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Seit 30 Jahren ungeschlagen

Seit dem 26. Juli 1983 hält Jarmila Kratochvilova den 800-m-Weltrekord. Es ist die älteste Bestmarke der Leichtathletik, gefolgt vom 400-m-Weltrekord der DDR-Athletin und Kratochvilova-Konkurrentin Marita Koch aus dem Oktober 1985. Auch 30 Jahre nach ihrem historischen Lauf von München muss Kratochvilova die von Anfang an geäußerten Dopingvorwürfe zurückweisen.

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Die Zeit von 1:53,28 war unglaublich. „Noch fünf Meter vor der Ziellinie war ich sicher: Die Uhr muss kaputt sein“, erzählte Kratochvilova einmal. In den folgenden Jahren bissen sich Weltklasseläuferinnen wie Ana Fidelia Quirot, Maria Mutola und auch die Österreicherin Steffi Graf die Zähne an dieser Marke aus, blieben zum Teil meist zwei bis drei Sekunden darüber. So eine Bestmarke und die äußerliche, sehr männlich wirkende Erscheinung Kratochvilovas sorgten von Beginn an für Dopinggerüchte.

Weltrekordlauf von Jarmila Kratochvilova über 800 Meter im Jahr 1983

AP/Uwe Lein

Am 26. Juli 1983 lief Kratochvilova in München Weltrekord über 800 m

„Ihr Körper war pure Provokation“

„Es wird immer Zweifler geben“, sagte die frühere tschechische Leichtathletin und spätere Trainerin der Onlineausgabe der Zeitung „Pravo“. Kratochvilova hält seit dem 26. Juli 1983 in 1:53,28 Minuten den Weltrekord über die zwei Stadionrunden. Bilder von damals lassen jedoch durchaus Zweifel. „Ihr Körper war pure Provokation“, schrieb einmal ein Sportmagazin und fragte: „Kann eine Frau solche Muskeln haben?“

Die Antwort der Tschechin lautete: „Ja, wenn sie so hart trainiert wie ich.“ Kratochvilova führte ihre Überlegenheit auf beinhartes Training zurück. Heute würden die Athletinnen nur von Wettkampf zu Wettkampf hetzen. Sie habe damals noch viel mehr trainiert. „Meine Ergebnisse habe ich durch langjährige systematische harte Arbeit erreicht“, erklärte sie einmal und fügte hinzu: „Kein Funktionär hat mich jemals gezwungen, unerlaubte Mittel zu nehmen.“

„Wir machten unglaublich viel Krafttraining. In jedem Training hob sie insgesamt 16 Tonnen. Jeden Vormittag lief sie 18-mal 300 Meter“, berichtete einst ihr Trainer, dem auch unorthodoxe Trainingsmethoden nicht fremd waren: „Sie lief durch ein Becken mit knöchelhohem Wasser oder mit militärischer ABC-Schutzmaske und Zehn-Kilo-Bleiweste.“

800-m-Weltrekord als „Zufall“

„Eigentlich hätte ich die Streckenlänge gar nicht laufen sollen“, erinnerte sich die 62-Jährige am Freitag im tschechischen Rundfunk. Die 1983 mit 47,99 Sekunden auch den 400-m-Weltrekord aufstellte. Die bis heute zweitbeste Zeit, nur unterboten von Koch. Nur wegen eines Krampfes habe sie sich für den Wechsel von den 200 m auf die 800-m-Distanz entschieden. „Ich habe mir gesagt, dass ich die 800 m entspannt angehen muss, ohne zu leiden, um gut zu laufen“, sagte Kratochvilova.

Mit ihren Gedanken sei sie damals längst bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Helsinki im August 1983 gewesen. „Ich wusste schon, dass ich in Form bin“, ergänzte sie. Dass ihre Rekordzeit unterboten werden könnte, hält sie für möglich: „Ganz ruhig bin ich nicht.“ Für ihr damaliges Preisgeld habe sie sich einen Fernseher gekauft: "Er hat viele Jahre gehalten. Im Jahr 1987 trat Kratochvilova im Alter von 36 Jahren zurück und arbeitete danach als Trainerin. Sie betreute unter anderen die tschechische 800-m-Weltmeisterin von 1999, Ludmila Formanova.

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