Zwei goldene Punkte im Abstiegskampf
Österreich hat bei der WM 2013 mit einer Sensation die Tür zum Klassenerhalt weit aufgestoßen. Die Mannschaft von Teamchef Emanuel Viveiros feierte am Freitag in Helsinki einen 2:1 (0:1 1:0 0:0/1:0)-Erfolg nach Penaltyschießen über die Slowakei und holte damit zwei goldene Punkte im Kampf um den Verbleib in der A-Gruppe.
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Dank eines überragenden Torhüters Bernhard Starkbaum, der 42 Schüsse abwehrte, und eines großen Kämpferherzens drehten die Österreicher einen Rückstand gegen den Vizeweltmeister von 2012 noch in einen Sieg um. Gerhard Unterluggauer (34.) hatte die Führung der Slowaken durch Tomas Surovy (10.) ausgeglichen, Superstar Thomas Vanek verwandelte schließlich den entscheidenden Penalty. Mit dem ersten Sieg über die Slowakei seit der Heim-WM 1996 rückte das ÖEHV-Team in der Tabelle mit nun fünf Zählern auf Platz sechs vor.

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In der Manier eines NHL-Torjägers versenkte Thoams Vanek seinen Penalty
Österreich scheitert, Slowakei trifft
Anders als noch im Spiel gegen Lettland, als sie nach 15 Sekunden das erste Gegentor kassiert hatten, waren die Slowaken diesmal von Beginn an konzentriert. Auch den Gefallen, von den Nachwirkungen der kurzen Pause nach der Partie gegen die Letten gezeichnet zu sein, machte der Vizeweltmeister dem Aufsteiger nicht. Konzentriert agierten aber auch die Österreicher. „Nicht ins offene Messer laufen“, schien die ausgegebene Devise zu sein, dementsprechend besonnen traten die Spieler von Teamchef Emanuel Viveiros auf.
Rot-Weiß-Rot begann so wie auch die vier Spiele davor engagiert und erspielte sich etliche Torchancen. „Team-Opa“ Unterluggauer mit einem Energieanfall und kurz darauf Matthias Iberer mit einem aus dem Handgelenk geschüttelten Schuss sorgten in der vierten Minute für erste Gefahr für Goalie Ratislav Stana. In der achten Minute klopfte Daniel Welser mit einem scharfen Schuss beim slowakischen Schlussmann an und brachte den Routinier damit ins Schwitzen. Doch im dritten Nachfassen hatte der 33-Jährige die Scheibe.
Stana ließ sich jedoch auch in zwei Powerplay-Situationen der Österreicher nicht bezwingen. Die logische Konsequenz der vergebenen Chancen: Die Slowakei ging in Führung. Branko Radivojevic prüfte Goalie Starkbaum, Suravy schnappte sich den Abpraller und versenkte den Puck nach einer Pirouette im kurzen Eck (9.). Starkbaum, bis dahin sicher, war die Sicht etwas verstellt. Die Österreicher gaben sich zwar nicht auf, aber das so wichtige Tor wollte nach dem 0:2 gegen Deutschland im vierten Drittel in Folge wieder nicht gelingen.
Starkbaum als Rettungsanker
Im Mitteldrittel schien sich das Dilemma der Österreicher fortzusetzen. Der Aufsteiger agierte mit dem Vizeweltmeister auf Augenhöhe, ein Unterschied war höchstens bei den Dressen zu erkennen. Rot-Weiß-Rot war das Bemühen, den Rückstand zu egalisieren, anzusehen. Doch leichtfertige Fehler und kurze Aussetzer machten einige gute Aktionen zunichte, so als ein langer Pass auf den zum Eins-gegen-Eins bereitstehenden Vanek eine Spur zu steil gespielt wurde.
Kamen die Pässe nach Wunsch an, stand den Österreichern meist Stana im Weg, etwa bei einer Chance von Gregor Baumgartner nach schöner Kombination. Die Slowakei war dem zweiten Tor jedoch näher als die Österreicher dem Ausgleich. Doch Goalie Starkbaum spielte erneut mit zahlreichen Glanzparaden den Rettungsanker. Auch als ihn die Slowaken mitsamt dem Puck über die Linie schoben, blieb der Wiener ruhig. Die Schiedsrichter hatten die Aktion sowieso wegen Torraumabseits abgepfiffen.

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An Starkbaum bissen sich die Slowaken ihre vizeweltmeisterlichen Zähne aus
Verdienter Ausgleich
Nicht nur die Slowaken, auch die Österreicher fanden im Goalie ihren Meister. Andre Lakos konnte ein Lied davon singen. Ein blitzsauberer Konter mit dem Verhältnis fünf Österreicher gegen einen Verteidiger endete mit einem Lakos-Schuss genau auf den Körper von Stana. Fast schien sich die Geschichte aus dem Deutschland-Spiel zu wiederholen. Die Österreicher vergaben ihre Topchancen, die Slowaken waren jederzeit bereit ihre Führung auszubauen.
In der 34. Minute wurden die Bemühungen der Österreicher aber schließlich belohnt. Unterluggauer nahm sich bei einem Abpraller von Stana von der blauen Linie ein Herz - und diesmal passte die Scheibe genau in die Lücke zwischen Kufe und Torstange: das perfekte Dankeschön an Goalie Starkbaum, der die Österreicher im Spiel gehalten hatte. 27 Sekunden vor der zweiten Pause hatten die Österreicher jedoch eine Schrecksekunde zu verdauen. Raphael Herburger wurde von einem Unterluggauer-Schuss im Gesicht getroffen und musste mit einer blutenden Wunde vom Eis.

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Die Erlösung: Der Schuss von Unterluggauer zischt ins slowakische Netz
Aufopfernder Kampf
Die beste Nachricht gab es gleich nach Wiederbeginn: Herburger hatte keine schwere Verletzung davongetragen, biss die Zähne zusammen und spielte weiter. Die Slowaken kamen hingegen mit einem Gang mehr im Getriebe aus der Kabine. Eine zweite Blamage gegen einen „Kleinen“ in Folge wollten sich Miroslav Satan und Co. nicht einfangen. Die Österreicher hielten jedoch mit unbändigem Kampfgeist entgegen. Dazu stemmte Starkbaum weiter wie der Fels in der Brandung den Angriffen der Slowaken entgegen. Angespornt von ihrer kämpferischen Leistung rochen die Österreicher auch ihre Chance, das Spiel zu ihren Gunsten zu entscheiden.
Ein Treffer wollte keiner Mannschaft mehr gelingen. Die Österreicher durften sich jedoch trotzdem bereits nach 60 Minuten wie ein Sieger fühlen, denn der eine möglicherweise wichtige Punkt zum Klassenerhalt war im Trockenen. In der Verlängerung waren die Österreicher dem Siegestor deutlich näher als die nun deutlich gezeichneten Slowaken.
Die Entscheidung musste jedoch im Penaltyschießen fallen. Und dort wurden Starkbaum und Vanek zu Helden. Der eine entschärfte die Versuche von Mario Bliznak, Tomas Zaborsky und Kapitän Miroslav Satan und hielt damit alle slowakischen Schüsse, der andere versenkte seinen trocken und sorgte für den zweiten österreichischen Sieg im Turnier - den vielleicht wichtigsten.
Karl Huber, ORF.at aus Helsinki

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Österreichs Teamspieler feierten die Überraschung ausgelassen
Eishockey-WM, Gruppe B
Freitag:
Österreich - Slowakei 2:1 n.P.
(0:1 1:0 0:0 0:0 1:0)
Helsinki, Hartwall-Arena, 8.450 Zuschauer, SR Brüggemann (GER)/Frano (CZE)
Tore: Unterluggauer (34.), Vanek (entscheidender Penalty) bzw. Surovy (10.)
Strafminuten: 6 bzw. 8
Penaltyschießen:
0:0 Bliznak - Starkbaum hält
0:0 Raffl - daneben
0:0 Zaborsky - Starkbaum hält
0:1 Vanek
0:1 Satan - Starkbaum hält
Österreich: Starkbaum - A. Lakos, Pöck; Unterluggauer, F. Iberer; Schumnig, R. Lukas; Altmann - Hundertpfund, Herburger, M. Raffl; Latusa, Koch, Vanek; Peintner, Oberkofler, Baumgartner; Kristler, Schuller, Welser; M. Iberer
Slowakei: Stana - Mezei, Sekera; Mihalik, Sersen; Vydareny, Jurcina; Svarny - Surovy, Kopecky, Radivojevic; Olvecky, Satan, L. Hudacek; Kukumberg, Miklik, Zaborsky; Bliznak, Dano, Bartek; Hascak
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