. Der 30-jährige US-Amerikaner hatte in der Vorbereitung auf Klitschkos bisher letzte Titelverteidigung gegen den Polen Mariusz Wach das Amt vorübergehend übernommen, nachdem „Hall of Fame“-Coach Emanuel Steward am 25. Oktober 2012 gestorben war. „Johnathon ist mit seiner analytischen Art der richtige Mann, um Mannys Weg fortzusetzen“, sagte Klitschko. „Es geht nicht darum, wie alt jemand ist, sondern dass er Qualität hat.“

Rechtsausleger Pianeta weiß, dass seine Chancen gegen Klitschko äußerst gering sind. Doch die größte Börse seines Lebens hat er sicher. „Es ist deutlich mehr als sonst. Ich bin zufrieden“, verrät der in Gelsenkirchen lebende Athlet. Einen Teil seiner Gage möchte der 1,93-Meter-Mann spenden. Der gläubige Christ fühlt sich dem katholischen Orden der Amigonianer verpflichtet. Dieser kümmert sich um Kinder aus sozial schwachen Schichten der Gesellschaft.

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