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„Das sind neue Dimensionen“

Der deutsche Zweitligist 1. FC Köln hat am Freitag seinen neuen Cheftrainer Peter Stöger vorgestellt. „In meinem Plan als Trainer war immer verankert, dass ich die Möglichkeit nutze, wenn ich nach Deutschland gehen kann. Köln ist eine interessante Aufgabe, eine große Herausforderung. Ich freue mich darauf“, sagte der ehemalige Austria-Meistercoach.

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Der 47-jährige Stöger war von Köln erst nach zähen Verhandlungen aus seinem Vertrag bei den „Veilchen“ herausgekauft worden. Stöger folgt dem zurückgetretenen Holger Stanislawski und erhielt beim rheinischen Club einen Vertrag bis 2015. Stöger gab bei seiner ersten Pressekonferenz in Deutschland Einblicke in seine Trainerphilosophie, seine Erwartungshaltung und seine Gefühlslage in den letzten Tagen. Auch mögliche Transfers von Austria-Spielern in die Domstadt und ein Wechsel von Kotrainer Manfred Schmid kamen zur Sprache.

Herausforderung macht Stöger „Spaß“

„Ich fühle mich geehrt, hier zu sein. Köln ist eine große Herausforderung", ließ Stöger die versammelte Kölner Presse wissen. Er stellte klar, dass er auf alle Fälle die Chance, nach Deutschland zu wechseln, wahrnehmen wollte. Dass auch in der zweiten deutschen Liga andere Verhältnisse herrschen als in der tipp3-Bundesliga, ist Stöger auch bewusst.

„Austria ist ein toller Club, aber das hier ist in allen Bereichen eindeutig der nächste Schritt. Das sind neue Dimensionen", so der 65-fache ÖFB-Internationale. Für Stöger ist Köln eine Topadresse im deutschen Fußball, der er sich würdig erweisen will: "Meine Aufgabe sehe ich darin, sportlich mit der tollen Infrastruktur, der Fankultur und der Tradition hier mithalten zu können. Das könnte mir Spaß machen.“

Peter Stöger mit Köln-Vizepräsident Toni Schumacher

APA/dpa/Oliver Berg

Köln-Vize Toni Schumacher (li.) und Peter Stöger (re.) in guter Stimmung

Schumacher von Stöger „fasziniert“

Auch die Vereinsverantwortlichen zeigten sich vom Engagement Stögers überzeugt. In den Gesprächen mit Stöger habe ihn „fasziniert, wie er über Fußball gesprochen hat, welche Philosophie er in diese Mannschaft bringen will“, so Vereinsvize Toni Schumacher. Geschäftsführer Alexander Wehrle bedankte sich bei Stöger, „der uns finanziell entgegengekommen ist. Das ist im Profifußball nicht unbedingt üblich.“

Wehrle glaubt, in Stöger den richtigen Mann für Köln gefunden zu haben: „Wir sind 100 Prozent davon überzeugt, dass er zu Köln passt. Er ist ein richtig sympathischer und guter Typ.“ Auch Schumacher war von Stögers Art angetan. „Er hat die Sachen offen angesprochen und nicht drumherum geredet. ‚Ich will zu euch‘, hat er gesagt. Das beweist, dass er ein großes Herz hat.“

Keine Austria-Spieler, aber vielleicht Schmid

Die ersten Trainingsaktivitäten hat Stöger bereits in Absprache mit Sportdirektor Jörg Jakobs koordiniert. „Jetzt geht es in Richtung Kaderzusammenstellung. Wir wissen, dass wir den einen oder anderen Spieler verpflichten müssen. Es geht aber nicht um Schnellschüsse. Wichtig ist ein guter Start in die Saison, um Rückenwind mitzunehmen.“ Ex-ÖFB-Stürmer Stefan Maierhofer steht in Köln nicht mehr unter Vertrag.

Auf die Frage, ob er daran denkt, einen seiner ehemaligen Spieler aus Wien nach Köln zu holen, antwortete Stöger klar: „Ich werde keinen Spieler von der Austria holen.“ Das betrifft jedoch offensichtlich nicht seinen Austria-Kotrainer Manfred Schmid. Sein Trainerstab in Köln ist nicht fix. Stöger deutete diesbezüglich Gespräche mit der Austria an und dass man vielleicht in wenigen Tagen mehr dazu sagen könne.

Belastende Zeiten

Stöger, der sich über die Stadt Köln bei Toni Polster und Ex-Fortuna-Köln-Trainer Hans Krankl erkundigt hatte, fühlt sich bereits wohl, auch wenn ihm das lokale Bier „Kölsch“ erst „so lala“ schmecke. Die letzten Tage mit dem Poker um seinen Austria-Abschied sind dem Meistermacher jedoch nahegegangen.

„Es ist mir nicht wahnsinnig gutgegangen. Der Wunsch, die Chance Köln wahrnehmen zu wollen, war groß. Aber die Situation nicht beeinflussen zu können ist ein unangenehmes Gefühl. Das hat mir auch zugesetzt“, so Stöger offen. Jetzt gehe es ihm wieder gut. Wie lange Stögers Schonfrist in Köln ist, wird sich zeigen.

„Bin ein ehrgeiziger Trainer“

Denn vor allem Fans und Presse erwarten die baldige Rückkehr in die deutsche Bundesliga. Vom Verein wird noch kein Druck auf Stöger ausgeübt. Der ist sich aber der Erwartungshaltung in der Stadt bewusst und gab sich kampfeslustig. „Ich bin ein ehrgeiziger Trainer und stelle mich der reizvollen Aufgabe. Vielleicht bin ich der ideale Mann für schwierige Situationen."

Der deutschen Presse gab Stöger auch einen Einblick in sein Verständnis des Traineramtes und in seine Arbeitsweise, die er zuletzt bei der Austria und davor bei Wr. Neustadt praktizierte. „Mein Zugang ist die Spielerentwicklung. Hier heißt das Fußballlehrer, so sehe ich meine Aufgabe auch."

Offensiv zum Aufstieg

Wichtige Faktoren in seiner Trainerarbeit seien Geschlossenheit im Team, respektvoller Umgang miteinander und Verantwortung. Die Spielidee - ob offensiv oder defensiv - richte sich nach dem Kader und dessen Stärken sowie der Tabellensituation. Mit Köln will Stöger aber jedenfalls "vorne dabei sein. Daher werden wir versuchen, eine offensive Spielanlage umzusetzen.“

Trotzdem wollte er natürlich nicht den sofortigen Aufstieg versprechen. „Wir werden den Kader so zusammenstellen, dass wir konkurrenzfähig sind. Dann werden wir Ziele definieren." Er habe keinen Stress mit der Erwartungshaltung und freue sich auf die Trainerduelle mit Kaiserslautern-Coach Franco Foda und Dresdens Peter Pacult. „Ich weiß, dass die Erwartungen an mich hoch sind, aber sonst würde ich nicht hier sitzen.“

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