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Premierensieg in der Heimat

Für Sandra Klemenschits ist beim Nürnberger Gastein Ladies ein Traum in Erfüllung gegangen. Die Salzburgerin gewann an der Seite der Slowenin Andreja Klepac mit einem 6:1 6:4-Finalsieg über die Deutsche Kristina Barrois und die Griechin Eleni Daniilidou ihr erstes WTA-Turnier.

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Für Klemenschits ist dieser Erfolg aber weit mehr als nur ein statistischer Wert, hat sie doch einen tragischen Lebensweg hinter sich. „Beim Matchball habe ich nur an Dani gedacht“, schilderte die 30-Jährige, für die dieser Titel wohl auch ein Sieg über sich selbst war.

Sandra Klemenschits (AUT) und Andreja Klepac (SLO).

GEPA/Matthias Hauer

Sandra Klemenschits und Andreja Klepac mit Pokal und Siegesscheck

Sie wollte ihn selbst mit einem Smash verwerten, doch das misslang, und das Match ging später durch einen Doppelfehler der Gegnerinnen an Klemenschits/Klepac. Doch dieser kleine „Schönheitsfehler“ spielt freilich keine Rolle.

Tragischer Tod der Zwillingsschwester

Im Frühjahr 2007 kam für die Zwillingsschwestern Sandra und Daniela Klemenschits, die zuvor erfolgreich gemeinsam Doppel gespielt hatten, die niederschmetternde Nachricht: Bei beiden war einer seltener Unterleibskrebs diagnostiziert worden.

„Als man uns gesagt hat, dass diese Art von Krebs unheilbar ist und wir nicht mehr viel Zeit zum Leben haben, waren wir schockiert“, erzählte sie erst im vergangenen Mai. Es folgte ein fürchterlicher Leidensweg. Daniela Klemenschits starb am 9. April 2008 im Alter von nur 25 Jahren.

Comeback nach fünf Jahren gekrönt

Sandra schaffte aber nicht nur die Genesung, sondern kehrte schon im Juli 2008 - in Bad Gastein - auf die WTA-Tour zurück. Fünf Jahre später hat sich der Kreis für sie geschlossen. „Ich habe damals die Wildcard bekommen, damit ich wieder starte. Es ist mir damals sehr schwergefallen, wieder zum Tennisschläger zu greifen, dadurch, dass ich es mit Dani 15 Jahre gemacht habe“, gesteht Klemenschits. Doch der Fokus auf den Sport hat ihr zurückgeholfen ins Leben.

„Was mir viel bedeutet: es sind einfach Leute hinter mir gestanden, als es mir wirklich schlecht gegangen ist. Jetzt freut es mich umso mehr, dass ich den Erfolg in Bad Gastein habe“, freute sich Klemenschits über den Heimsieg, der ihr knapp 4.600 Euro und 280 Punkte im WTA-Ranking bringt. „Der Sieg ist sicherlich auch für Dani und auch in Gedanken an Andrejas Papa, der vor kurzem an Krebs gestorben ist.“

Kampf gegen den Krebs

Klemenschits engagiert sich seit Jahren im Kampf gegen Krebs in Charity-Veranstaltungen. „Am 9. November haben wird die dritte Charity in Gedanken an meine Schwester ‚Together we are stronger‘. Das war ihr Wunsch damals, krebskranken jungen Menschen zu helfen. Wenn man helfen kann, dann soll man es machen.“

Sie selbst hat die schwere Erkrankung zwar überstanden, muss aber immer noch alle zwei bis drei Monate zur Kontrolle nach Wien. Und bei jeder Untersuchung schwingt auch die Ungewissheit mit, erzählt sie. „Man weiß nie, was morgen ist. Drum sollte man jeden Tag, den man hat, genießen und leben, als wenn es der letzte wäre.“

Top 50 als Ziel

Sportlich geht es für Klemenschits in Baku weiter, am Montag erfolgt die Abreise nach Aserbaidschan. „Unser Ziel sind sicher die Top 50 - und bei den Grand Slams eine gute Leistung zu bringen.“ Als 85. war sie in das Turnier gestartet, nun ist Klemenschits dem Ziel als 73. schon wesentlich näher gekommen.

Doch bei all den sportlichen Erfolgen wird Sandra Klemenschits immer ihre Zwillingsschwester in sich tragen. „Es ist einfach ein Mensch für mich gewesen, der eine wichtigere Bedeutung für mich hat als ich für mich selbst.“ Darum, so meint sie, werde der Schmerz nie vergehen. „Man muss einfach lernen, damit umzugehen.“

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