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Meistergarant mit Söldnerimage

Zlatan Ibrahimovic hat es sogar in den schwedischen Duden geschafft. Seit 2012 ist das Verb „zlatanieren“ im Wörterbuch zu finden und steht für „stark dominieren“. Genau das hat der 31-jährige Ausnahmefußballer aus Malmö auch am Freitag (20.45 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) im Ernst-Happel-Stadion vor, wenn die Schweden im Schlüsselmatch der WM-Quali in Wien auf Österreich treffen.

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Obwohl Ibrahimovic noch kein Länderspiel gegen Österreich bestritten hat, machte er auf internationaler Ebene bereits Bekanntschaft mit dem heimischen Clubfußball. Mit dabei waren mit Andreas Ivanschitz und Emanuel Pogatetz auch zwei aktuelle ÖFB-Teamspieler. In der Champions-League-Quali 2003 warf Ibrahimovic mit Ajax Amsterdam den GAK hauchdünn (1:1, 2:1 n. V.) aus dem Rennen. Gegen Rapid behielt Juventus zwei Jahre später in der CL-Gruppenphase mit 3:0 und 3:1 (im Happel-Stadion) die Oberhand.

Wiedersehen für Ivanschitz und Pogatetz

In den vier Partien erzielte Ibrahimovic drei Tore - eines gegen die Grazer und zwei gegen die Wiener. Ivanschitz hat dabei nicht nur die zwei Tore in Erinnerung, sondern trägt auch ein ständiges Andenken an Ibrahimovic mit sich. Am 27. September 2005 beförderte der damalige Superstar von Juventus den damaligen Rapid-Jungstar mit einem brutalen Check unsanft auf die Laufbahn des Turiner Delle-Alpi-Stadions. Seitdem ziert eine Narbe den rechten Oberarm von Ivanschitz.

Zlatan Ibrahimovic (damals Juventus) und Andreas Ivanschitz (damals Rapid) im Jahr 2005

Reuters/Leonhard Foeger

Mit Ibrahimovic hatten schon die Rapidler im Jahr 2005 alle Hände voll zu tun

Mit den Grazern war damals Innenverteidiger Emanuel Pogatetz im Einsatz und erzielte im Hinspiel per Kopf das GAK-Tor. „Man konnte damals schon sehen, dass Ibrahimovic ein außergewöhnlicher Spieler ist. Seitdem spielt er konstant auf höchstem Level und hat mit den besten Vereinen der Welt unendlich viele Titel gewonnen“, weiß Pogatetz. „Wenn so ein Spieler einen Supertag erwischt, ist er schwierig unter Kontrolle zu bringen. Wir müssen hoffen, dass er nicht zur Höchstform aufläuft“, meinte Pogatetz.

Zlatan Ibrahimovic (damals Milan) und György Garics (damals Bologna) im Jahr 2012

Reuters/Max Rossi

Tricks und Mätzchen von Ibrahimovic kennt Garics aus der Serie A

Garics kennt Ibrahimovic am besten

Als langjähriger Italien-Legionär kennt aber wohl György Garics Schwedens Superstar am besten von allen ÖFB-Kickern. Schließlich hat Ibrahimovic bei Juventus, Inter Mailand und AC Milan insgesamt sieben Jahre in der italienischen Serie A verbracht. „Ich habe immer sehr gerne gegen ihn gespielt. Je größer der Name des Gegners, umso lieber ist es mir. Kopfballduelle werden wir wahrscheinlich nicht viele gegen ihn gewinnen, aber es gibt andere Wege, ihn zu limitieren“, meinte Garics.

Auch Sebastian Prödl bekam es mit Werder Bremen schon zweimal mit dem Schweden zu tun und blickt einem arbeitsreichen Wiedersehen entgegen: „Ibrahimovic hat zweifelsohne sehr viel Talent mitbekommen.“ Bei aller Klasse von Ibrahimovic stellte Teamchef Marcel Koller aber klar: „Sich nur auf Ibrahimovic zu konzentrieren, das ist eindeutig zu wenig. Er ist natürlich der überragende Spieler und bei jeder gefährlichen Aktion mit dabei. Aber Schweden ist auch eine sehr gute und körperlich robuste Organisation.“

35 Millionen Euro Marktwert

Von sportlichen Ibrahimovic-Sphären sind seine Teamkollegen aber allesamt deutlich entfernt. Ibrahimovic, in Schweden siebenfacher Kicker des Jahres, hat sich als Sohn eines Bosniers und einer Kroatin aus dem berüchtigten Malmöer Vorort Rosengard hochgearbeitet. Längst zählt er mit einem geschätzten Marktwert von 35 Millionen Euro zu den teuersten, begehrtesten und bekanntesten Stürmern der Welt.

Sein Vorname wird sogar von Schwedens Patentamt geschützt. Auf seiner Visitenkarte stehen mit Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Inter Mailand, FC Barcelona, AC Milan und Paris Saint-Germain viele der renommiertesten Fußballadressen der Welt. Sie alle zusammen überwiesen schon insgesamt 170 Millionen Euro für die Dienste von Ibrahimovic. Fürs schwedische Nationalteam hat er in 87 Länderspielen 39 Tore erzielt.

Champions-League-Triumph fehlt noch

Seine Serie, von 2004 bis 2011 mit fünf Clubs in drei Ländern achtmal in Folge Meister zu werden, wird dem als Söldner verschrienen Wandervogel wohl nicht so schnell einer nachmachen. Mindestens ein Champions-League-Tor für sechs verschiedene Vereine zu erzielen, das ist überhaupt einzigartig. Gewonnen hat er den „Henkelpott“ allerdings noch nie. Inter und Barca siegten ausgerechnet jeweils im ersten Jahr nach dem Abgang von Ibrahimovic in der Champions League.

Im Jahr 2012 hat er vor allem mit einem gigantischen Fallrückziehertor aus 25 Metern im Freundschaftsmatch gegen England (4:2) weltweit für Furore gesorgt und seinem Beinamen „Ibracadabra“ alle Ehre gemacht. Und der beidbeinige Ibrahimovic lieferte mit seinem Zaubertor einen weiteren eindrucksvollen Beweis ab, wie - auch dank Taekwondo - geschmeidig und technisch höchst beschlagen man als 1,95 Meter großes und 94 Kilogramm schweres Bröckerl sein kann.

Zlatan Ibrahimovic mit einem Fallrückzieher

GEPA/ Bildbyran/ Marcus Ericsson

Spätestens seit dem Fallrückzieher gegen England ist Ibrahimovic eine Legende

Stammgast in Schlagzeilen und Klatschspalten

Mit Paris Saint-Germain hat Ibrahimovic vor wenigen Wochen den französischen Meistertitel gefeiert, mit 30 Treffern war er überlegener Torschützenkönig der Ligue 1. In der Champions League war aber im Viertelfinale gegen FC Barcelona Endstation. Mit einer kolportierten Jahresgage von 15 Millionen Euro, die ihm bei Paris die Besitzer aus Katar aufs Konto überweisen, kann Ibrahimovic selbst mit Cristiano Ronaldo mithalten. Abseits des Rasens ist der Schwede allerdings auch in den Klatschspalten der Zeitungen sehr präsent.

„Ibra“ hat schon den einen oder anderen Gegenspieler mit einem Faustschlag ausgeknockt, mit seinem Ferrari Verfolgungsjagden mit der Polizei bestritten und Barcelona-Startrainer Pep Guardiola Prügel angedroht. In Paris gefiel es ihm in seiner Suite im Hotel Bristol (3.000 Euro pro Nacht) so gut, dass er laut darüber nachdachte, das ganze Haus zu kaufen. Seine Beziehung zu den Medien beschrieb Ibrahimovic in seiner Autobiografie, die in Schweden viele Wochen auf Platz eins der Bestsellerlisten war, folgendermaßen: „Von allem, das über mich geschrieben wird, sind 95 Prozent reine Fiktion.“

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