Da waren’s nur noch vier ÖFB-Clubs
Von Österreichs fünf Vertretern im Europacup sind bereits nach dem ersten Auftritt eines ÖFB-Clubs nur noch vier im Bewerb. Puntigamer Sturm Graz musste sich in der Europa League bereits in der zweiten Qualifikationsrunde mit einer Blamage verabschieden. Nach dem torlosen Remis im Hinspiel verloren die Grazer am Donnerstag vor eigenem Publikum gegen den isländischen Vizemeister Breidablik 0:1.
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Dank eines Tores von Ellert Hreinsson (38.) gingen bei Temperaturen an die 30 Grad nicht die Gäste aus dem Hohen Norden, sondern die Grazer baden. Die neu formierte Truppe von Sturm hatte wesentlich mehr Ballbesitz, konnte aber auch nach einer Gelb-Roten Karte für Elfar Adalsteinsson (80.) die Überzahl nicht für zumindest ein Tor in 180 Minuten gegen die Isländer nutzen. Am Ende jubelte Breidablik, das in der nächsten Runde nun auf den kasachischen Club FK Aktobe trifft, über den überraschenden Erfolg.

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Ein isländischer Jubel in der UPC Arena war nicht unbedingt zu erwarten
Sturm nicht konsequent genug
Im Vergleich zum Hinspiel auf Island nahm Coach Darko Milanic zwei Umstellungen vor. Daniel Offenbacher ersetzte im Mittelfeld Andreas Hölzl. Im Sturm kam für den angeschlagenen Marko Djuricin, der vorerst auf der Bank Platz nahm, Routinier Imre Szabics neben Robert Beric zum Einsatz. Sturm begann allerdings schaumgebremst. Während Breidablik zweimal nicht ungefährlich vor das Tor kam, verzeichneten die Gäste lediglich einen gehaltenen (3.) und einen geblockten Schuss (13.) von Florian Kainz.

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Die Weitschüsse von Florian Kainz fanden leider nicht ihr Ziel
In der 19. Minute verfehlte Beric eine Hereingabe von Offenbacher nur knapp. Diese Aktion war aber eher die Ausnahme, denn Sturm tat sich gegen die defensiv stehenden und hart arbeitenden Isländer sehr schwer, aussichtsreiche Chancen zu kreieren. Zwar hatten die Steirer viel mehr Ballbesitz, die Aktionen waren aber nicht konsequent genug vorgetragen und brachten die Gäste nicht wirklich in Bedrängnis. Die Angst vor einem Gegentor nach einem Konter führte zu Unsicherheiten.
Breidablik-Tor schockiert Graz
So eine hätte fast die Führung für Breidablik gebracht. Rohde scheiterte aber aus spitzem Winkel an Sturm-Goalie Christian Gratzei (33.). Der Nachschuss von Adalsteinsson fand zum Glück für die Grazer nicht sein Ziel. Ebenso erging es Beric auf der Gegenseite. Nach einem perfekten Lochpass von Szabics ließ der Slowene aber seine gepriesenen Torjägerqualitäten vermissen und scheiterte alleine vor dem Tor am 38-jährigen Goalie Gunnleifur Gunnleifsson (34.).
Obwohl über der UPC Arena keinerlei Gewitterwolken auszumachen waren, schlug trotzdem der Blitz in Form des Führungstreffers für die Isländer ein. Nach einem Abstoß und einem stümperhaften Verhalten der Sturm-Abwehr dribbelte sich Rohde zur Corner-Linie. Den Stanglpass verwertete Hreinsson (38.) aus kurzer Distanz. Sturm hatte vor der Pause noch eine Chance, doch Beric konnte nach einer kurz abgewehrten Todorovski-Hereingabe nicht rechtzeitig reagieren (44.).
Zwei Sturm-Wechsel ohne Wirkung
In der Pause folgte dann wohl das Donnerwetter von Coach Milanic, der bereits in der ersten Hälfte in der Coachingzone ständig wild gestikulierend seine Unzufriedenheit ausdrückte. Der Neo-Trainer zog auch Konsequenzen und brachte für Manuel Weber Rückkehrer Daniel Beichler. Die erhoffte Kreativität hielt dadurch aber nicht Einzug. Milanic reagierte noch einmal und brachte mit Djuricin statt Offenbacher einen dritten Stürmer (59.). Gleich darauf entschärfte Gunnleifsson einen Kainz-Schuss aus gut 20 Metern (60.).
Sturm spürte langsam, aber sicher den Zeitdruck und erhöhte die Schlagzahl. Die Isländer verbarrikadierten sich und fädelten sich an ihrem Strafraum auf. Die Partie wurde hektischer. Sturm reklamierte nach einem Handspiel und einem „Foul“ an Djuricin vergeblich Elfmeter. Beide Male lag der griechische Schiedsrichter Tasos Sidiropoulos mit seinen Entscheidungen aber richtig und zückte drei Gelbe Karten, um die Situation zu kalmieren.

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Breidablik hielt mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen
Kein Tor in 180 Minuten
Sturms Bemühungen, zumindest einmal den Ausgleich zu erzielen und damit den Aufstiegshoffnungen wieder ein wenig Nahrung zu geben, blieben weiter ein Lüftchen. Die Isländer griffen den Grazern sogar noch unter die Arme, denn Adalsteinsson sah nach einem Foul die Gelb-Rote Karte (80.). Aber auch die Überzahl konnte Sturm nicht in einen Treffer ummünzen. In 180 Minuten reichte es zu keinem einzigen Tor gegen den Außenseiter. Bei den Grazer Spielern gab es Kopfschütteln, von den Rängen Pfiffe für die blamable Vorstellung.
Damit leistete sich ein Jahr nach Red Bull Salzburg gegen Düdelingen wieder ein heimischer Club einen historischen Ausrutscher. In den bisherigen zwei Europacup-Duellen mit isländischen Vertretern hatte die österreichische Liga dank Rapid (Gesamtscore 4:2 gegen Fram Reykjavik 1985/86) und dem FC Kärnten (Gesamtscore 3:2 gegen UMF Grindavik 2003/04) die Oberhand behalten.
Christian Wagner, ORF.at
Europa League, zweite Qualirunde, Rückspiel
Donnerstag:
Sturm Graz - Breidablik 0:1 (0:1)
UPC Arena, 7.903 Zuschauer, SR Sidiropoulos (GRE)
Tor: Hreinsson (38.)
Sturm: Gratzei - Todorovski (83./Hölzl), Madl, Vujadinovic, Klem - Offenbacher (59./Djuricin), Hadzic, M. Weber (46./Beichler), F. Kainz - Beric, Szabics
Breidablik: Gunnleifsson - Hreidarsson, Ingason, Troost, Jönsson - Rohde (71./Lydsson), Gardarsson, Yeoman, Margeirsson - Hreinsson (89./Vilhjaimsson), Adalsteinsson
Gelb-Rote Karte: Adalsteinsson (80.)
Gelbe Karten: Szabics, Djuricin, Todorovski
Die Besten: Keine bzw. Rohde, Gunnleifsson
Hinspiel: 0:0 - Breidablik mit dem Gesamtscore von 1:0 weiter
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