Topclubs pflastern ihren Weg
In einer historischen Saison für den ÖFB-Samsung-Cup hat der auf dem Papier drittklassige FC Pasching die ersten Drei der Bundesliga vorgeführt. Siege über Rapid, Salzburg und Meister Austria - dazu allesamt auswärts - lassen nur einen Schluss zu: Der „Dorfclub“ ist ein würdiger Cupsieger - wobei diese ein wenig abfällige Verniedlichung des Regionalliga-Mitte-Vereins einer näheren Betrachtung keinesfalls standhält.
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Auch beim 1:0 im Finale gegen die Austria hat man am Donnerstag im Wiener Ernst-Happel-Stadion eines nicht feststellen können: einen echten Klassenunterschied. Der erste ÖFB-Cup-Triumph eines Drittligisten, der nun im Play-off der Europa-League-Qualifikation um den Einzug in die lukrative Gruppenphase spielen darf, hat demnach mehrere Ursachen. ORF.at führt in der Analyse ein Sextett von Gründen an.
Routiniers und „No-Names“ mit Klasse
Red Bull verleiht nicht nur Salzburg, sondern auch dem FC Pasching finanziell Flügel. Diese Tatsache bedingt, dass Trainer Gerald Baumgartner einen ausgeglichenen, schlagkräftigen Profikader zur Verfügung hat und mit diesem auch das Trainingspensum einer Bundesliga-Mannschaft absolviert. „Das ist kein typischer Regionalligist“, hatte es Austria-Trainer Peter Stöger vor dem Endspiel auf den Punkt gebracht. Er sollte recht behalten: Pasching überzeugte im Duell mit dem Meister auf allen Linien und feierte einen verdienten Sieg.

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Ein hart umkämpftes Cupfinale brachte einen würdigen Champion
Die Mischung aus Routiniers mit Erstliga-Erfahrung sowie „No-Names“ mit Klasse machte es aus. Mark Prettenthaler, der für Sturm Graz und Ried in der Bundesliga spielte, ist ein Beispiel. Davorin Kablar war mit Ried mehrere Jahre im Oberhaus. Thomas Krammer sammelte bei Sturm, Austria und Admira Bundesliga-Praxis. Und der Spanier Nacho Casanova stürmte noch im Vorjahr für Ried. Unterschätzt wurde Pasching von der Austria nicht. Dass der Underdog gegen den Meister und 16.000 Fans so abgebrüht agieren würde, war aber überraschend.
Austria nicht auf „High Level“
Die Frage, ob die Meisterfeierlichkeiten die Austrianer zu sehr mitgenommen hätten, entlockte dem enttäuschten Stöger nach dem Schlusspfiff dann doch noch ein kurzes Lächeln. „Wenn eine Cabriofahrt über den Ring und das Winken von der Bühne vor dem Rathaus zwei Tage vor dem Finale zu anstrengend waren, müssen wir das in Zukunft wohl überdenken“, scherzte der Austria-Coach. Dass seine Mannschaft gegen Pasching „nicht auf dem nötigen High Level“ spielte, gestand er aber unumwunden ein.

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Philipp Hosiner und Co. erwischten zum Abschluss der Saison keinen guten Tag
„Wir sind keine Mannschaft, die in Ballettschuhen gewinnt. Die ganze Saison über mussten wir uns die Siege hart erarbeiten“, so Stöger. „Und das haben wir heute nicht ausreichend getan. Deshalb haben wir uns den Cupsieg an diesem Tag auch nicht verdient und geht der Sieg von Pasching völlig in Ordnung.“ Obwohl Stöger seinem Team „nicht böse“ war, konnte an einigen entscheidenden Aktionen im Finale festgemacht werden, dass da und dort die Spritzigkeit fehlte und insgesamt die Luft draußen war. „Wir konnten nicht alles mobilisieren“, befand Stöger.
Das Spiel des Daniel Sobkova
Fünf Jahre lang spielte der Linzer Daniel Sobkova von 2000 bis 2005 für die Junioren und die Amateure der Austria. Ausgerechnet gegen die Violetten, die ihn dann nach Ried verliehen hatten, schlug für den 27-jährigen Offensivmann die große Stunde. Sobkova köpfelte nicht nur das Siegestor der Paschinger, sondern war überhaupt einer der Besten im Finale. Der ehemalige Ried- und LASK-Bundesliga-Profi prüfte Austria-Goalie Heinz Lindner mit gefährlichen Schüssen, war lauffreudig, zweikampfstark und harmonierte hervorragend mit Ivan Kovacec.

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Pasching-Coach Gerald Baumgartner gratuliert Matchwinner Daniel Sobkova
Die „eigenen Gesetze“
Kaum eine Phrase wird im Fußball so oft bemüht wie jene von den „eigenen Gesetzen“ des Cupbewerbes. Dass sie am Sonntag nach dem unerwarteten Ausgang weder von Baumgartner noch von Stöger gebracht wurde, ist eigentlich ein Skandal. Der ewige Reiz des Aufeinandertreffens von „Kleinen“ und „Großen“ sorgt in vielen Ländern für volle Stadien. In Österreich zwar nicht, aber auch hierzulande sind Überraschungen wie jene durch Pasching das Salz in der Suppe.
„Oldie“ gewinnt starkes Goalie-Duell
Hans-Peter Berger ist ein Tormann, wie er im Buche steht. Der 31-jährige Salzburger gilt als ein im positiven Sinne „Verrückter“, ist ungemein ehrgeizig und war auch gegen die Austria ein Vater des Paschinger Erfolges. Seine beste Zeit hatte Berger von 2004 bis 2008 bei Ried. Im hochklassigen Goalie-Duell mit Gegenüber Lindner zeigte der Ex-Admira-Schlussmann (2010 bis 2012) jedoch, dass er nichts verlernt hat und körperlich voll auf der Höhe ist. Zweimal hatte Berger mit der Stange gegen Alexander Gorgon das Glück des Tüchtigen. Ansonsten strahlte er Selbstbewusstsein, Ruhe und Sicherheit aus.

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Kompromisslos hielt Hans-Peter Berger sein Tor gegen die Austria sauber
Das Glück ist ein Vogerl
Während die Austria beim entscheidenden Ligaheimsieg gegen Mattersburg mit der ersten Chance in Führung ging und mit der zweiten nach zehn Minuten auf 2:0 stellte, war der oft zitierte Spielverlauf diesmal nicht auf ihrer Seite. Wer weiß, wie das Finale verlaufen wäre, wenn Gorgon nach drei Minuten nicht an die Stange und Philipp Hosiner nach zehn Minuten nicht um Haaresbreite am Kreuzeck vorbeigeschossen hätte. So erzielte Pasching eine Minute nach der Pause das Tor und baute mentale Kräfte für das Finish auf. Die Austria dagegen wurde immer nervöser und konnte auch kräftemäßig nicht mehr zulegen.
Harald Hofstetter, ORF.at
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