Frühe Vorentscheidung
Österreich hat sich bei der Eishockey-WM in Schweden und Finnland am Sonntag ein riesiges Stück vom Klassenerhalt entfernt. Die Mannschaft von Teamchef Emanuel Viveiros musste sich in Helsinki im Schlüsselspiel gegen Frankreich nach müder Vorstellung klar mit 1:3 (0:2 0:1 1:0) geschlagen geben. Bereits nach fünf Minuten war vor 3.500 Zuschauern die Vorentscheidung zugunsten der Franzosen gefallen.
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Teamchef Viveiros schickte zwar die gleichen Linienformationen wie gegen die USA auf das Eis, doch die Mannschaft war im Vergleich zur Auftaktpartie trotzdem nicht wiederzuerkennen. Die Österreicher wirkten schwerfällig. Eislaufen, beim Eishockey nicht unwesentlich, schien nach der kurzen Pause schwerzufallen. Von der von Thomas Vanek ausgegebenen Devise „Vollgas“ war nichts zu sehen. Die Franzosen waren hingegen hellwach und nutzten die Müdigkeit der Österreicher eiskalt aus.

APA/Helmut Fohringer
Ratlose Gesichter bei Spielern und Trainer Viveiros ob der trostlosen Vorstellung
Kalte Dusche gleich zu Beginn
Gegen die USA war Österreich noch ein Blitzstart gelungen, gegen Frankreich musste Rot-Weiß-Rot bald einem Rückstand nachlaufen. Das 0:1 fiel dabei in die Kategorie unglücklich. Ein Schussversuch von Robert Lukas sprang vom Schlittschuh von Damien Fleury genau in den Lauf desselben. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, ging Fleurys Schuss nach seinem Alleingang auch noch durch die Beine des schon davor ausreichend beschäftigten Goalies Bernhard Starkbaum (4.).

GEPA/Wolfgang Jannach
Frankreich nutzte seine Chancen zu Beginn eiskalt, so wie hier beim 1:0 (4.)
Nur eine Minute später stand es 2:0 für Frankreich. Das österreichische Defensivverhalten war dabei alles andere als erstklassig. Die Franzosen durften unbedrängt kombinieren, Teddy da Costa alleine vor dem Tor stehen und locker einnetzen. Gegen den Handgelenkschuss in die rechte Kreuzecke gab es für Starkbaum nichts zu halten. Bei Österreich kam zur Müdigkeit die Schockstarre hinzu. Erst nach zehn Minuten hatte sich die Truppe von Viveiros gefangen.
Offensiv ging trotzdem wenig, jeder Schritt sah nach einer unendlichen Qual aus. Ein Schuss von Vanek und eine schöne Kombination zwischen Thomas Hundertpfund und Manuel Latusa, der der Abschluss fehlte, blieben die Highlights aus heimischer Sicht. Beim Schussverhältnis 14:10 für Österreich hatte man den Eindruck, die Offiziellen hätten sich verzählt. Nur einmal wurde es für die Franzosen so etwas wie brenzlig. Goalie Cristobal Huet rutschte im einzigen Powerplay der Österreicher die Scheibe durch die Schoner, doch kein rot-weiß-roter Spieler befand sich in der Gefahrenzone, die Verteidigung konnte klären.
Zweimal Stange
In der ersten Pause schien Viveiros seine Mannschaft zumindest ein wenig aufgeweckt zu haben. Immerhin erspielten sich die Österreicher, auch weil sich die Franzosen mit der Führung im Rücken auf das Notwendigste beschränkten, gute Torchancen. Markus Peintner hatte mit einem platzierten Schuss Huet im Tor bereits geschlagen, doch die Querlatte kam dem 37-Jährigen zu Hilfe. Aber auch die Franzosen kamen etwa in Person von Fleury immer wieder gefährlich vor das Tor. Abwehrfehler erleichterten Frankreich die Aufgabe.
In der 34. Minute hatte Raphael Herburger nach Pass von Vanek im Alleingang die Chance auf den Anschlusstreffer, doch der Schuss des KAC-Stürmers rutschte, anders als noch bei den Franzosen, nicht unter dem Schoner Huets durch. 2:50 Minuten vor Schluss zeigte Julien Desrosiers, wie es richtig geht. Der Stürmer der Rouen Dragons hängte im Konter Mario Altmann locker ab, Gerhard Unterluggauer spielte Begleitschutz, und Starkbaum durfte die Scheibe zum dritten Mal aus dem Tor holen.

Reuters/Grigory Dukor
NHL-Star Thomas Vanek hatte mit einem Stangenschuss Pech
Als ob der Frust bei den Österreichern noch nicht groß genug gewesen wäre, scheiterte auch Vanek noch einmal an der Stange. Der 29-Jährige durfte es so wie gegen die USA erneut im Alleingang versuchen, nachdem die französische Abwehr auf den NHL-Star vergessen hatte. Diesmal spielte Vanek Huet mit einem gelungenen Haken aus, doch der Schuss landete nicht im Tor, sondern am linken Pfosten. Eine fast schon sinnbildliche Aktion für das gesamte Spiel.
Vaneks Treffer zu spät
Im letzten Abschnitt keimte dann doch noch etwas Hoffnung auf. In der 48. Minute fand der Puck von Vaneks Schläger doch noch den Weg ins französische Tor. Der NHL-Star verwertete im zweiten Versuch, nachdem er zuvor wieder an Huet gescheitert war. Der erste Treffer des 29-Jährigen im Turnier hauchte den Österreichern Leben ein. Endlich agierte man mit Biss und lieferte Frankreich einen Kampf.
Dabei hatte Rot-Weiß-Rot auch Glück: Einmal rettete die Stange und kurz vor Schluss einmal Starkbaum in extremis. Zwei Minuten vor Schluss riskierte Trainer Viveiros alles und nahm Starkbaum zugunsten eines Feldspielers vom Eis. Die Wende wollte jedoch nicht mehr gelingen - und die Tür zum Fahrstuhl Richtung B-Gruppe ist mit der zweiten Niederlage im Turnier weit offen.
Karl Huber, ORF.at aus Helsinki
Eishockey-WM, Gruppe B
Sonntag:
Österreich - Frankreich 1:3
(0:2 0:1 1:0)
Helsinki, Hartwall-Arena, 3.471 Zuschauer, SR Frano/Vinnerborg (CZE/SWE)
Tore: Fleury (4.), da Costa (5.), Desrosiers (38.) bzw. Vanek (48.)
Strafminuten: 4 bzw. 4.
Österreich: Starkbaum - A. Lakos, Pöck; Unterluggauer, F. Iberer; Schumnig, R. Lukas; Klimbacher, Altmann - Vanek, Koch M. Raffl; M. Iberer, Schuller, Welser; Latusa, Hundertpfund, Baumgartner; Herburger, Oberkofler, Peintner
Frankreich: Huet - Manavian, Auvitu; Bachet, Hecquefeuille; Janil, Besch, Moisand - Y. Treille, Meunier, Desrosiers; Fleury, Bellemare, S. Treille; Henderson, Roussel, da Costa; Bozon, Raux, Guttig; Bertrand
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