Horrorsituation ohne Perspektive
Dass der HSV aufgrund seiner finanziellen Situation Spieler verkaufen möchte, ist kein Geheimnis. Dass Paul Scharner als einer von sieben Innenverteidigern im aufgeblähten Kader dabei keine guten Karten besitzt, ist ebenfalls nichts Neues. In einem „kicker“-Interview (Montag-Ausgabe) stellte der 33-Jährige aber nun klar, das Feld nicht kampflos räumen zu wollen.
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Der Gehaltsetat des HSV soll von derzeit 48 auf 40 Millionen Euro gesenkt werden. Zum Verkauf stehen dabei teure Edelreservisten wie Scharner. Statt der Abschiebung zu einem anderen Verein fordert der ehemalige ÖFB-Internationale, der bei den Hanseaten noch einen Vertrag bis 2014 hat, allerdings eine reele Chance. „Ohne die bekommen zu haben, werde ich nicht freiwillig gehen“, sagte Scharner.
Seine aktuelle sportliche Perspektive beim HSV bezeichnete Scharner als Horror, die er nicht ohne entsprechende Gegenwehr hinnehmen möchte. „Ich kämpfe um eine Chance. Das kann auch unangenehm werden. Ein Paul Scharner, regierender FA-Cup-Sieger (mit Wigan Athletic, Anm.), gibt nie auf, nicht einmal einen Brief! Mit Garantie“, versprach Scharner in seiner bekannten Manier.

GEPA/Witters/Matthias Hangst
Die Rote Karte von der Clubführung will Scharner nicht akzeptieren
Verletzung mit psychischer Ursache
Scharner war im Sommer 2012 vom West Bromwich Albion ablösefrei zum deutschen Traditionsclub gewechselt. Die Zeit beim HSV stand allerdings von Anfang an unter keinem guten Stern. „Ich habe mich direkt nach meiner Verpflichtung 2012 am Knie verletzt, bei meinem ersten Spiel Gelb-Rot gesehen, dann wurde ich verliehen und jetzt soll ich gehen“, fasste Scharner sein Frustjahr zusammen.
Ganze 49 Minuten war er in der vergangenen Bundesliga-Saison für den HSV zum Einsatz gekommen. Auch die aktuelle Wadenverletzung führt Scharner auf seine Situation zurück, sieht er doch einen Zusammenhang zwischen Blessur und Frust. „Jede Verletzung hat eine psychische Ursache, und das Gefühl von fehlendem Vertrauen sucht sich ein Ventil. Somit sitzt die Entscheidung des HSV, ohne mich zu planen, in meiner Wade“, begründete Scharner seine Ansicht.
Dreijahresvertrag bei Everton abgelehnt
Besonders verärgert ist Scharner, weil ihm die Hamburger noch vor einigen Wochen mehr Einsatzzeit in Aussicht stellten. „Ich hätte in England das Doppelte verdienen können. Im Mai, nach dem Pokaltriumph mit Wigan, bot mir Everton einen Dreijahresvertrag an. Aber ich hatte zu diesem Zeitpunkt die Ansage, in Hamburg gehe es für alle bei null los“, erklärte Scharner, warum er sich für einen Verbleib bei den Norddeutschen entschlossen hat.
Dass er nun auf dem Abstellgleis gelandet ist, war nicht der Plan. Es fühle sich an, „als wenn ein Unternehmen einen Manager einstellt und ihm dann kein Büro und keinen Schreibtisch bietet“. Diese Situation wirke sich auch anderweitig aus: „Meine Frau kann bestätigen, dass ich privat ungemütlich werden kann. Jeden Tag zum Training zu fahren mit dem Wissen, dass man nicht spielt, zehrt an mir.“
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