Sobkova köpfelt Pasching zur Sensation
Der FC Pasching hat am Donnerstag vor 16.500 Zuschauern im Ernst-Happel-Stadion österreichische Fußballgeschichte geschrieben. Der Regionalliga-Mitte-Club feierte im Finale einen 1:0-Sensationssieg gegen den neuen Meister Austria Wien und holte als erster Drittligist den ÖFB-Cuptitel. Die Violetten verpassten so das elfte Double der Clubgeschichte.
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Daniel Sobkova wurde in der 47. Minute mit seinem Kopfballsiegestor zum Helden des Spiels. Der knappe, aber keinesfalls unverdiente Erfolg im ausgeglichenen Finale ermöglicht dem Underdog nun den Einstieg in die Europa-League-Quali erst in der Play-off-Runde. Die Paschinger krönten gegen die Austria auch ihren Lauf als Cup-Riesentöter. Vor dem Meister hatte das Team von Trainer Gerald Baumgartner im Viertelfinale Rapid und im Halbfinale Red Bull Salzburg jeweils auswärts besiegt.

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Der FC Pasching holte mit Herz und Leidenschaft den ÖFB-Pokal
Stange verhindert Austria-Blitzstart
„It’s raining men“ von den Weather Girls war eine Stunde vor Spielbeginn durch das noch leere Happel-Oval gehallt. „Hallelujah“, wie es im Refrain des Welthits geschmettert wird, durften am verregneten Nachmittag aber nur die Pasching-Fans singen. Dabei hatte die Austria unter Trainer Peter Stöger nach Anpfiff das Kommando übernommen, den mit Ex-Bundesliga-Kickern gespickten Drittligisten früh in der gegnerischen Hälfte attackiert und nach drei Minuten fast einen Blitzstart geschafft.
Alexander Gorgon (4.) nahm bei einem direkten Freistoß aus etwa 30 Metern Entfernung Maß, der nasse Ball rutschte Pasching-Keeper Hans-Peter Berger über die Finger und landete an der rechten Stange. Auch Goalgetter Philipp Hosiner (11.) kam dem frühen Führungstreffer sehr nahe, er verfehlte das rechte Kreuzeck mit einem angedrehten Schuss von der Strafraumgrenze nur um wenige Zentimeter.

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Der krasse Außenseiter stellte dem Meister im Finale ein Bein
Bissiger Underdog sorgt für muntere Partie
Pasching konterte in der Anfangsphase zweimal gefährlich: Austria-Keeper Heinz Lindner musste gegen Daniel Sobkova (10./Flachschuss) und Ivan Kovacec (13./Fersler) sein ganzes Können aufbieten. Dann war in einer alles andere als langweiligen Partie aber wieder die Austria an der Reihe: Gorgon (22.) rasierte mit einem Außenristschuss die linke Außenstange, einen Freistoß von James Holland (24.) parierte der ehemalige Ried- und Admira-Goalie Berger im Tor der Paschinger.
Nach den Meisterfeierlichkeiten präsentierte sich die Austria zwar nicht so spritzig wie gewohnt, aber doch spielfreudig und aggressiv. Dass in den Reihen der Paschinger viel Erfahrung und auch spielerische Klasse vorhanden war, sah man unter anderem bei einem aufgesetzten 20-Meter-Freistoß von Sobkova (38.), der vom starken Lindner entschärft wurde. Das 0:0 zur Pause ging aus der Sicht des Underdogs also durchaus in Ordnung. Man war gegen den Meister voll im Spiel.
Schock für Austria nach Wiederbeginn
Nach dem Seitenwechsel dauerte es eine Minute, bis diese Feststellung umformuliert werden musste: Pasching war nämlich nicht nur im Spiel, sondern dank eines Traumstarts in die zweite Hälfte sogar in Führung. Kovacec tanzte Außenverteidiger Fabian Koch links aus, flankte in den Fünfmeterraum, und der sträflich vernachlässigte Sobkova vollendete per Kopf zum 1:0 (47.). Vom daraus resultierenden Schockzustand erholten sich die Wiener nach fünf Minuten. Stöger brachte Tomas Simkovic für Mader, das Spiel seiner Mannschaft nahm wieder Fahrt auf.

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Paschinger Jubel über das entscheidende Tor des Endspiels
Pasching blieb im Konter und mit Standardsituationen brandgefährlich. Bei einem Freistoß von Sobkova (59.) fehlte nicht viel. Auf der anderen Seite zischte ein Weitschuss von Gorgon (60.) knapp über die Latte. Als Simkovic wenige Augenblicke später aus spitzem Winkel auf die kurze Ecke zielte, war Berger zur Stelle. Gegen Tomas Jun (65.), der nach einem Fersler von Hosiner alleine vor dem Tor stand, lieferte der Pasching-Keeper dann seine größte Tat im Finale. Davor war Roman Kienast für Grünwald gekommen, um Hosiner im Sturm zu verstärken.
Hosiner vergibt größte Ausgleichschance
Die Nervosität in den Angriffsbemühungen der Austria nahm nun aber mit jeder verstrichenen Minute zu. Marco Perchtold (72.) hatte vielmehr die Entscheidung zugunsten der Paschinger vor Augen, rutschte nach einem Eckball im „Fünfer“ aber knapp am Ball vorbei. Beim Meister lief im Angriff nicht mehr viel zusammen, obwohl Stöger mit Marko Stankovic noch einen Offensivmann brachte. Die größte Chance auf den Ausgleich ließ ausgerechnet Liga-Schützenkönig Hosiner (84.) aus, als er aus kurzer Distanz weit über das Tor schoss.
Einmal gab es im Strafraum der Paschinger dann noch Elfmeteralarm, als die Austrianer vom souveränen Schiedsrichter Rene Eisner vergeblich einen Handspiel-Pfiff forderten. Doch die abgebrüht und clever agierenden Paschinger ließen sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Kovacec hatte in der Nachspielzeit sogar noch eine Chance auf das 2:0, scheiterte aber am besten Austrianer des Spiels, Goalie Lindner. So durfte Pasching-Kapitän Davorin Kablar schließlich um Punkt 18.33 Uhr den ÖFB-Samsung-Pokal in die Höhe stemmen.
Harald Hofstetter, ORF.at
Samsung-ÖFB-Cup, Finale
Donnerstag:
Austria Wien - FC Pasching 0:1 (0:0)
Ernst-Happel-Stadion, 16.500 Zuschauer, SR Eisner
Tor: Sobkova (47.)
Austria: Lindner - Koch (78./Stankovic), Rogulj, Ortlechner, Dilaver - Holland - A. Grünwald (65./Kienast), Mader (54./Simkovic) - Gorgon, Hosiner, Jun
Pasching: Berger - Kerschbaumer, Grasegger, Kablar, Prettenthaler - Krammer (82./Mössner), Perchtold - Schobersberger, Sobkova (80./Petrovic), Kovacec (70./Hamdemir) - Casanova
Gelbe Karten: Rogulj, Holland, Simkovic bzw. Krammer, Prettenthaler, Kerschbaumer, Petrovic
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