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„Das Risiko hat sich gelohnt“

„Wir sind überglücklich, dass wir die drei Punkte auf dem Konto haben“, sagte ÖFB-Teamchef Marcel Koller nach dem 2:1-Sieg am Freitag in der WM-Quali gegen Schweden. Dem Schweizer war die Erleichterung anzusehen, stellte er doch mit Robert Almer, Emanuel Pogatetz, Christian Fuchs, Marko Arnautovic und Marc Janko gleich fünf Spieler, die bei ihren Clubs zuletzt nicht erste Wahl waren, in seine Startelf.

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Koller pokerte hoch, im Fachjargon würde man sagen, er ging „All in“, doch am Ende wurde er für sein Risiko belohnt. Das ÖFB-Team ist mit dem Erfolg in einem der Schlüsselspiele dieser WM-Qualifikation weiter auf Kurs Richtung Brasilien. „Spieler einzusetzen, die nicht gespielt haben, war natürlich ein Risiko, aber es hat sich gelohnt. Sie haben alles gegeben und sind am Ende dafür belohnt worden“, gestand Koller nach der Partie. Auch Schwedens Teamchef Erik Hamren zeigte sich ein wenig überrascht: „Statt Janko und dem Tormann haben wir eigentlich zwei andere Spieler erwartet.“

Marcel Koller zeigt Marko Arnautovic die Richtung an

ORF.at/Christian Öser

Auch Marko Arnautovic rechtfertigte das Vertrauen von Marcel Koller

Führungstor dreht Spielverlauf

Wirklich anmerken ließen sich die Skandinavier die Verwirrung über die unerwartete Anfangsformation der Österreicher aber nicht. Die Schweden standen sehr hoch und verhinderten damit einen kontrollierten Spielaufbau des ÖFB-Teams, dem viele Passfehler unterlief. „Eigentlich haben wir mit einem starken Beginn Österreichs gerechnet, aber es war genau umgekehrt. Österreich wirkte nervös, wir haben das Spiel kontrolliert. Das erste Tor hat dann den Spielverlauf gedreht, aber so ist es oft im Fußball“, bilanzierte Hamren.

Kollers Resümee der Partie fiel ähnlich aus. „Wir hatten einen schwierigen Start, haben den Ball nicht gut laufen lassen und sind nicht in den Rhythmus gekommen. Schweden hat uns mit viel Routine in den ersten 15 bis 20 Minuten viele Probleme bereitet. Durch das Tor haben wir Sicherheit gewonnen. In der zweiten Hälfte haben wir dann konsequent die Passwege zugestellt, viel Laufarbeit geleistet und auch gefährliche Konter gefahren“, war der ÖFB-Coach sehr zufrieden.

Marcel Koller gestikuliert

ORF.at/Christian Öser

Bis zum Führungstor war der ÖFB-Teamchef nicht zufrieden

Kopfballstärke sprach für Janko

Nach Seitenwechsel war Janko allerdings schon nicht mehr auf dem Feld. Der Stürmer hatte bereits zuvor sein Tagwerk verrichtet und musste in der Pause mit einer Muskelverletzung in der Kabine bleiben. Sein 15. Länderspieltor machte er aber in Manier eines Weltklassestürmers, als er in eine Flanke von Martin Harnik hechtete und wuchtig einköpfte. Auch in dieser Hinsicht ging der Poker von Koller voll auf, setzte er doch auf Jankos Kopfballqualitäten.

„Wir haben uns ihn in Stegersbach genau angesehen, ob es konditionell gehen wird. Er hat ein Zusatzprogramm bekommen und gut gearbeitet. Er war im Training spritzig und präsent. Seine Kopfballstärke gegen die starken schwedischen Innenverteidiger hat dann den Ausschlag gegeben“, erklärte der Schweizer, warum er sich für Janko und nicht Bundesliga-Torschützenkönig Philipp Hosiner oder England-Legionär Andreas Weimann in der Startelf entschieden hat.

„Mission noch lange nicht zu Ende“

Trotz des erfolgreichen Schachzuges und der Verteidigung von Platz zwei wollte Koller die Bäume nicht in den Himmel wachsen lassen. „Es geht weiter, die Mission ist noch lange nicht zu Ende. Es warten noch vier schwierige Spiele, auch gegen direkte Konkurrenten, auf uns. Noch ist nichts gelaufen. Es wird ein Biegen und Brechen bis zum Schluss, und ich hoffe, dass wir bis zum Ende noch dabei sind. Es wird sicher noch hart“, stellte der Teamchef klar.

Einen großen Anteil am Erfolg beschied der Schweizer aber auch dem Publikum, dass dem Team über die gesamte Partie eine tolle Unterstützung zukommen ließ. „Die Stimmung war fantastisch, herzlichen Dank dafür. Dieser zwölfte Mann war notwendig. Die Spieler haben das gespürt, dadurch noch die letzten Prozent herausgeholt und es am Ende auch mit dem Sieg zurückgezahlt. Die Chemie zwischen Fans und Team passt gut. Ich hoffe, dass das so bleibt“, sagte Koller.

Mit solchen Siegen sollte es kein Problem sein, das Wiener Ernst-Happel-Stadion auch nach der Sommerpause im letzten Heimspiel dieser WM-Qualifikation am 10. September gegen Irland voll zu bekommen. „Mit einem positiven Ergebnis in den Urlaub zu fahren ist viel schöner als mit einem negativen. Darüber sind wir alle sehr froh“, wusste schließlich auch Koller.

Christian Wagner, ORF.at

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