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Stichtag Champions-League-Finale?

Uli Hoeneß war beim deutschen Fußballrekordmeister Bayern München immer die „Abteilung Attacke“, jetzt muss der Präsident und Aufsichtsratsboss eine erfolgreiche Verteidigungsstrategie finden. Zwei Wochen nach Bekanntwerden seiner Steuersünde muss der 61-Jährige am Montag die Sponsorenvertreter im Aufsichtsrat überzeugen, dass er an der Vereinsspitze bleiben kann - zumindest vorerst.

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Ort und Zeitpunkt der ersten Zusammenkunft des Gremiums seit Beginn der Affäre sind unklar. Das deutsche Champions-League-Finale zwischen den Bayern und dem nationalen Rivalen Borussia Dortmund verleiht der Causa Hoeneß vor der heiklen Zusammenkunft zusätzliche Brisanz. Denn der Schöpfer und Macher des Bayern-Aufstiegs zu einem der Topclubs der Fußballwelt will den möglichen Triumph am 25. Mai im Wembley-Stadion unbedingt in Amt und Würden erleben.

Rücktritt „auf keinen Fall“ vor Finale

Das erklärte Hoeneß in einem Interview in der „Zeit“: „Auf keinen Fall werde ich vor dem Finale der Champions League zurücktreten.“ Indirekt beinhaltet die Hoeneß-Aussage eine Kompromisslösung, die dem Vernehmen nach auch von den Großsponsoren im Aufsichtsgremium erwogen oder sogar angestrebt wird.

Die Vorstandsbosse von Audi (Rupert Stadler) und adidas (Herbert Hainer), deren Unternehmen jeweils mit 9,1 Prozent Anteilseigner an der FC Bayern München AG sind, wollen ebenso wie Timotheus Höttges vom Hauptsponsor Telekom und VW-Chef Martin Winterkorn in Zeiten verschärfter Regeln für saubere Unternehmensführung Schaden von ihren Firmen fernhalten.

Bayern-Manager Uli Hoeneß spricht  vor dem Vorstand

Reuters/Michaela Rehle

„Mr. Bayern München“: Uli Hoeneß wird nicht freiwillig den Verein verlassen

Beckenbauer: „Viel zu viel Respekt vor Uli“

Die Manager schätzen Hoeneß, sie bewundern seine Lebensleistung für den FC Bayern. Sie dürften Hoeneß kaum zu einem sofortigen Rückzug drängen. „Der Einzige, der diese Entscheidung treffen kann, ist Uli selbst“, sagte Franz Beckenbauer am Sonntagabend. „Es wird keiner von den Aufsichtsräten die Stimme erheben und etwas Negatives sagen. Dazu haben sie viel zu viel Respekt vor Uli“, fügte der Bayern-Ehrenpräsident hinzu.

Naheliegender erscheint die Option, die von Hoeneß mindestens erhoffte Schonfrist bis Wembley zu gewähren. Der Vereinspatron könnte seine Ämter nach dem Finale gegen Dortmund oder spätestens nach dem DFB-Pokal-Endspiel am 1. Juni gegen den VfB Stuttgart bis zur Klärung seines Steuerfalls ruhen lassen. Als Interimslösung wurde bereits Beckenbauer gehandelt. Der aber will wohl nicht. „Ich habe mir da noch nicht eine Sekunde Gedanken darüber gemacht. Also stünde ich nicht bereit“, sagte Beckenbauer. Er könne sich den FC Bayern ohnehin nicht ohne Hoeneß vorstellen.

Konto war „ganz allein Uli Hoeneß“

Sollte es zur Anklage kommen, dürfte Hoeneß aber nicht zu halten sein. Adidas-Chef Hainer ermahnte Medien und Öffentlichkeit, nicht den Fehler zu machen, „Uli Hoeneß vorzuverurteilen“. Hilfreich für den Präsidenten könnte sein, dass der stellvertretende Aufsichtsratschef Hainer versicherte, dass der Millionenkredit des früheren adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus nicht in Zusammenhang mit dem Einstieg des Sportartikelherstellers als Anteilseigner der FC Bayern AG im Jahr 2001 gestanden sei: „Wir sind da absolut sauber.“

Auch Hoeneß hatte Verbindungen seines Steuerfalls zum FC Bayern kategorisch ausgeschlossen. Sein Schweizer Konto sei „ganz allein Uli Hoeneß“ gewesen. Kein Sponsor hat seit Bekanntwerden der Affäre sein Engagement beim Rekordmeister infrage gestellt. „Wir sind mit der Zusammenarbeit absolut zufrieden“, betonte Hainer am Freitag. Auf den Prüfstand kommt nur die weitere Zusammenarbeit mit dem Vereinspatron.

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