Duell zweier Trainergenerationen
Das erste rein deutsche Endspiel in der UEFA Champions League zwischen Bayern München und Borussia Dortmund wird am Samstag (20.45 Uhr) im Wembley-Stadion auch zum Duell der beiden Trainer Jupp Heynckes und Jürgen Klopp - und somit zum Vergleich zweier ganz unterschiedlicher Trainergenerationen.
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Auf der einen Seite der 45-jährige, leidenschaftlich-emotionale Klopp, der dank seiner kommunikativen Qualitäten als Popstar im Trainergeschäft gilt. Auf der anderen der 68-jährige, abgeklärte Routinier Heynckes, der seine Karriere mit einem Paukenschlag ausklingen lassen will. Vor einem Jahr, nach dem verlorenen „Finale dahoam“ gegen Chelsea, nach gleich drei bitteren zweiten Plätzen, wirkte Heynckes auf viele nur noch alt und verbraucht, er galt als Auslaufmodell. Zwölf Monate später ist wieder alles anders.
Bayern perfektionieren Dortmunds Spielstil
Heynckes hat Bayern und sich selbst weiterentwickelt und dabei Anleihen am Spielstil des inzwischen überflügelten BVB genommen - was Klopp prompt zum Plagiatsvorwurf verleitete. Heynckes’ Version des frühen Pressings in allen Formationen hat sich in der aktuellen Saison jedenfalls als hocheffektiv erwiesen, nur 18 Tore hat man in 34 Matches der deutschen Bundesliga kassiert, dabei mit 91 Zählern einen neuen Rekord aufgestellt.

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Routinier Heynckes will mit einem Paukenschlag in Pension gehen
Heynckes habe das Bayern-Spiel „weiterentwickelt“, sagte Kapitän Philipp Lahm über den ältesten Meistertrainer in 50 Jahren deutsche Bundesliga. Er wäre bei einem Erfolg in London erst der dritte Coach neben Ottmar Hitzfeld (Dortmund 1997, Bayern 2001) und Jose Mourinho (FC Porto 2004, Inter Mailand 2010), der mit zwei Vereinen die Champions League gewinnen konnte. 1998 war ihm das mit Real Madrid gelungen, auch bei den „Königlichen“ war danach übrigens Schluss.
Steiler Aufstieg der BVB-Jungprofis
So unterschiedlich die aktiven Karrieren des Welt- und Europameisters Heynckes und des Zweitliga-Kickers Klopp verliefen, so verschieden ist auch der Boden, auf dem die Trainererfolge der beiden wuchsen. Der eine ist es gewohnt, mit großen Namen zu arbeiten, der andere entwickelt sie. Jungprofis wie Mats Hummels, Sven Bender, Marcel Schmelzer, Mario Götze und Kevin Großkreutz verhalf Klopp zum Sprung in die deutsche Nationalmannschaft.
Solche Erfolgsgeschichten treiben den Schwaben an: „Es ist ein großes Glück, dabei zu sein, wie die Jungs erwachsen werden. Wie sie aus Talent Qualität machen. Wie sie bereit sind, sich so einzubringen, dass Wunder möglich sind.“ Der augenfälligste Unterschied der beiden Protagonisten liegt aber in ihrem Auftreten in der Öffentlichkeit.
Heynckes kocht innerlich, „Vulkan“ Klopp bricht aus
Während Heynckes nie aus der Rolle fällt, höchstens innerlich kocht und sich dank hochroten Kopfs schon als Spieler den Spitznamen „Osram“ erarbeitete, beherrscht der leidenschaftliche Klopp das Spiel auf der Medienklaviatur perfekt. Schon als TV-Experte konnte er beim Publikum punkten, ist redegewandt und muss nie um Worte ringen. An der Seitenlinie explodiert der „Vulkan“ dann auch hin und wieder. „Manchmal, wenn ich mich selbst so im TV sehe, erkenne ich mich gar nicht wieder“, sagte Klopp einmal.

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Wenn der „Vulkan“ Klopp ausbricht, erkennt er sich selbst nicht wieder
Beide Trainer aber eint der Erfolg. Heynckes hat mit drei deutschen Meisterschaften (mit Bayern) und einem CL-Titel (Real) einen kleinen Vorsprung auf den zweifachen deutschen Meister Klopp, der freilich erst am Anfang einer möglicherweise ganz großen auch internationalen Karriere steht. Die Überraschung am Samstag vor Augen, gab sich Klopp dennoch bescheiden: „Wenn wir gewinnen, sind wir nicht das beste Team der Welt. Dann haben wir das beste Team der Welt geschlagen.“
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