„Traum ist wahr geworden“
An der Whitchurch High School in Cardiff gibt es nur ein Gesprächsthema - bei den Burschen sowieso, aber längst auch bei den Mädchen. Es ist der ehemalige Schüler, dessen Foto in der Hall of Fame auf einem der langen Gänge im Gebäude hängt: Gareth Bale. Seit seinem Wechsel von Tottenham Hotspur zu Real Madrid am Sonntagabend ist er der teuerste Fußballer der Welt.
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Bale hat die Spanier 100 Millionen Euro gekostet. Eine Summe außerhalb der Vorstellungskraft für viele Schüler. Er ist ein Weltstar, der größte Held des kleinen Landes, der erste Waliser im Trikot der „Königlichen“. Schüler und Lehrer der Whitchurch High School in Bales Heimatstadt sind stolz darauf, dass er - genau wie Rugby-Star Sam Warburton und Rad-Doppelolympiasieger Geraint Thomas - früher ihre Schule besuchte.

Reuters/Rebecca Naden
Im Wales-Trikot spielte Bale Österreich beim 2:1 im Februar schwindlig
Noch heute kommt der Ausnahmefußballer bei Gelegenheit zurück, um zu den Jugendlichen zu sprechen und sie zu inspirieren. Bale bekennt sich zu seinen Wurzeln. Als sein damaliger Coach Harry Redknapp ihm nach einem Hattrick in der Champions League bei Inter Mailand einmal vier Tage freigab und ihm riet, in den Süden ans Meer zu fliegen, kam Bale lieber nach Cardiff und besuchte seine Mutter.
Angst nur vor Spinnen
Wegen solcher Gesten reden die Einwohner der Hauptstadt voller Wohlwollen von ihrem Star. Niemand dort habe ein böses Wort für den 24-Jährigen übrig, berichtete die BBC. Auf Bale würden die Stereotype des teuersten Fußballers der Welt eben nicht passen. „Er trinkt keinen Alkohol. Er hat Angst vor Spinnen. Und wenn er Zeit hat, besucht er seine Mutter in Südwales. Für den Burschen aus Nordcardiff war es nie schwer, auf dem Boden zu bleiben“, schreibt der britische Sender.
Enge Freunde bezeichnen Bale als bescheiden, höflich und normal. Seine aktuelle Freundin und Mutter seines Kindes, Emma Rhys-Jones, war schon seine Jugendliebe. „Er war immer einer von den Burschen. Ich bin sicher, dass seine besten Kumpels aus der Schule noch heute seine besten Freunde sind“, sagte sein ehemaliger Lehrer Gwyn Morris auf WalesOnline.
Kein Plan B
Bereits als kleiner Bub hatte Bale nur Fußball im Sinn. Sein Herz schlug für Landsmann Ryan Giggs. Ständig soll er Vater Frank zum Kicken in den Park gescheucht haben. „Schon als ich drei Jahre alt war, habe ich nur an Fußball gedacht. Ich wollte nie etwas anderes tun. Wenn Leute mich gefragt haben, was wäre, wenn ich es nicht zum Fußballer schaffe, konnte ich keine Antwort geben. Ich hatte keine Idee“, sagte Bale einmal. Für seine Karriere gab es keinen Plan B.
Mit neun Jahren wurde er von einem Scout aus Southampton entdeckt und zu deren Akademie eingeladen. „Nach einiger Zeit wussten wir, dass er etwas ganz Besonderes ist“, hieß es damals. Jahrelang pendelte Bale. Montags, dienstags und samstags war Training in Southampton, mittwochs in Bath. An den ersten beiden Wochentagen verpasste er deshalb die Schule in Cardiff. Dennoch schaffte er einen guten Abschluss.
„Er wusste, was er wollte“
Bale war als Kind dünn und schüchtern. Seine Knochen wuchsen zu schnell für den Rest des Körpers. Ständig hatte er Rückenschmerzen. Beinahe hätte ihn Southampton deswegen sogar aus der Akademie geworfen, doch er kämpfte sich durch. Als Schüler lief er die 100 Meter in 11,4 Sekunden. Er war Allrounder, spielte Rugby, Hockey und trat für die Schule in Läufen an. Sein Onkel Chris Pike kickte früher für Cardiff. Vielleicht gab das den Ausschlag zum Fußball.
„Gareth hatte große Leidenschaft für seinen Sport. Er wusste, was er wollte. Und er hat sehr hart dafür gearbeitet“, erinnert sich Lehrer Morris. Er verbot Bale, beim Kicken seinen linken Fuß zu benutzen - um den Mitspielern eine Chance zu geben und seinen rechten zu verbessern. Vier Tage nach der Abschlussprüfung verließ Bale Cardiff und zog in Southampton mit Theo Walcott zusammen.
Start mit Negativrekord
Mit 16 Jahren und 275 Tagen gab er am 17. April 2005 sein Profidebüt in der zweiten Liga. Nur Walcott war bisher jünger. Wenige Tage später absolvierte er zudem sein erstes Länderspiel für Wales. Seinen ersten Einsatz in der Premier League hatte der Linksfuß 2007 nach seinem Wechsel zu Tottenham. Das 0:1 gegen Manchester United war der Start eines Negativrekords. Bei seinen ersten 24 Einsätzen für die Spurs konnte der Club keinen einzigen Sieg bejubeln.
Redknapp beendete den Fluch, indem er Bale in der Saison 2009/2010 beim Stand von 4:0 gegen Burnley in den letzten fünf Minuten einwechselte und später aus dem Verteidiger einen Mittelfeldspieler machte. In der vergangenen Saison wurde Bale zum Weltstar. Er erzielte 26 Treffer und wurde auf der Insel gleich mehrfach zum Spieler der Saison gewählt.
Trotz seiner Heimatverbundenheit hat Bale nie verheimlicht, dass es sein größter Traum ist, für Real Madrid zu spielen. „Ich kenne viele Spieler, die oft über ihren Wunsch reden, zu dem Club ihrer Kindheitsträume zu wechseln. Für mich ist dieser Traum wahr geworden“, sagte Bale am Sonntag.
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