Prestigeduell im Mannschaftsbewerb
Die 32. Tischtennis-Europameisterschaften im Schwechater Komplex Multiversum/Werner Schlager Academy (WSA) beginnen am Freitagabend (18.00 Uhr, live in ORF Sport +) gleich mit einem Kracher aus österreichischer Sicht. Im Achtelfinale des Mannschaftsbewerbes treffen die ÖTTV-Herren auf Titelverteidiger Deutschland.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Als Fixstarter im ÖTTV-Team gelten Robert Gardos und Chen Weixing, dritter Spieler dürfte entweder Stefan Fegerl oder Daniel Habesohn sein. Neo-Cheftrainer Jarek Kolodziejczyk wollte seine Taktik für die Auftaktpartie noch nicht verraten, auch seinen Schützlingen teilt er die Aufstellung erst am Donnerstag mit.
„Es ist klar, dass durch das Fehlen von Timo Boll als Europas bester Spieler die Deutschen jetzt eine etwas schlechtere Mannschaft haben“, sagte der Pole. „Aber deswegen herrscht nicht Chancengleichheit, Deutschland ist noch immer Favorit. Ihre Nummer drei liegt in der Weltrangliste vor unserer Nummer eins,“ so Kolodziejczyk.
Fegerl fühlt sich in Topform
Die Österreicher fühlen sich dennoch bereit für das Prestigeduell. Jungvater Fegerl ließ sich seine Topverfassung in einem Sparring mit dem weißrussischen Ex-Europameister Wladimir Samsonow bestätigen. „Ich spiele derzeit mein bestes Tischtennis, und noch dazu in meiner Heimhalle. Hier habe ich meine besten Spiele geliefert“, sprach der SVS-NÖ-Spieler den für ihn doppelten Heimvorteil an.
Seine Lebensgefährtin Li Qiangbing werde noch im Oktober wieder ins leichte Training einsteigen, nachdem der gemeinsame Sohn Louis am 13. August zur Welt gekommen ist. Klar, dass Österreichs Teamspielerin bei den Spielen Fegerls in der Halle sein wird.
Konkurrent des 25-Jährigen um einen Platz im Team gegen die Deutschen ist Habesohn, dessen Fokus aber primär der Titelverteidigung im Doppel mit Gardos gilt. Der 27-Jährige sieht Fegerl auch im Vorteil: „Stefan spielt im Training wirklich gut, ich habe hingegen immer wieder mal einen Hänger. Ich wäre daher nicht überrascht, wenn Stefan spielt.“

APA/EPA/Christophe Karaba
Daniel Habesohn und Robert Gardos sind Titelverteidiger im Doppel
Gardos rechtzeitig fit geworden
Gardos ist in den vergangenen Jahren zu Österreichs Nummer eins aufgestiegen - auch weil Ex-Weltmeister Werner Schlager immer seltener an der Platte in Erscheinung tritt und auch bei der Heim-EM in seiner eigenen Halle fehlt. Den wie Schlager 41-jährigen Chen Weixing plagen immer öfter Wehwehchen, er steht dem Team aber voll zur Verfügung. Vom neuen Coach Kolodziejczyk hat Chen jedenfalls ein seinen Bedürfnissen angepasstes Trainingsprogramm erhalten.
Auch beim 34-jährigen Gardos machen sich nach Jahrzehnten im Tischtennis Abnutzungserscheinungen bemerkbar. Eine entzündete Sehne in der rechten Schulter hat ihm seit dem Frühjahr zu schaffen gemacht, seit rund einem Monat hat er die Beschwerden aber im Griff.
Deutsche auch ohne Boll zuversichtlich
Die Deutschen reisen trotz des Ausfalls von Einzel-Titelverteidiger Timo Boll zuversichtlich nach Schwechat. In allen sechs Bewerben rechnet sich Europas Tischtennisland Nummer eins Chancen auf Medaillen aus, Dimitri Ovtcharov geht sogar dreifach auf Goldjagd - mit gutem Grund, ist er doch einerseits nach Bolls Absage als Nummer eins gesetzt und hat die DTTB-Mannschaft zuletzt fünfmal in Folge den Titel geholt. „Unsere Ziele sind ehrgeizig und ambitioniert, aber realistisch“, sagte Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig.
Das Duell mit Österreich nehmen die Deutschen nicht auf die leichte Schulter: „Für mich als Trainer ist das eine schwierige Situation“, meinte Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf. „Wir müssen von Anfang an Vollgas geben. Aber das sind meine Spieler auch gewohnt.“ Der Coach setzt außer auf Ovtcharov auf Patrick Baum, Bastian Steger, Patrick Franziska und Boll-Ersatzmann Ruwen Filus. „Dass Timo nicht dabei ist, ist natürlich ein Verlust“, räumte Steger ein. „Wir werden unsere Ziele aber nicht korrigieren. Wir sind trotzdem gut genug, um Europameister zu werden.“ Ovtcharov geht noch weiter. „Es muss mein Anspruch sein, dieses Turnier zu gewinnen. Ich habe über das Jahr sehr konstant gespielt, mit Platz drei wäre ich nicht zufrieden“, erklärte der 25-jährige Olympiadritte in Einzel und Team.
Auch bei den Damen könnte es zum Duell zwischen Deutschland und Österreich kommen - im Viertelfinale. Während die Deutschen schon dort warten, müsste die ÖTTV-Equipe dafür am Freitag im Qualifikationsspiel gegen die Türkei und im Achtelfinale gegen Titelverteidiger Niederlande reüssieren.
Links: